NBA

Nowitzki: "Wir waren eigentlich tot"

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki und Dallas gingen bei den San Antonio Spurs unter
© Getty

Diesmal war das hässliche Gesicht dran: Die Dallas Mavericks zeigen sich wieder als Team der Extreme und gehen beim Erzrivalen San Antonio Spurs mit 71:93 unter. "Witzfigur" Matt Bonner übertrumpft Dirk Nowitzki.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Wenn die Dallas Mavericks verlieren, dann aber richtig: Das Team von Dirk Nowitzki kassierte bei den San Antonio Spurs (5-2) mit einem 71:93 die 5. Niederlage im 8. Spiel. Dabei war es bereits die 4. Klatsche in dieser Saison (im Schnitt: 18 Punkte Rückstand).

Dallas brachte sich mit teils hanebüchenen Fehlern und einer beispiellosen Fehlwurf-Serie von der Dreier-Linie schnell selbst auf die Verliererstraße. Bereits nach 6 Minuten stand es 4:19, obwohl die Spurs keineswegs brillierten und ebenfalls Schwächen zeigten.

Einen schwarzen Abend erlebte Dirk Nowitzki, der in 24 Minuten nahezu wirkungslos blieb und lediglich 3 von 11 Würfe für 6 Punkte traf. Zuvor war dem 33-Jährigen seit Saisonstart in jeder Partie mindestens 18 Punkte gelungen. Jason Terrys 12 Zähler machten ihn bereits zum Topscorer der Mavs.

Mit Matt Bonner (17) erzielte auch auf Seiten der Gastgeber ein Bankspieler die meisten Punkte.

Des Weiteren müssen sich die Mavericks um Jason Kidd sorgen. Der Point Guard verließ kurz vor dem Ende des ersten Viertels wegen einer Rückenverletzung den Court und kehrte nicht wieder. Eine Untersuchung am Freitag soll Aufschluss darüber geben, ob Kidd in der Nacht von Samstag auf Samstag gegen New Orleans spielen kann.

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks)...

...über die Leistung der Mavs: "Ich glaube schon, dass wir gekämpft und alles versucht haben. Aber in der Offensive lief einfach bei keinem etwas zusammen. Der eine oder andere Wurf geht normalerweise rein. Aber heute war einfach nicht unser Tag. Die Pleite geht klar auf unsere Kappe. Aber sechs Spiele in acht Tagen ist für jedes Team der Welt anstrengend."

...über das miserable erste Viertel: "Sie kamen wie die Feuerwehr aus der Kabine. Nach dem ersten Viertel waren wir eigentlich schon tot. Danach haben sie auch nicht mehr viel getroffen."

...über den Ausfall von Jason Kidd: "Er ist unser Floor General. Allein wenn er auf dem Court steht, hilft uns das immens. Sein Ausfall wiegt schwer."

Jason Terry (Dallas Mavericks): "Wir sind eigentlich eine Mannschaft, die sowohl auf die Defensive als auch auf die Offenisve stolz sein kann. Aber heute hat man davon nichts gesehen. Wenn wir uns ein wenig ausruhen können, läuft es hoffentlich wieder besser."

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Die Entscheidung fiel in der ersten Hälfte. Nach der Pause sind wir viel besser aufgetreten. Aber so ist es nun mal. San Antonio hatte einen Lauf, und wir konnten weder agieren noch reagieren."

Matt Bonner (San Antonio Spurs)...

...über den Erfolg gegen die Mavs: "Zu so einem frühen Zeitpunkt in der Saison ist es wichtig, gegen ein Team zu gewinnen, das zwei Spiele hintereinander hat. Und das haben wir geschafft und damit unseren Heimvorteil genutzt."

...seine Performance: "Das ist wie ein Weihnachtswunder."

Gregg Popovich (Trainer San Antonio Spurs): "Wir haben heute nicht den echten Dirk gesehen. Aber das ist ganz normal. Die Teams und ihre Spieler erreichen erst im Laufe der Zeit ihre Topform."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Dallas ohne Änderungen in der ersten Fünf, die Spurs hingegen probieren wegen Manu Ginobilis zweimonatigem Ausfall (Handbruch) den zweiten Ersatz-Shooting-Guard aus. Statt James Anderson darf diesmal Gary Neal starten.

6.: Was ein Einstand für Neal: Dritter Dreier, dritter Treffer! 9:0-Run, 19:4 Spurs.

8.: Perfekter Einstand für Bonner: Eingewechselt, Pass von Richard Jefferson bekommen, zum Dreier hochgestiegen - swish! 26:9 Spurs.

12.: Kleine Hochphase für Dallas: 6:0-Lauf durch Terry, Lamar Odom und Ian Mahinmi, doch dann kommt Red Rocket Bonner erneut mit einem weichen Jumper. 31:17 Spurs.

12.: Kidd wird mit leichten Rückenproblemen ausgewechselt und kommt für das Spiel nicht mehr zurück. 31:17 Spurs.

13.: Wer Hoffnung auf ein Dallas-Revival hatte - jetzt ist sie schon gestorben. Parker-Backup T.J. Ford nimmmt mit dem Shot-Clock-Buzzer den wilden Dreier und trifft. 34:17 Spurs.

21.: Schlimme Phase bei beiden Teams. Zusammengerechnet kommen sie auf 2 von 16 Würfe in Serie. Aber dann läutet ein Bonner-Dreier einen 9:0-Run der Gastgeber ein. 46:23 Spurs.

33.: Erneuter Tiefpunkt: 3:09 Minuten lang schafft es keine Mannschaft, einen Wurf zu treffen. Tim Duncan macht dem traurigen Schauspiel ein Ende. 61:37 Spurs.

43.: Lebenszeichen von Ersatz-Ginobili Neal: Nach 3/3 von Downtown waren die folgenden 6 Würfe alles Nieten. Aber jetzt ist er von der Dreierlinie wieder zielsicher. 77:55 Spurs.

48.: 6 schnelle Brandan-Wright-Punkte in 1:11 Minuten sorgen für Kosmetik. Dallas verliert 71:93.

Der Star des Spiels: Matt Bonner. Er muss Zeit seiner Karriere damit leben, in der NBA nicht ernst genommen zu werden. Obwohl er über mehr Skills verfügt als ein Brian Scalabrine oder Brian Cardinal, wird er seit jeher ebenfalls zu den Basketballern gezählt, die nicht viel mehr können als das Publikum zu animieren und wenn nötig den Dreier zu treffen. Warum er bei Spurs-Coach Gregg Popovich dennoch zu den wichtigsten Rollenspielern zählt, bewies das Dallas-Spiel: 17 Punkte, 5/9 Dreier, 6 Rebounds, 0 Turnover. Immer wieder duellierte er sich mit Dallas' Top-Zugang Lamar Odom - und blieb fast immer der Sieger. Odom griff sich zwar 8 Rebounds ab, ansonsten traf er leidliche 3/10 für 6 Punkte und vertändelte 3 Mal den Ball.

Der Flop des Spiels: Dirk Nowitzki. Die Leistungskurve des Mavs-Teams hat extreme Ausschläge nach oben und unten, Nowitzki aber war mit seiner Konstanz die Ausnahme. War. Denn in San Antonio zeigte er erstmals Zeichen von Ermüdung: In 22 Minuten nur 3/11 zu treffen, 6 mickrige Punkte zu erzielen, 2 Turnover zu begehen und den einzigen Freiwurf daneben zu setzen, passt so gar nicht zur Saison, in der er bislang kein Spiel unter 18 Punkten hatte.

Die Analyse: Selten lässt sich ein Basketball-Spiel auf zwei Zahlen herunterbrechen: 0 und 11. Die Mavs wiesen zur Halbzeit eine Dreierquote von 0 Prozent auf (0/11), außerdem unterliefen ihnen 11 Turnover. San Antonio hingegen traf über die Hälfte der Dreier (11/18) und verlor nur 2 Mal den Ball.

Dabei spielten die Spurs in keinster Weise grandios und waren selbst verwundert ob der Überlegenheit. Doch gegen ein in allen Belangen miserables Dallas konnten sich die Gastgeber sogar ein drittes Viertel mit 11 erzielten Punkte leisten. Selbst in dieser Periode kamen die Mavs nicht näher heran als 19 Zähler (42:61).

Die fast schon absurd einseitige Vorstellung war an verschiedensten Dingen ersichtlich: Dass die schwache Quote der beiden Spurs-Stars Tim Duncan (4/13) und Tony Parker (5/12) folgenlos blieb. Dass die Starting Five der Mavs zur Halbzeit (!) zusammenaddiert 8 Punkte zustandebrachte. Dass es 36 Minuten benötigte, bis Dallas dank Terry den einzigen erfolgreichen Dreier des Abends nahm (am Ende: 1/19 zu San Antonios 16/33).

Oder dass Roddy Beaubois (1/8 Würfe, dafür 3 Blocks) und Lamar Odom sich an einen Dreier versuchten - und je einen Airball der peinlichsten Art fabrizierten, als der Ball um mehr als einen halben Meter am Korb vorbeiflog.

NBA: Der Spielplan der kommenden Saison

Artikel und Videos zum Thema