NFL

And it is... good! Bailey rettet die Cowboys

Von Florian Regelmann
Dan Bailey (r.) avancierte mit einem Last-Second-Field-Goal zum gefeierten Cowboy
© Getty

Ein Last-Second-Field-Goal, das Bruder-Duell und die Perfect-Season-Packers: Die Thanksgiving-Games sorgten für jede Menge Action. Während sich die Cowboys gegen Miami mal wieder auf ihren Kicker Dan Bailey verlassen können, entscheidet Baltimore den Harbaugh Bowl für sich. Und die Lions beweisen gegen Green Bay mit einem Ausraster von Superstar Ndamukong Suh fehlende Reife.

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Dallas Cowboys (7-4) - Miami Dolphins (3-8) 20:19 (0:3, 10:3, 0:10, 10:3)

QB: Tony Romo (22/34, 226 YDS, 2 TD, 2 INT) - Matt Moore (19/32, 288 YDS, TD)

RB: DeMarco Murray (22 CAR, 87 YDS) - Reggie Bush (16 CAR, 61 YDS)

WR: Laurent Robinson (7 REC, 79 YDS, 2 TD) - Brandon Marshall (5 REC, 103 YDS, TD)

Deja-Vu-Tag in Airlington: Die Cowboys in einem engen Spiel an Thanksgiving? Das kennen wir doch irgendwoher, oder? Wir erinnern uns kurz zurück: Genau vor einem Jahr verpasste David Buhler in den letzten Sekunden der Partie gegen die Saints ein 59-Yard-Field-Goal. Game over für Dallas.

Ein Jahr später fast dasselbe Bild: Heruntertickende Uhr, Field Goal Dallas, Führung des Gegners. Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Rookie-Kicker Dan Bailey machte es besser und sicherte den Cowboys mit seinem 28-Yard-Field Goal den vierten Erfolg in Serie.

Dass die Gastgeber überhaupt noch in diese Situation kamen, verdanken sie Tony Romo. Keine Frage, der Quarterback hatte gegen die Dolphins-Defensive zu kämpfen, warf zwei Interceptions und kam kaum einen Fuß aufs Gridiron.

Doch anders als in der Vergangenheit war Romo in den entscheidenden Momenten eben doch zur Stelle. Zusammen mit Running Back DeMarco Murry führte er Dallas in den letzten Spielminuten über das komplette Feld, bevor Bailey den Rest besorgte.

Wie vor fünf Tagen beim Overtime-Erfolg in Washington endete eine Cowboys-Partie also mit einem entscheidenden Field Goal des Kickers. "Wir finden zur Zeit einfach fast immer einen Weg zu gewinnen", so Romo, der neben den beiden Interceptions auch mit zwei TD-Pässen aufwarten konnte. Und siehe da: Die Cowboys haben sich still und heimlich an die Spitze der NFC East geschlichen.

Für die Dolphins war dagegen deutlich mehr drin, nicht nur wegen dem Last-Minute-Schock. Viermal schaffte es Miami in die Red Zone, nur um dann den Drive mit einem Field Goal zu beenden. Der einzige Dolphins-Touchdown ging auf die Kappe von Brandon Marshall.

Baltimore Ravens (8-3) - San Francisco 49ers (9-2) 16:6 (3:3, 3:0, 0:3, 10:3)

QB: Joe Flacco (15/23, 161 YDS, TD) - Alex Smith (15/24, 140 YDS, INT)

RB: Ray Rice (21 CAR, 59 YDS) - Frank Gore (14 CAR, 39 YDS)

WR: Anquan Boldin (4 REC, 63 YDS) - Michael Crabtree (6 REC, 54 YDS)

Harbaugh vs. Harbaugh. John vs. Jim. Das Bruderduell zwischen dem Ravens- und 49ers-Coach war das dominierende Thema zu dieser Partie. Und John Harbaugh zeigte seinem kleinen Bruder, was eine Harke ist und brachte San Francisco nach acht Siegen in Folge die zweite Saisonniederlage bei.

"Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf ihn bin, dass er so ein Team aufgebaut hat", zeigte sich der siegreiche John nach der Partie als perfekter großer Bruder.

Der Schlüssel zum Erfolg lag mal wieder ganz Ravens-like in der Verteidigung. Mit insgesamt neun Sacks stellte Baltimore einen Franchise-Rekord ein. Und das Ganze ohne Ray Lewis. Der Linebacker verpasste wegen einer Fußverletzung die zweite Partie nacheinander.

"Zum Glück", wird sich 49ers-Quarterback Alex Smith sagen. Denn auch so wurde er von der Ravens-Defensive regelrecht auseinandergenommen und kam nur auf 140 Yards. Zudem bliebt San Francisco zum ersten Mal in dieser Saison ohne Touchdown.

"Es ist immer unsere Taktik, den Quarterback zu attackieren. Aber heute war das oberste Ziel, den Harbaugh Bowl zu gewinnen", sagte Terrell Suggs, der alleine drei Sacks verbuchen konnte.

Die Entscheidung kam dabei zu Beginn des letzten Viertels, als Joe Flacco einen 76-Yard-langen Drive mit einem Acht-Yard-TD-Pass auf Tight End Dennis Pitta beendete. Durch den Sieg bleiben die Ravens in dieser Saison zu Hause weiterhin ungeschlagen.

Detroit Lions (7-4) - Green Bay Packers (11-0) 15:27 (0:0, 0:7, 0:17, 15:3)

QB: Matthew Stafford (32/45, 276 YDS, 1 TD, 3 INT) - Aaron Rodgers (22/32, 307 YDS, 2 TD, 0 INT)

RB: Maurice Morris (7 CAR, 39 YDS) - Ryan Grant (6 CAR, 20 YDS)

WR: Maurice Morris (9 REC, 81 YDS), Calvin Johnson (4 REC, 49 YDS, 1 TD) - James Jones (3 REC, 94 YDS, 1 TD), Greg Jennings (5 REC, 74 YDS, 1 TD)

Glückwunsch, Lions! Man hätte auf der großen Thanksgiving-Bühne mit Millionen von Zuschauern vor dem Fernseher nicht besser zeigen können, dass man zwar extrem talentiert, aber eben noch viel zu unreif ist, um mit der Elite in der NFL mitzuspielen. Detroit ließ wirklich nichts aus und stellte sich über weite Strecken einfach nur unfassbar dämlich an.

Dass sie nach einem 3-YD-TD-Pass von Aaron Rodgers auf Greg Jennings knapp fünf Minuten vor der Pause mit einem 0:7-Rückstand in die Kabine gingen, hatten sie sich selbst zuzuschreiben.

Green Bay: 86 Yards in Halbzeit eins

Detroit hatte zwar über 20 Minuten lang den Ball und hielt die Packers bei mickrigen 86 Yards, so wenige hatte Green Bay in dieser Saison noch nicht in einer ersten Halbzeit zustande gebracht, aber es half alles nichts.

Weil sich Detroit gute Drives in der Hälfte der Packers mit Penaltys immer wieder selbst zerstörte. Einige Strafen waren sicher fragwürdig, aber insgesamt spielten die Lions einfach viel zu undiszipliniert.

Dazu bereitete Matthew Stafford den Packers-Touchdown mit seiner Interception (Clay Matthews) in der eigenen Hälfte quasi vor. Dass Jason Hanson ein 47-YD-Field-Goal links vorbei schoss, half natürlich auch nicht. Auch das Ausscheiden des bis dahin überragenden Kevin Smith (57 Total-Yards) war bitter.

Suh rastet aus und tritt zu

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam es dann so, wie es kommen musste. Die Packers-Offense fing Feuer und marschierte übers Feld. Dennoch hätten die Lions Green Bay mit einer starken Goal-Line-Defense fast in einen kurzen Field-Goal-Versuch gezwungen und damit so was wie einen kleinen moralischen Sieg errungen, der für den weiteren Spielverlauf hätte wichtig werden können.

Aber dann kam den Lions die Dummheit ihres Superstars in der Defense in die Quere. Defensive Tackle Ndamukong Suh geriet zunächst am Boden in eine Auseinandersetzung mit Evan Dietrich-Smith und hämmerte da schon den Kopf seines Gegenspielers ein paar Mal in den Boden.

Und als Suh wieder aufstand, ließ er sich dazu hinreißen, dem Offensive Lineman der Packers einfach mal übelst auf den Arm zu treten.

Die Ejection musste folgen und sie kam. Suh wurde von den Refs vom Feld geschmissen, der Packers-Drive ging dank der Strafe doch noch weiter und John Kuhn erhöhte mit seinem 1-YD-TD-Run auf 14:0. Und das alles wegen Suh.

Wird Suh gesperrt?

In nicht einmal zwei Jahren in der NFL hat sich Suh einerseits als einer der stärksten Defensive Tackle etabliert, er hat aber auch den Ruf eines dreckigen Spielers bekommen, der schon mit so mancher Geldstrafe belegt wurde.

Suh hatte in dieser Saison sogar schon ein Meeting mit Commissioner Roger Goodell, um seine Spielweise zu diskutieren, aber wenn man diese Szene jetzt gesehen hat, dann hat das wohl wenig gebracht.

Die Frage ist jetzt viel mehr, ob Suh für diese zweifellos dreckige Aktion wieder Geld abdrücken muss, oder ob er sogar gesperrt wird. Man kann wohl fast davon ausgehen.

Suhs Interpretation der Geschichte ist auf jeden Fall interessant: "Als ich hoch komme, werde ich geschubst und verliere deshalb die Balance. Es war nicht meine Absicht, jemanden zu treten. Im Gegenteil, wie man sehen kann, wollte ich mich aus dieser ganzen Situation rausziehen."

Nachdem Suh aus dem Spiel war, ging das Spiel für die Lions innerhalb kürzester Zeit den Bach runter. Rodgers warf einen 65-YD-TD-Pass auf James Jones und Kicker Mason Crosby erhöhte aus 35 Yards noch im dritten Viertel auf 24:0.

Turnovers und Penaltys

Beiden Scores gingen die nächsten Interceptions von Stafford voraus. Zwar kamen die Lions zu Beginn des Schlussviertels endlich aufs Scoreboard, als Keiland Williams aus 16 Yards in die Endzone lief, aber spannend wurde die Partie nicht mehr.

Die Packers machten mit einem von Crosby (32-YD-FG) abgeschlossenen Drive knapp drei Minuten vor Ende den Deckel drauf. Der TD-Pass von Stafford auf Calvin Johnson war elf Sekunden vor Schluss nur noch Ergebniskosmetik.

Die Lions hatten am Ende sogar mehr Yards als die Packers auf dem Konto (409:349), aber wissen muss man nur zwei Statistiken: Turnovers? Green Bay: 0. Detroit: 3. Und Penaltys? Detroit: 11 für 82 Yards.

In einem wahren Flag-Fest mit insgesamt 19 Penaltys leisteten sich zwar auch die Packers viele Strafen und sogar eine Ejection (Pat Lee), aber das waren alles nicht solche Killer wie auf Seiten der Lions.

Rodgers zieht mit Young gleich

Green Bay steht nach dem 17. Sieg in Folge zum ersten Mal in der Franchise-Geschichte bei einer 11-0-Bilanz und arbeitet weiter an einer Perfect Season. Werden die Packers nach den New England Patriots (2007) wirklich das zweite 16-0-Team der Geschichte? Ihre letzten fünf Gegner: @Giants, Raiders, @Chiefs, Bears, Lions. Es scheint schon sehr gut möglich.

Vor allem, wenn Rodgers (33 TD, 4 INT) so weitermacht. Sein QB-Rating beim Sieg in Detroit: 120.2 - damit hatte er jetzt in seinen ersten elf Spielen immer mindestens ein Rating von 110, der NFL-Rekord von Steve Young aus dem Jahr 1994 ist eingestellt.

Für die Lions, die zum achten Mal in Folge an Thanksgiving verloren, geht es weiter um ein Wildcard-Ticket. Ob sie zum ersten Mal seit 1999 die Playoffs packen werden?

Es könnte sehr eng werden, denn das Restprogramm (u.a. @Saints, @Raiders, @Packers) hat es in sich.

Der Packers-Sieg zum Nachlesen im Ticker

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