NFL

Die Fail-Mary-Rechnung

Von SPOX
Russell Wilson spielte damals den entscheidenden Pass zum Last-Minute-Sieg für Seattle
© getty

Zum Auftakt der neuen Saison treffen mit den Seattle Seahawks und den Green Bay Packers (hier geht's zur Analyse)direkt zwei Favoriten der NFC aufeinander. Nicht zuletzt aufgrund des geschichtsträchtigen Duells aus dem Jahr 2012, das zugleich das letzte Aufeinandertreffen des Super-Bowl-Champion aus Seattle und der Franchise aus Green Bay war, erwartet die Fans ein brisanter Start.

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Seattle Seahawks - Green Bay Packers (hier geht's zur Analyse)

Monday Night Football! Im CenturyLink Field stehen sich die Seahawks und die Packers gegenüber. Bei noch acht zu spielenden Sekunden befindet sich die Offense der Hausherren, die zu diesem Zeitpunkt einem 7:12-Rückstand hinterherläuft, an der 24-Yard-Linie der Gäste. Es ist Seattles viertes Down bei bis dato null Yards Raumgewinn. Die letzte Chance auf den Sieg: Hail Mary.

Umringt von fünf Packers-Akteuren ist es Augenblicke später Wide Receiver Golden Tate, der zusammen mit Green Bays M. D. Jennings seine Hände an den Ball von Russell Wilson bekommt. Die zu diesem Zeitpunkt durch einen Streik der regulären Unparteiischen im Einsatz befindlichen Ersatzschiedsrichter entscheiden nach zunächst unterschiedlichen Handzeichen auf Touchdown. Seattle jubelt, Green Bay fühlt sich betrogen.

Das Problem: Die unerfahrenen Offiziellen übersahen wenige Sekunden vor dem Catch eine klare Pass Interference durch Tate. Eine der größten und meistdiskutierten Fehlentscheidungen der letzten Jahre hatte jedoch auch eine positive Auswirkung: Nur wenige Tage später kam es zur Einigung zwischen der NFL und den Referees. Für die Packers ein eher schwacher Trost.

Alles auf Null

Die Erinnerung an das "Fail Mary"-Game vom 24. September 2012 spukt nicht nur bei den Fans beider Mannschaften noch in den Köpfen herum, auch auf dem Feld gibt es noch offene Rechnungen. "Wir können es kaum erwarten, dass es endlich los geht", formuliert es Seattles Coach Pete Carroll sachlich.

Carrolls Team geht vor heimischer Kulisse mit einem klaren Vorteil in den Saisonauftakt. Vor den lautstarken Fans der Seahawks, die einen ohrenbetäubenden Lärm veranstalten werden, ist es für jede Mannschaft der Liga eine Herausforderung anzutreten. "Sie agieren mit sehr viel Selbstbewusstsein und es ist ein harter Ort zu spielen", so Green Bays Quarterback Aaron Rodgers. Seattles 15:1-Heimbilanz der letzten zwei Jahre unterstreicht dies eindrucksvoll.

Defense als Prunkstück

Auch auf dem Feld selbst ist die Marschroute der Hausherren klar. Der Schlüssel liegt in der Defense. Nur deswegen konnte man die bärenstarke Offense der Broncos stoppen, nur deswegen steht die Vince Lombardi Trophy in Seattle.

Die enorme Geschwindigkeit, die unbarmherzige Pass-Rush-Defense und die starke Secondary wird bei den gegnerischen Angriffsreihen für Kopfschmerzen sorgen. Wenn auch mit Abstrichen. Zwar sind mit Cornerback Richard Sherman und Safety Earl Thomas wichtige Säulen weiterhin vorhanden, allerdings musste Defensive Coordinator Dan Quinn mit Defensive Tackle Red Bryant und Defensive End Chris Clemons zwei bedeutende Verluste in Richtung Jacksonville hinnehmen.

Rodgers als Erfolgsgarant

Ein Umstand, welcher der Offense der Gäste in die Karten spielt. Doch auch ohne diese Abgänge wäre es für die Defense der Seahawks kein Selbstläufer. Denn wenn ihr jemand gewachsen sein sollte, dann Rodgers.

Der 30-Jährige verfügt über eine unglaubliche Zielgenauigkeit bei schnellen Pässen - und das inner- und außerhalb der Pocket. Zudem zeichnet ihn die Fähigkeit aus, binnen weniger Sekunden sein Ziel zu finden. Gekoppelt mit seiner Athletik stellt er die größte Waffe gegen die Defense Seattles dar.

Hinzu kommt, dass Green Bay durch sein Laufspiel, welches im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2010 wieder zu den besten zehn der Liga gehörte, vielseitiger geworden ist. Deshalb baut Coach Mike McCarthy neben Rodgers Hauptzielen, den Wide Receivern Randall Cobb und Jordy Nelson, vor allem auf Running Back Eddie Lacy. Dieser überzeugte bereits in seiner ersten NFL-Saison und geht als Offensive Rookie of the Year in die neue Spielzeit.

Wichtig ist für die Packers jedoch vor allem die Geschwindigkeit der Partie zu kontrollieren: "Wir werden raus gehen und das machen, was wir am besten können - und das ist unsere No-Huddle-Offense", so Nelson: "Das Spiel schnell machen und erfolgreich zu sein."

Offense? Defense!

Doch nicht nur in der Offense haben die Packers gute Karten. Mit der Rückkehr von Clay Matthews und den Verpflichtungen von Erstrunden-Pick HaHa Clinton-Dix sowie dem erfahrenen Julius Peppers ist die Basis für eine starke Defensive gelegt.

Gegen die von Marshawn Lynch angeführte Offense, die mit Wilson immer mehr Entlastung erfährt, der Seahawks wird diese allerdings auch alle Hände voll zu tun haben. Ein besonderes Augenmerk liegt ferner auf den Wide Receivern Percy Harvin, der nach einer verletzungsgeprägten Saison im Super Bowl seine Klasse zeigte, und Doug Baldwin.

Die Packers sind auf jeden Fall gewarnt: "Ich denke, dass man von ihrer Offense sehr beeindruckt sein sollte", sagt Coach McCarthy: "Sie haben schon immer ein herausragendes Laufspiel gehabt, allerdings sind sie nun noch ausgeglichener." Es wird Zeit...
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