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Ein gelungener Abschied?

Mein Herz tanzt! Todd Gurley feiert seinen Touchdown im zweiten Viertel
© getty

Die St. Louis Rams (6-8) haben ihr letztes Heimspiel des Jahres mit 31:23 (14:3, 7:0, 7:3, 3:17) gegen die Tampa Bay Buccaneers (6-8) gewonnen und erhalten damit zumindest vorerst ihre theoretische Chance auf die Playoffs. Während sich die Rams auf einen starken Quarterback stützen konnten, hatte Jameis Winston bei den Bucs lange große Probleme.

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Durch zwei Touchdowns von Tayvon Austin (73 YDS) und einem weiteren Score von Rookie-Running Back Todd Gurley (79 Scrimmage-Yards) führten die Rams zur Pause bereits deutlich mit 21:3. Während die Hausherren dabei auf effizientes Quarterback-Play von Case Keenum (234 YDS, 2 TDs) bauen konnten, hatte Winston bis dahin große Probleme.

Der Kandidat für den Rookie of the Year schaltete nach der Pause einen Gang hoch und stellte mit 363 Passing Yards (2 TDs, INT) eine Karriere-Bestmarke auf, leistete sich aber auch zwei teure Ballverluste. Die Aufholjagd zum Schluss blieb schließlich nicht von Erfolg gekrönt: Eineinhalb Minuten vor dem Ende sicherte sich St. Louis einen letzten Onside Kick der Bucs. Wenn es wirklich das letzte Spiel der Rams in St. Louis gewesen sein sollte, verabschiedete sich das Team mit einer insgesamt starken Leistung.

Die unterlegenen Bucs treffen in der kommenden Woche daheim auf die Chicago Bears, St. Louis reist nach Seattle. Sollten die Seahawks und die Vikings am Sonntag gewinnen, wäre der Playoff-Traum beider Teams allerdings schon ausgeträumt.

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Die Reaktionen:

Lovie Smith (Head Coach Buccaneers): "Ich dachte, wir würden ein besseres Spiel abliefern. Heute war nicht viel dabei, worüber man sich freuen konnte. Wir haben einen langen Weg hinter uns, aber wir sind noch nicht am Ziel. In vielen Bereichen sind wir nah dran. Wir haben einfach nicht konstant gespielt."

Jameis Winston (Quarterback Buccaneers): "In der ersten Halbzeit habe ich nicht gut genug gespielt, obwohl die Protection gut war. Wir hatten genügend Möglichkeiten. Daraus müssen wir alle lernen. Unsere Chancen auf die Playoffs sind wahrscheinlich dahin. Aber trotzdem geht es noch um viel. Unsere Einstellung wird sich nicht verändern."

Case Keenum (Quarterback Rams) über die Zukunft der Franchise: "Niemand weiß, was passieren wird, aber unsere Fans waren heute unglaublich. Wir hatten eine tolle Atmosphäre."

William Hayes (Defensive End Rams): "Es war wunderbar, wie sie uns heute unterstützt haben. Wir haben ja in dieser Saison nicht gerade großen Sport abgeliefert."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Es geht für beide Teams noch um die Playoffs, auch wenn man jeweils auf Siege und beträchtliche Schützenhilfe angewiesen wäre. Die Bucs haben die besseren Chancen, aber mit drei verbleibenden Partien zwei Siege Rückstand auf Seattle und Minnesota (jeweils 8-5).

Es geht aber womöglich auch um den Award für den Offensive Rookie of the Year. Bucs-Quarterback Jameis Winston (über 3.000 Passing Yards) werden nach einer starken Rookie-Saison ebenso gute Chancen eingeräumt wie Running Back Todd Gurley (fast 1.000 Rushing Yards, 8 TDs). Gurley ist übrigens der erste Rookie mit fünf Spielen von je mehr als 125 Rushing Yards seit Doug Martin 2012 - und der spielt heute für die Bucs. Die Gäste müssen auf den verletzten Receiver Vincent Jackson verzichten, zudem hat man die Pass-Verteidigung nach einer schwachen Leistung gegen die Saints umgebaut.

Und es geht vielleicht zum letzten Mal ein Heimspiel der Rams in St. Louis über die Bühne. Das Team wird neben den Raiders und den Chargers als heißer Kandidat für einen Umzug nach Los Angeles gehandelt, die Entscheidung soll im Januar fallen.

12.: Perfekter Start der Rams. Beim ersten Drive bringt Keenum alle drei Pässe an den Mann, der letzte geht als Screen Pass auf Tavon Austin, der sich aus 17 Yards in Punt-Returner-Manier in die Endzone schlängelt. Todd Gurley hat schon 29 Yards beigetragen. Wenig später feuert lässt Receiver Kenny Britt seinen Bewacher mit einem Double Move (Sprint, Stop, Sprint) stehen, Keenum findet ihn an der linken Seitenlinie mit einem perfekten Pass. 60-Yard-Touchdown! 14:3 Rams!

23.: Noch kein gutes Spiel von Winston, der einfach zu ungenau auftritt. Jetzt mal ein langer Drive der Bucs, vor allem Martin und Receiver Mike Evans machen die Arbeit. An der 23-Yard-Linie der Rams fehlt schließlich noch ein Yard zum First Down, die Gäste spielen ihren vierten Versuch aus. Martin bekommt den Ball - und wird geplättet! Keine Punkte! Weiter 14:3 St. Louis.

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28.: Gurley macht die 1.000 voll! Genau 25 Yards am Boden hatten dem Rookie noch zu dieser Rushing-Marke gefehlt, und die macht er mit einem Power-Run von der 3-Yard-Linie zum Touchdown perfekt. Es ist sein neunter Rushing-Touchdown der Saison - und den feiert er mit dem "Dab", jener Tanzbewegung, die vor allem Cam Newton in dieser Saison populär gemacht hat. 21:3 St. Louis, das ist auch der Pausenstand.

42.: So langsam kommt Jameis besser ins Spiel, die Offense verkürzt nach langem Drive per Field Goal. Aber in der Verteidigung stimmt es nicht, Austin schafft seinen zweiten Touchdown des Tages. Und dann klappt es im Gegenzug nicht mit der Ballübergabe von Winston an Martin. Der kann das Ei nicht festhalten, es spritzt auf den Boden und landet bei den Rams! Das tut weh! 28:6 Rams!

47.: Wird es noch einmal spannend? Nach einem Rams-Punt braucht Tampa nur vier Spielzüge für ganze 98 Yards, wobei es beinahe schiefgegangen wäre: Donteea Dye lässt den Ball nach einem 44-Yard-Catch fallen, dabei war noch nicht abgepfiffen! Zum Glück passt Teamkollege Luke Stocker auf, und der bekommt dann auch den Touchdown-Pass. Aber den folgenden Kick-Off trägt Benjamin Cunningham aus der eigenen Endzone 102 Yards zurück! Von der rechten Seitenlinie zieht er in die Mitte, dann wieder zurück nach außen, bevor er kurz vor der Endzone gestoppt wird. Die Teamkollegen feiern ihn natürlich trotzdem! 28:13 Rams.

56.: Das dürfte es gewesen sein: Winston steht bereits tief in der gegnerischen Hälfte, doch dann macht er gegen den Pass Rush einen folgenschweren Fehler: Er will den langen Pass auf Mike Evans erzwingen, aber in der Cover-2-Deckung der Rams hat sich Cornerback Trumaine Johnson vor Evans aufgebaut. Weil der Pass zu flach kommt, fängt er ihn locker ab. 31:16 St. Louis.

Der Star des Spiels: Case Keenum. Kaum zu glauben, dass Keenum gerade einmal 17 Pässe spielte - die hohe Führung macht's möglich. Von diesen 17 fanden aber 14 den richtigen Abnehmer und brachten 234 Yards ein, das sind stolze 13,8 Yards pro Pass. Dazu zwei Touchdowns, immer wieder richtige Entscheidungen - und an diesem Abend ein bärenstarkes, fast perfektes Passer Rating von 158.

Der Flop des Spiels: Jameis Winston. Eine zugegebenermaßen sehr harte Entscheidung gegen den Quarterback der Buccaneers, doch der hatte gerade in der ersten Halbzeit enorme Probleme, feuerte immer wieder zu hoch oder zu weit, und sorgte mit nur 49 Passing Yards zur Pause für den enormen Rückstand. Bei stolzen 50 Passversuchen waren die reinen Zahlen dann wieder in Ordnung, aber auch die zwei Turnover stehen in seiner Statistik - und es hätten auch mehr Interceptions sein können. Nicht sein bester Abend.

Das fiel auf:

  • Todd Gurley hatte an diesem Abend mit nur 48 Yards bei 21 Carries zu kämpfen, auch wenn er weitere 31 Yards durch zwei gefangene Pässe beisteuerte. Das lag auch daran, dass die Rams durch die frühe hohe Führung vor allem auf ihr Laufspiel setzten, um Zeit von der Uhr zu nehmen - was die Bucs, immerhin achtbestes Team gegen den Lauf, gut konterten. So kam St. Louis nur auf einen Schnitt von 3.0 Yards pro Carry.

  • Die Bucs hatten ihrerseits ein starkes Running Game (146 Yards, 5.4 Yards pro Carry), welches sie im Verlauf der zweiten Hälfte aber weitgehend einmotteten. Doug Martin (18 CAR, 91 YDS) spielte effizient, konnte aber einen wichtigen vierten Versuch nicht verwandeln und verlor dazu im Verbund mit Winston auch noch einen Fumble.
  • Gurleys 1.000 Running Yards bedeuteten erst das dritte Mal, dass diese Marke von einem Rams-Rookie genackt wurde. 1993 gelang diese Jerome Bettis, 1983 Eric Dickerson. Beide sitzen heute in Canton in der Hall of Fame - ein gutes Omen!
  • Keenum empfahl sich an diesem Abend für weitere Aufgaben als Starter bei den Rams. Der 27-Jährige ist bereits zum zweiten Mal bei den Rams unter Vertrag, 2014 hatte er schon kurzzeitig für das Team aufgeschlagen. Sein bestes Saisonspiel zeigte aber auch, wie prekär die Lage bei den Rams in Sachen Quarterback ist: Seine 175 Yards zur Pause wären allein schon die sechstbeste Marke der Saison gewesen ...
  • 14,4 Punkte hatten die Rams in der laufenden Spielzeit bisher im Schnitt aufgelegt. Diese Marke wurde mehr als verdoppelt. Das lag aber auch an der schwachen Secondary der Bucs. Die lässt eine Completion Percentage von fast 69 Prozent zu - Schlusslicht in der NFL.
  • "Keep the Rams" riefen die Zuschauer immer wieder, auch im letzten Viertel während einer Auszeit. Ob es wirklich das letzte Heimspiel war, steht noch in den Sternen - doch wirklich mobilisieren konnte die Franchise die eigenen Fans in diesem Jahr nicht. Wieder wurden nur knapp über 50.000 Tickets an den Mann gebracht, wieder war die tatsächliche Anzahl der Zuschauer weit darunter.

Der Schedule: Week 15 im Überblick

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