NBA

"Bin ein bisschen wie Thomas Müller"

Dirk Nowitzki genießt mittlerweile das Bad in der Menge
© getty
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SPOX: Allerdings gab es eine Episode aus Ihrer Karriere, die fast schon vergessen ist, aber in Ihrer Kinofilm-Biografie "Der perfekte Wurf" thematisiert wird: Es machte nicht immer Spaß, sich selbst treu zu bleiben. So wurden Sie und Ihre Würzburger Freunde Marvin Willoughby, Demond Greene und Robert Garrett weniger von den Medien als mehr vom Basketball-Establishment als Jünglinge abgetan, die von Geschwindner einer Hirnwäsche unterzogen wurden und ferngesteuert sind.

Nowitzki: Es gab damals einige Dinge, die mir nicht gepasst haben. Ich hörte viele Stimmen, die mir vorwarfen, dass ich in die USA rübergehe, Würzburg im Stich lasse, in der NBA höchstens ein paar Spiele mache und in zwei Jahren reumütig zurückkomme. Man spürte, dass über unsere Gruppe herablassend gesprochen wurde. Dabei sind wir alle, nicht nur ich, unseren Weg gegangen: Demond spielt heute noch beim FC Bayern, Robert und Marvin legten genauso eine riesige Karriere hin. Am Anfang haben uns so viele Leute von oben herab belächelt und es wurde offen an uns gezweifelt. Dennoch feierten wir die Erfolge. Das sollte Antwort genug sein.

SPOX: Nur: Für Sie persönlich lief es derart gut, dass die Karrieren Ihrer Freunde fast schon in den Hintergrund traten. Häufig gibt es die Bitte, dass in Interviews nicht nur nach Dirk Nowitzki gefragt wird. Finden Sie es bedauerlich, dass Sie alles überstrahlen?

Nowitzki: Ja, das ist schade. Marvin zum Beispiel setzt tolle Sachen um und unterstützt viele soziale Initiativen. Das Hamburger Basketball-Projekt mit den Piraten und jetzt den Towers ist sehr beeindruckend. Ich bin stolz auf ihn. Vor allem, wie er sich für andere einsetzt. Andersherum betrachtet: Dank unserer gemeinsamen Vergangenheit werde ich im SPOX-Interview nach ihm gefragt und ich kann dabei helfen, etwas Aufmerksamkeit auf Marvins Engagement zu lenken. Von daher: alles gut. (lacht)

SPOX: Ihre Laufbahn lässt sich anhand Ihrer Freundschaften nacherzählen. In Würzburg hatten Sie ihre Clique mit Willoughby, Greene und Garrett, in Dallas fanden Sie mit Nash gleich einen Kumpel, der Sie in den ersten Jahren eng begleitete. Was viele kaum mitbekamen: Seit dem Meisterschaftsjahr 2011 verbindet Sie mit Brian Cardinal, einem wenig bekannten Rollenspieler, eine enge Freundschaft. Was steckt dahinter?

Der Trailer zum Film "Nowitzki - Der perfekte Wurf"

Nowitzki: Ich weiß es nicht so richtig, manchmal ist es nur so, dass man sich einfach super versteht. Mit anderen Mitspielern läuft es gut, nur da redet man eher über Small-Talk-Themen, über Sport und so etwas. Aber in den 16 Jahren NBA lernt man hin und wieder Menschen kennen, die besonders sind. Und bei Brian hatte es von Beginn an total geklickt. Obwohl wir am Ende nur eineinhalb Jahre in einer Mannschaft waren, ist er ein super Freund und es fühlt sich an, als ob wir zehn Jahre zusammenspielten. Wir sehen uns ständig. In diesem Sommer trafen wir uns erst beim Charity-Baseball-Spiel in Dallas, das ich veranstaltet hatte, und dann wenig später in New York. Ich nahm an Steves Benefiz-Fußballspiel teil und blieb einfach in New York, weil am Wochenende darauf Brian kam. An solchen Freundschaften merkt man, wie wichtig eine gewonnene Meisterschaft ist. Wenn man zusammen so einen Triumph feiert, bringt dich das total zusammen und man wird wie eine Familie. Wenn ich einen Peja Stojakovic irgendwo sehe, gehen wir immer auf uns zu, umarmen uns und jeder hat noch einen Spruch von 2011 auf Lager. Das schweißt unglaublich zusammen. Daher ist es so schön, dass Tyson Chandler zu uns zurückkehrt.

SPOX: Was kaum jemand wusste: Sie sollen sich mit Neuzugang Parsons ebenfalls sehr gut verstehen. Woher kennen Sie sich?

Nowitzki: Mark hat ihn irgendwann zufällig bei einer Party kennengelernt und sie standen ab da an relativ oft in Kontakt. Letztes Jahr im Sommer war ich dann mit Mark und seiner Crew in Las Vegas unterwegs und zufällig machte Chandler dort auch Urlaub. So verbrachten wir erstmals Zeit zusammen, tauschten Nummern aus und ich lud ihn zu meinem Charity-Baseball-Spiel ein. Es ist nicht so, dass wir uns jeden Tag was schreiben. Doch während der letzten Saison, wenn er oder ich ein gutes Spiel hatten, gratulierten wir uns gegenseitig. So hielten wir regelmäßig Kontakt. Dass es jetzt mit dem Wechsel geklappt hat, ist entsprechend klasse. Chandler ist ein super Spieler, der sich ohne Ball überragend bewegt und von außen gut schießt. Und er ist ein super Typ. Er kommt aus Florida, ist total easy going, nimmt alles locker. Er passt perfekt zu den Mavs.

SPOX: Mark Cuban und Diskobesuche...

Nowitzki: ... sind definitiv eine gute Kombination. (lacht)

Dirk Nowitzki im Steckbrief

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