NBA

Dirk Nowitzki - einfach außerirdisch gut!

Von Florian Regelmann
Nur zwei Fehlwürfe im ganzen Spiel: Ein überragender Nowitzki führte die Mavs zum Sieg
© Getty

Die Dallas Mavericks haben ihre Championship-Mission erfolgreich gestartet. Dirk Nowitzki und Co. besiegten die San Antonio Spurs im heimischen American Airlines Center mit 100:94 und gingen in der Best-of-seven-Serie damit mit 1-0 in Führung. Hauptgrund für den Sieg war eine außerirdische Leistung Nowitzkis. Spiel 2 findet am Mittwoch erneut in Dallas statt.

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So langsam gehen einem die Superlative aus, wenn man beschreiben will, auf welchem Niveau Dirk Nowitzki seit einigen Wochen Basketball spielt. Wer den deutschen Superstar der Dallas Mavericks in Spiel 1 gegen die San Antonio Spurs gesehen hat, der hat einen "man on a mission" gesehen.

Egal, wie Spurs-Coach Gregg Popovich versuchte, Nowitzki zu verwirren. Egal, welchen Verteidiger er gegen ihn stellte, ob einen größeren oder einen kleineren.

Dirk Nowitzki: Ein fast perfektes Spiel

Egal, ob sein Gegenspieler ihm im Gesicht hing - Nowitzki machte sie alle fertig. Der 31-Jährige traf aus allen möglichen Winkeln, in allen möglichen Varianten - und er traf vor allem praktisch immer. Er war schlichtweg unstoppable und nicht zu verteidigen.

Nowitzkis Statistik-Line: 36 Punkte, 12 von 14 aus dem Feld, 12 von 12 von der Freiwurflinie. Offiziell geht seine unglaubliche Freiwurfserie in den Playoffs zwar nicht weiter, aber de facto hat er jetzt schon 86 Freiwürfe in Folge getroffen.

"Manchmal hat man diese Abende, an denen der Korb riesengroß ist", sagte Nowitzki, der überraschend wenig gedoppelt wurde.

Neben all seinen Heldentaten in der Offensive fiel Nowitzki außerdem dadurch auf, dass er sein Team in kritischen Phasen immer wieder - auch verbal - nach vorne pushte.

Manu Ginobili beginnt stark

Es war eine sensationelle Leistung, die Dallas aber auch brauchte, um die Spurs in Spiel 1 in Schach zu halten. San Antonio erwischte gleich einen guten Beginn und führte schnell mit 8:3. Manu Ginobili spielte die Mavs mit zwei Körben und zwei Assists auf Antonio McDyess, der offene Würfe aus der Mitteldistanz traf, schwindelig.

Dallas benötigte einige Minuten, um in den Rhythmus zu finden, fightete sich aber ins Spiel, weil man eine neue Qualität zur Schau stellte.

Statt sich auf Sprungwürfe zu verlassen, zogen die Mavs ultra-aggressiv zum Korb und verdienten sich viele Punkte zunächst von der Freiwurflinie. Besonders Caron Butlers Toughness war in den ersten Minuten Gold wert.

Mavericks - Spurs: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Duncan mit vielen Ballverlusten

Als Nowitzki seine Show mit seinen beiden ersten getroffenen Würfen startete, lag Dallas Mitte des ersten Viertels zum ersten Mal in Führung (11:8).

Die Spurs, bei denen Richard Jefferson früh in Foulprobleme geriet, machten sich das Leben mit vielen Ballverlusten selbst schwer - gerade Tim Duncan leistete sich einige alberne Turnover, die zu einfachen Fasbtbreak-Punkten der Mavs führten.

Da sich Duncan in der Folge aber mit vielen guten Offensivaktionen im Spiel anmeldete, das Tempo weiter Spurs-Style war und weil bei den Mavs außer Nowitzki niemand einen Möbelwagen traf, blieb das Spiel eng.

Knapp zwei Minuten vor Ende des ersten Viertels nahm Mavs-Headcoach Rick Carlisle bei einer 15:14-Führung eine Auszeit und bewies einmal mehr, warum er einer der besten Timeout-Coaches der NBA ist.

Tony Parker kommt von der Bank

Dallas beendete das erste Viertel dank zwei Jumpern von Jason Kidd und einem Dreipunktspiel von Brendan Haywood mit einem 8:4-Lauf und ging mit einer Fünf-Punkte-Führung (23:18) ins zweite Viertel.

Der einzige Spurs-Spieler, der zu diesem Zeitpunkt dagegen hielt, war Tony Parker. Popovich brachte den Franzosen erneut von der Bank, weil George Hill trotz eines lädierten Knöchels spielen konnte und er an der Lineup, die in den letzten Wochen der Regular Season so hervorragend funktioniert hatte, nichts ändern wollte.

Was die Rotation der Mavs angeht, so vertraute Carlisle auf acht Mann, weder von Eduardo Najera noch von Roddy Beaubois war etwas zu sehen.

Im zweiten Viertel drehte Ginobili weiter auf und sorgte mit einem Dreier für den Ausgleich (25:25), das Spiel war jetzt völlig ausgeglichen. Während Dallas neben Ginobili Duncan nicht in den Begriff bekam, stellten auf der anderen Seite Butler und Haywood die Spurs vor erhebliche Probleme.

Nowitzki-Highlight kurz vor der Pause

Butler überzeugte als Scorer, Haywood war mit seiner Länge ein wichtiger Faktor und der Grund, warum Dallas die Bretter dominierte und knapp zwei Minuten vor der Pause wieder auf acht Zähler weg war (47:39).

Ein McDyess-Fastbreak-Layup nach einem irren Hustle-Play von Ginobili war das Highlight eines 6:0-Zwischenspurts der Spurs, ehe Nowitzki 0,8 Sekunden vor dem Buzzer das letzte Wort der ersten 24 Minuten gehörte.

Obwohl Roger Mason wie eine Klette an Nowitzki dran hing, traf der Deutsche einen Off-Balance-Jumper im Rückwärtsfallen - mit Foul! Dallas ging mit fünf Punkten Vorsprung in die Pause (50:45).

Den Spurs nützte auch eine Überlegenheit bei der Feldwurf-Quote (57:43-Prozent) nichts, weil sie unter dem Korb von Dallas dominiert wurden (2:8-Offensivrebounds), deshalb auch viel weniger Freiwürfe schossen (3:13) und sich mehr Ballverluste leisteten (11:7), die Dallas immer wieder in Punkte umwandelte.

Nowitzki nimmt das Heft in die Hand

Beide Seiten hatten Totalausfälle (Richard Jefferson und Jason Terry) zu beklagen, San Antonio schmerzte es außerdem, dass Hill - ohne Zweifel ein Schlüsselspieler - überhaupt keine Rolle spielte.

Im dritten Viertel hatten die Spurs dann ihre beste Phase des Spiels. Ginobili traf zweimal von Downtown, McDyess erzielte wichtige Körbe und Duncan sorgte mit einem krachenden Dunk für die Führung der Gäste (61:60).

Nowitzki war jetzt gefordert und antwortete mit einem persönlichen 7:0-Run, den er mit seinem nächsten Dreipunktspiel abschloss. Diesmal war es nicht Mason, über den er mit Foul abschloss, diesmal war es der bemitleidenswerte Matt Bonner, der von Nowitzki nass gemacht wurde.

San Antonio reagierte und versuchte, mit einer "Hack-a-Damp"-Strategie den Rhythmus der Mavs zu brechen. "Dirk hat uns gekillt. Also haben wir gehofft, dass Dampier die Freiwürfe verschießt", meinte Popovich zu seinem Plan, der aber nur teilweise aufging und den er deshalb schnell wieder verwerfen musste. Dallas nahm eine 76:69-Führung mit ins Schlussviertel.

Spurs können Dallas nicht stoppen

Dort tat sich Popovich keinen Gefallen, als er das Viertel ohne Parker und Duncan begann und den Preis dafür bezahlte. Butler traf zunächst einen Jumper aus der Mitteldistanz und wenig später legte er einen Dreier nach. Obwohl Nowitzki eine seiner kurzen Verschnaufpausen bekam, war Dallas auf zwölf Punkte weg (81:69).

In der Folge kämpften sich die Spurs zwar noch mehrmals auf fünf Zähler heran (84:89), aber sie waren nicht in der Lage, eine nun nahezu perfekt laufende Offensivmaschinerie der Mavs zu stoppen.

Knapp fünf Minuten vor Schluss sorgte Nowitzki mit einem Fadeaway-Jumper für das i-Tüpfelchen seiner glanzvollen Leistung - die endgültigen Killerschläge verpassten Terry und Kidd den Spurs von der Dreierlinie (100:88).

Big Three der Spurs brauchen Hilfe

Fazit: Ein völlig verdienter Sieg für starke Mavs, die einen überragenden Nowitzki in ihren Reihen hatten, die 20 Mal mehr an der Freiwurflinie standen als der Gegner (34:14) und bei denen vor allem das Trade-Duo Butler/Haywood seine Wichtigkeit unter Beweis stellte.

Für die Spurs bleibt die Erkenntnis, dass sie keine Chance haben werden, wenn außer den Big Three niemand in Erscheinung tritt.

Duncan (27), Ginobili (26) und Parker (18) machten das, was sie konnten. Aber wenn von Jefferson (4) und Hill (0) rein gar nichts kommt und man dazu noch 13 Offensivrebounds abgibt und 17 Mal den Ball wegschmeißt, wird es eben schwer.

"Wir haben so viele Fehler gemacht und trotzdem nur mit sechs Punkten verloren. Das ist die gute Seite. Wir können uns wirklich noch steigern", sagte Ginobili. Steigern müssen sich die Spurs auch - denn die Hoffnung, dass der seit Wochen in Galaform spielende Nowitzki nachlassen könnte, sollten sie lieber nicht haben.

Auch wenn er logischerweise nicht in jedem Spiel so eine wahnsinnige Quote haben wird, ist und bleibt seine Form außerirdisch gut.

NBA: Der Playoff-Spielplan