NBA

Der Totenstille zum Trotz

Von Philipp Dornhegge
Die Mavs (Caron Butler und Shawn Marion) machten in Hälfte zwei Hackfleisch aus den Bobcats
© Getty

Obwohl in Charlotte teilweise Totengräberstille herrschte, fanden die Dallas Mavericks einen Weg, sich für die Schlussphase zu motivieren und einen 89:84-Sieg einzufahren.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In der Tat, die Mavericks (40-21) sind in Topform. Da kann im Moment kommen, wer will: Dallas ist bereit. Gegen die Charlotte Bobcats (28-30) gab es nicht nur einen 89:84-Sieg: Ganz nebenbei lüfteten sie auch das Geheimnis der Heimstärke der Cats.

Mit einer 21-8-Bilanz in eigener Halle gehören die zum Besten, was es in der NBA gibt. Und warum? Weil sie ihre Gegner mit absoluter Totenstille komplett aus dem Konzept bringen.

Während die meisten Teams auf enthusiastische Fans und eine einschüchternde Stimmung setzen, machen's die Bobcats umgekehrt: In Charlotte kommen ohnehin kaum Zuschauer, und die, die da sind, sind so passiv wie neutrale Beobachter, die sich das Spiel von der eigenen Couch aus im Fernsehen anschauen.

Totenstille wirft Mavs aus der Bahn

In der Time Warner Cable Arena - der Name sagt eigentlich alles - herrschte über weite Strecken Totenstille, und die Mavs schien das nach dem Sieg über die Hornets am Vortag zunächst vor schier unlösbare Probleme zu stellen.

Das Team von Dirk Nowitzki, nach sieben Siegen in Folge und mit einer der stärksten Auswärtsbilanzen der NBA ja durchaus an heiße Spiele auf des Gegners Parkett gewöhnt, fand überhaupt nicht ins Spiel.

Ohne die ihnen sonst entgegengebrachte Feindseligkeit suchten Dallas' Spieler verzweifelt nach etwas, das sie anstachelte - ohne Erfolg. Früh fiel das Team mit elf Punkten zurück.

Nur Butler und Nowitzki überzeugen

Und tat sich dabei nicht nur mit der eigenen Motivation schwer, sondern auch mit der harten Defense der Gegner. Charlottes Spieler hatten bei jedem Pass der Mavs einen Finger dazwischen und ließen keinen einzigen leichten Korbleger oder Dunk zu.

Dallas war auf Jump Shots angewiesen, die aber in der Anfangsphase einfach nicht fallen wollten. Einzig Caron Butler und Nowitzki wiesen eine ordentliche Trefferquote auf.

Erst als die Bankspieler ins Spiel kamen zeigte sich, dass man auch gegen diese Bobcats-Defense durchaus punkten kann. Jason Terry führte die zweite Garde an, und dadurch kamen auch die Starter besser in Fahrt.

Bobcats - Mavericks: Die Highlights im Video bei ESPN

Ode an Eduardo Najera

An dieser Stelle wollen wir mal eine Lanze für Eduardo Najera brechen: Einmal mehr war der Mexikaner im Plus/Minus-Rating der effektivste Spieler der Texaner (+11 in Hälfte eins). Kaum ein NBA-Spieler hat mehr Herz als Najera.

Wie sich der Zwei-Meter-Mann mit viel größeren Gegenspielern auf der Center-Position duelliert, ist einfach ein Augenschmaus und könnte als Lehrvideo dafür dienen, wie man selbst mit bescheidenen spielerischen Mitteln seinen Mann steht.

Um es kurz zu machen: Als Najera seine Arbeit fürs erste verrichtet hatte, war die Partie wieder komplett ausgeglichen. Und danach? Fiel Dallas wieder zurück. Aber wie: Charlotte beschloss die erste Hälfte mit einem 13:2-Lauf und nahm eine beruhigende 53:43-Führung mit in die Kabine.

Wundersame Mavs-Wandlung in der Pause

Bei den Bobcats gefielen mit Stephen Jackson (20) und All Star Gerald Wallace (11) die üblichen Verdächtigen, hinzu kam einer, der erst vor kurzem zum Team gestoßen war: Die Rede ist von Tyrus Thomas (16 und 12 Rebounds), dem Superathleten, der im Tausch für Flip Murray von den Chicago Bulls gekommen war. Thomas war ein wichtiger Faktor von der Bank und mitverantwortlich für den guten Auftritt seines Teams.

Obwohl die Stimmung in der Arena auch in der zweiten Hälfte nicht besser wurde, hatte Dallas irgendwoher frischen Wind bekommen. Gleich zu Beginn des dritten Abschnitts merkte man, dass da jetzt ein anderes Team auf dem Court stand.

Nichts war mehr zu spüren von der Lustlosigkeit, die die meisten Offensivaktionen zuvor noch lähmte. Auch defensiv schaltete das Team mehrere Gänge nach oben. Charlotte schien regelrecht überwältigt von der Wandlung zu sein, die ihr Gegner durchgemacht hatte.

Dabei machten die Mavs gar keine verrückten Sachen, sondern verließen sich auf Bewährtes. Weiterhin trugen Nowitzki und Butler das Team auf ihren Schultern, und Stück für Stück knabberten die beiden den Rückstand ab.

Nächster Gegner: Timberwolves

Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Partie wieder völlig offen war. Bei den Fans hätte man durchaus von einer Schockstarre sprechen können, wären sie nicht vorher schon scheintot gewesen. Plötzlich hatte Dallas leichtes Spiel.

Terry brachte mit einer Handvoll Clutch-Jumpern zu Ende, was Nowitzki und Butler begonnen hatten, baute die inzwischen herausgespielte Führung leicht aus und machte damit den achten Sieg seines Teams in Folge perfekt.

Was ist nur mit den Mavs los? Seit dem Trade läuft es wie am Schnürchen, es scheint derzeit so, als könnte das Team nichts aus der Bahn werfen. Doch genau jetzt warten harte Aufgaben.

Am Mittwoch kommen die Minnesota Timberwolves, am Freitag die Sacramento Kings ins American Airlines Center. Zwei Gegner, die man schlagen muss. Aber wer die Mavericks kennt, der weiß auch, dass genau diese Spiele meist die schwersten sind.

NBA: Ergebnisse und Tabellen