NBA

Curry besorgt den Nackenschlag!

Von Philipp Dornhegge
Stephen Curry avancierte mit seinem finalen Jumper zum Matchwinner gegen Dallas
© getty

Die Dallas Mavericks (44-31) haben im Kampf um die Playoffs einen herben Nackenschlag erhalten. Im Heimspiel gegen die Golden State Warriors (46-28) kassierten die Texaner nach Verlängerung eine 120:122-Niederlage (BOXSCORE). Dirk Nowitzki war mit 33 Punkten und 11 Rebounds bester Maverick.

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Nach einem beschwerlichen Start spielten sich die Mavs im zweiten Viertel in einen Rausch und trafen vor allem aus der Distanz hochprozentig. Satte acht Dreier fanden im zweiten Abschnitt ihr Ziel.

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Kurz vor der Halbzeit besorgte Nowitzki mit einem persönlichen 8:0-Lauf die größte Führung für die Mavs (62:51), nach der Pause aber schlugen die Gäste alsbald zurück und waren schon nach wenigen Minuten wieder im Spiel.

In der Folge blieb das Duell stets eng - und ging nach 48 Minuten fast folgerichtig in die Overtime. Es hagelte wichtige Würfe: von Nowitzki, Monta Ellis und Jose Calderon auf der einen, von Klay Thompson, Andre Iguodala und Stephen Curry auf der anderen Seite. All-Star Curry machte mit einem eiskalten Jumper 0,1 Sekunden vor Spielende den Sack zu und versetzte den Playoff-Hoffnungen der Mavericks einen empfindlichen Dämpfer. Allerdings ging diesem Treffer ein Block von Jermaine O'Neal gegen Ellis voraus, der vor allem in der Wiederholung verdächtig nach Goaltending aussah.

Im acht Spiele dauernden Homestand musste Dallas damit zum vierten Mal in die Verlängerung (1-3) und verlor insgesamt vier dieser acht Heimspiele. Eigentlich zu wenig, wenn man sich das Restprogramm anschaut. In den letzten sieben Saisonspiele stehen noch Duelle mit den Clippers, Spurs, Suns und Grizzlies an.

Die Warriors machten mit dem Sieg in Dallas ihrerseits einen wichtigen Schritt in Richtung Postseason-Teilnahme. Nach der bitteren Pleite gegen New York konnte man die jetzt neuntplatzierten Mavs etwas distanzieren, ist selbst Sechster und hat ein relativ leichtes Restprogramm.

Die Gäste konnten sich neben Curry (23 Punkte, 10 Assists) vor allem auf Thompson (27) und O'Neal (20) verlassen, Iguodala kam auf 19 Punkte, 8 Rebounds und 7 Assists. Jordan Crawford steuerte 19 Punkte von der Bank bei.

Bei den Mavs überzeugte außer Nowitzki auch Ellis (27 Punkte, 6 Assists). Dazu leisteten die Bankspieler Brandan Wright (14), Vince Carter (12) und Devin Harris (10) wichtige Beiträge.

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Die Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Mavericks): "Ein Nackenschlag. Hätte man mir vorher gesagt, dass unsere Heimserie 4-4 endet, hätte ich gesagt: 'Das ist nicht gut genug.' Alle vier Niederlagen waren brutal, wie Schläge in den Magen. Hinten raus hatten wir immer wieder kleine Fehler dabei, und gute Mannschaften bestrafen dich dafür. So hatten wir uns das nicht vorgestellt."

Mark Jackson (Trainer Warriors)...

... über das Spiel: "Großartiger Sieg für uns. Es lief vieles gegen uns, Dallas hatte das Momentum. Aber meine Jungs haben richtig aufgetrumpft und das Ding durchgezogen."

... über Ersatzstarter Jermaine O'Neal: "Er war fantastisch: er hat am Korb abgeschlossen, hat super Blöcke gestellt, ist zum Korb abgerollt. Und er hatte mit seinem Block vielleicht die wichtigste Aktion des Spiels. Er ist ein inglaublicher Basketball-Spieler mit einer großartigen Karriere, und er bringt sie auf seine Weise zum Abschluss."

Stephen Curry (Warriors) über den Gamewinner: "Ich hatte in der regulären Spielzeit und in der Overtime ein paar Würfe, die sich gut anfühlten und trotzdem nicht drin waren. Ich wusste, ich muss einfach weiterwerfen. Zum Glück ist das Ding reingefallen."

Jose Calderon (Mavericks): "Es ist nicht das erste Mal, dass er so einen Wurf trifft. Es war knapp, aber er ist ein toller Spieler. Hätten wir ein paar Würfe mehr getroffen, hätten wir gewonnen."

Rick Carlisle (Trainer Mavericks): "Es ist uns in den letzten Spielen häufiger passiert, dass wir am Ende falsche Entscheidungen getroffen haben. Wir haben nicht das getan, was nötig war, um in der Defense mal sicher zu stehen. Wir bezahlen dafür."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Mavs sind in Bestbesetzung und können einmal mehr auf ihre Starting Five aus Calderon, Ellis, Marion, Nowitzki und Dalembert setzen.

Die Warriors dagegen haben arge Personalprobleme im Frontcourt: Bogut und Lee fehlen. Green und O'Neal stehen neben Curry, Thompson und Iguodala in der ersten Fünf.

1.: Das ist mal ein Anfang für Ersatz-Starter Green! Erst täuscht er nach einem Offensivrebound den Dreier an und findet den völlig offenen Thompson unterm Korb, dann versenkt er selbst aus der Distanz. 5:0 Warriors.

6.: Autsch, was für ein Crossover und Pull-Up-Jumper von Curry gegen Calderon! Die Warriors sind offensiv bislang nicht zu stoppen, 16:8-Führung.

10.: Das ist einfach fantastische Offense gegen löchrige Defense: Zwei Blocks an der Birne bringen die Mavs ins Schwimmen, Curry findet am Zonenrand Green, der wiederum per Touchpass auf Speights weitergibt. Slam Dunk, 25:17 Warriors.

15.: Nowitzki mit Brett! Mit einem seiner Lieblingswürfe, dem Dreier aus der Transition, bringt er die Mavs auf 28:30 heran. Doch Crawford kontert sofort.

19.: Es ist soweit: Nachdem die Mavericks in der Offense immer besser ins Rollen gekommen waren, gehen sie nun erstmals in Führung! Carter mit Back-to-Back-Dreiern, 45:42 für Dallas.

24.: Nowitzki ist on fire!!! Jumper, Dreier, Dreier: Das American Airlines Center kocht, die Mavs führen plötzlich 62:51. Und der Deutsche steht bei 22 Zählern.

27.: Die Warriors kommen mit viel Dampf aus der Halbzeit, Curry und Thompson sind den Mavs weiter ein Dorn im Auge. Dalembert blockt jetzt mal Currys Layup - aber erst, nachdem der Ball am Brett war. Goaltending, nur noch 63:61 Mavs.

36.: Golden State ist wieder vorn, und die Tatsache, dass Curry warm zu werden scheint, lässt für Dallas nichts Gutes erahnen. Mit einem herrlichen linkshändigen Pass setzt er Speights für die 80:79-Führung in Szene, danach trifft er einen Dreier und spielt noch einen Assist auf Speights.

42.: Wieder einmal zieht Thompson spielend an Ellis vorbei und punktet per Layup. 95:91 Warriors, Mavs-Trainer Carlisle nimmt erst mal eine Auszeit.

45.: Ein Spielzug, der ganz harmlos anfängt: Ellis bedient Nowitzki an der Dreierlinie, das Spiel scheint sich langsam zu entwickeln. Doch plötzlich explodiert Ellis, bekommt per Hand-Off den Ball wieder und hat freie Bahn. O'Neal kommt zu spät wird aufs Poster geholt und bekommt den Dunk ins Gesicht! 102:97, es sieht gut aus für die Mavs.

48.: Dieses Spiel ist der Wahnsinn! Golden State spielt seinen Angriff klasse aus, Speights hat einen offenen Dunk zur 110:108-Führung. Doch da kommt Marion geflogen und blockt Speights! Curry versemmelt den letzten Wurf - wir gehen in die Overtime!

52.: Halleluja, das ist der erste Angriff in der Overtime, der nicht erfolgreich endet. Allerdings trifft es die Mavericks, die nach dem folgenden Curry-Jumper 117:118 zurückliegen. Auszeit.

53.: Nicht zu fassen!!! O'Neal FÄNGT Ellis' Layup aus der Luft und gibt den Warriors die Chance auf einen letzten Wurf. Curry bekommt die Kugel, dribbelt scheinbar ziellos umher und nimmt dann einfach mal einen Jumper. Drin, das Ding ist drin! Golden State gewinnt 122:120.

Dallas Mavericks vs. Golden State Warriors: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Klay Thompson. Der weniger berühmte Teil der Splash Brothers hat in dieser Saison die drittmeisten Dreier der NBA versenkt (hinter Curry, Lillard) und neigt durchaus dazu, von außen zu überdrehen. Im Duell mit Monta Ellis erkannte er aber die Zeichen der Zeit. Während auf Seiten der Mavs meist Jose Calderon für seine schwache Defense kritisiert wird, war gegen Golden State insbesondere die Verteidigung von Ellis an Thompson schmerzhaft.

Nach Belieben konnte der Shooting Guard zum Korb ziehen und fast ohne Gegenwehr zum Layup hochsteigen. Mit dieser Taktik eröffnete er sich dann im späteren Spielverlauf fast automatisch Chancen von Downtown. Thompson sorgte per Dreier kurz vor Ende der regulären Spielzeit für den Ausgleich und traf auch in der Overtime. Obwohl Curry den Gamewinner versenkte, war Thompson über die gesamte Spielzeit der konstanteste Warrior.

Der Flop des Spiels: Harrison Barnes. Auf Seiten der Mavs war Jose Calderon noch am ehesten derjenige, der abfiel. Dennoch war der Spanier (auch wegen seines Dreiers in der Overtime) beileibe nicht eine solche Enttäuschung wie der Sophomore der Warriors. Barnes war in den letzten Playoffs eine Offenbarung und einer der Schlüsselspieler. Mit seiner Rolle als Bankspieler kommt er nach eigener Aussage immer besser zurecht.

Davon war in Dallas aber nichts zu sehen. In 13 Minuten Spielzeit war er in der Defense noch solide, in der Offense aber stand der Small Forward nur herum, strahlte null Selbstvertrauen oder Aggressivität aus und nahm nicht einen Wurf. Zum Glück für Golden State sorgte Crawford von der Bank für 19 Punkte.

Das fiel auf:

  • Mark Jackson setzte wohl deshalb auf Draymond Green als Starter (und nicht wie gegen Memphis und New York auf Marreese Speights), weil er gegen Dirk Nowitzki einen mobilen Mann brauchte, der den Deutschen bis an die Dreierlinie verfolgen kann. Gleich bei der ersten Aktion zahlte der junge Forward aber Lehrgeld, als er sich von einer Wurffinte vernaschen ließ und ein Dreipunktspiel ermöglichte. Im zweiten Viertel lief Nowitzki endgültig heiß: Vier Dreier fanden ihr Ziel, 16 Punkte machte er insgesamt. 33 Punkte und 11 Rebounds bedeuteten letztlich das fünfte Double-Double der Saison.
  • Starting-Center Andrew Bogut bekommt, wenn er dabei ist, kaum einmal den Ball im Low Post. In Abwesenheit des Australiers und gegen die körperlich unterlegen Mavs war Jermaine O'Neal aber durchaus involviert in die Offense der Gäste. Der 35-Jährige ist nicht mehr der Spieler früherer Tage, verfügt dennoch über ein solides Arsenal an Moves. Das zeigte er nicht nur im Post, sondern auch als abrollender Spieler in Pick'n'Roll-Situationen. Sehr solide Vorstellung von O'Neal.
  • Aufgrund der Verletzungen von Bogut und Lee war auch die zweite Fünf der Warriors nicht das, was sie sonst ist. Ohne Green, der überwiegend mit den Startern auf dem Court stand, fehlte so etwas wie der emotionale Leader und der größte Fighter in der Defense. Als Jackson seine Reservisten auf den Court schickte, drehte deshalb die Mavs-Offense merklich auf. Vor allem Devin Harris, Brandan Wright und Nowitzki waren nicht in den Griff zu kriegen.
  • Aufgrund ihrer defensiven Unzulänglichkeiten im Eins-gegen-Eins wechseln die Mavs immer wieder zur Zonenverteidigung, gegen das offensivstarke Dallas versuchte es aber auch Golden State mit dieser Taktik. Beide Mannschaften fuhren damit aber nicht besonders gut. Der Gegner bewegt den Ball einfach zu gut, als dass man damit allzu viel Eindruck schinden könnte (Assists: Mavericks mit 27, Warriors mit 33). In der zweiten Hälfte wurde auf beiden Seiten ausschließlich Mann gegen Mann gespielt.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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