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Ein Kicker? Ein Kicker!

Roberto Aguayo gilt als enormes Kicker-Talent - und wurde bereits in der 2. Runde gedraftet
© getty

Die Tampa Bay Buccaneers sorgen für den Kicker-Schock, während sich die Jets in Person von Christian Hackenberg den Mega-Reach leisten. Außerdem: Die Linebacker werden erlöst, Jack, Ragland und auch Smith müssen nicht lange warten. Tom Brady erhält derweil einen prominenten Fürsprecher - inklusive Stichelei in Richtung Roger Goodell. Der deutsche Receiver Moritz Böhringer hofft derweil auf den dritten Tag, den ihr am Samstag ab 17.30 Uhr hier im LIVE-Ticker verfolgen könnt.

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Ein Kicker? Ein Kicker! Roberto Aguayo galt schon vor dem Draft als eine der schöneren Geschichten. Der Sohn eines mexikanischen Einwanderers war über Fußball zum Football gekommen und legte bei Florida State eine sensationelle Karriere hin. Aguayo hatte innerhalb von 40 Yards keinen Fehlschuss, während die Tampa Bay Buccaneers in der Vorsaison nur 72,5 Prozent ihrer Field-Goal-Versuche verwandelten - der ligaweit drittschwächste Wert.

Die erste Runde im Recap: Eine Gasmaske wirbelt den Draft durcheinander

Also eine mögliche Traum-Ehe? Aguayo galt im Vorfeld immerhin als Kandidat für einen möglichen Drittrunden-Pick. Doch die Bucs packten noch eine Schippe drauf: Tampa schnappte sich Aguayo nicht nur in der zweiten Runde, die Bucs mussten dafür auch noch teuer hoch traden: Ein Drittrunden- und ein Viertrunden-Pick gingen an die Kansas City Chiefs, um den Kicker an Nummer 59 zu bekommen.

Dabei profitierte Aguayo mutmaßlich auch von der Regeländerung hinsichtlich des Kick-Offs: Ein Touchback bringt die Offense künftig nicht mehr an die 20-, sondern an die 25-Yard-Line. Der Ex-Florida-State-Kicker ist ein Spezialist darin, Kicks hoch in die Nähe der Endzone zu bringen, um so Touchbacks zu verhindern. Trotz alledem scheint es absurd, einen derart hohen Preis für einen Kicker zu bezahlen und dafür Picks für mögliche Offense- oder Defense-Starter abzugeben - wie gut er auch sein mag. Aguayo ist jetzt jedenfalls der vierte Kicker, der in den letzten 25 Jahren innerhalb der ersten beiden Runden gedraftet wurde.

Die Linebacker werden erlöst: Es war in der ersten Runde noch eines der großen Themen: Die von kleineren und größeren Verletzungen geplagten Star-Linebacker Jaylon Smith, Myles Jack und Reggie Ragland rutschten allesamt in die zweite Runde. Dort endete dann aber auch für alle drei die Warterei.

Jacksonville ging nach oben, um sich Jack zu sichern. Zusammen mit Erstrunden-Pick Jaylon Ramsey haben sich die Jaguars damit rein vom Talent her zwei der Top-10-Spieler dieses Drafts gesichert. Jetzt bleibt abzuwarten, wie Jacks Knie standhält. Buffalo schnappte sich Ragland an Nummer 10, die Bills galten schon in der ersten Runde als mögliches Ziel für den Alabama-LB.

Der komplette zweite Tag zum Nachlesen: Böhringer muss noch warten...

Smith, der die 2016er Saison infolge seines Meniskusrisses und eines damit verbundenen Nervenschadens wohl verpassen wird, landete noch zwei Picks vor Jack in Dallas. Eine interessante Konstellation: Cowboys-Ärzte hatten die OP bei dem Linebacker damals durchgeführt, kein Team dürfte Smiths Heilungsprozess also besser einschätzen können. Hätte Dallas nicht zugeschlagen, wäre Smith Berichten zufolge nach New England gegangen.

Die Hommage an Tom: Nicht dass er das noch nötig hatte, doch Kevin Faulk hat sich am Freitagabend nochmals zusätzlich in die Herzen aller Patriots-Fans katapultiert. Der Ex-Pats-RB durfte New Englands Drittrunden-Pick verkünden und nutzte die Bühne für einen kleinen Seitenhieb in Richtung Commissioner Roger Goodell, als er ankündigte: "Die New England Patriots UND Tom Brady wählen Joe Thuney, Tackle, North Carolina State."

Brady hatte erst vor wenigen Tagen im Machtkampf mit Roger Goodell den Kürzeren gezogen: In der Folge des Deflate-Gate-Skandals setzte ein Berufungsgericht die eigentlich bereits aufgehobene Vier-Spiele-Sperre gegen New Englands Quarterback wieder in Kraft. Darüber hinaus hatten die Patriots schon zuvor ihren Erstrunden-Draft-Pick in diesem Jahr aberkannt bekommen.

Der Mega-Reach: Nach wie vor ist offen, wer der Quarterback der Jets in der kommenden Saison sein wird - daran ändert auch der größte Reach der zweiten Runde nichts. Penn State QB Christian Hackenberg, der erste Penn State QB in den ersten beiden Runden seit Kerry Collins 1995, ist vielmehr Risiko als Projekt.

Die Genauigkeit ist eine Katastrophe, teilweise kurze Screens verfehlen das Ziel deutlich. Hackenberg ist extrem inkonstant, versucht regelmäßig Würfe zu erzwingen und hat überhaupt kein Gefühl in der Pocket sowie dafür, wo der Pass-Rush herkommt. Hinter einer sehr schwachen O-Line kassierte er so 2014 bei 8,3 Prozent und 2015 bei 9,6 Prozent (!) seiner Snaps einen Sack. Gang Green traf sich mit Hackenberg zum privaten Workout und die Verantwortlichen haben dabei offenbar genug gesehen, um ihn in der zweiten Runde zu nehmen.

Die spannende Frage wird sein: Können die Jets an das vielversprechende erste College Jahr des einstigen Nummer-1-High-School-Recruits anknüpfen? Klar ist: Hackenberg wird Zeit brauchen. Viel Zeit. Und Michigan States Connor Cook wartet weiter auf einen Anruf.

Zahlen, Zahlen, Zahlen: Trades dominierten auch am zweiten Tag, was insbesondere die zweite Runde äußerst kurzweilig machte: Nur 17 der 32 Teams pickten in der zweiten Runde letztlich an dem Spot, an dem sie ursprünglich waren. Ebenfalls auffällig: Das geringe Interesse an den Running Backs. Mit Ezekiel Elliott und Derrick Henry gingen nur zwei RBs in den ersten beiden Runden. In der dritten Runde folgten schließlich noch Kenyan Drake und C.J. Prosise. Hier liegt mit Kenneth Dixon, Paul Perkins oder auch Jordan Howard noch jede Menge Value.

Henry ist darüber hinaus seit 1967 der erste mit der Heisman-Trophy ausgezeichnete Running Back, der nicht in der ersten Runde des Drafts oder des Supplemental Drafts gezogen wurde. In Tennessee darf er seine Zweifler jetzt in der "Exotic Smashmouth"-Offense (Zitat HC Mike Mularkey) widerlegen.

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Ohio State sorgte derweil für einen Rekord, die Buckeyes waren in den ersten drei Runden mit zehn Spielern vertreten. Zum ersten Mal im modernen Draft waren elf der ersten 13 Picks in der zweiten Runde Defense-Spieler. Der erste davon, Browns-Pick Emmanuel Ogbah, muss noch viel an seiner Run-Defense arbeiten - seine 78 Pressures waren aber der Spitzenwert aller Edge-Defender dieser Draft-Klasse.

Die einzelnen Picks im Überblick

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