NBA

"Er knackt auch noch die 25.000"

Von Philipp Dornhegge
Dirk Nowitzki wurde im AAC frenetisch gefeiert. Die Niederlage gegen L.A. konnte er nicht verhindern
© Getty

Trotz einer vermeidbaren 95:100-Heimniederlage hatten die Fans der Dallas Mavericks Grund zum Feiern. Denn mit 30 Punkten knackte der Superstar als 34. Spieler der NBA-Geschichte die 20.000-Punkte-Marke.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Na klar, auch SPOX ist nicht davor gefeit, in Bezug auf Dirk Nowitzki oftmals etwas patriotisch zu werden. Da wird schon mal über das eine oder andere mäßige Spiel hinweggesehen oder der Mantel des Schweigens über seine nach wie vor nicht restlos überzeugende Defense gelegt.

Aber es besteht doch kein Zweifel daran, dass der Superstar, der seine gesamte bisherige Karriere mit den Mavericks verbracht hat, zu den besten Spielern gehört, die die Liga je gesehen hat.

Im Spiel gegen die L.A. Lakers fand der Deutsche nun endgültig seinen Platz in den Geschichtsbüchern: Mit 30 Punkten bei der 95:100-Niederlage gegen den Ligaprimus erreichte er in seinem 876. NBA-Spiel als 34. Spieler der Liga-Historie 20.000 Punkte. Nur 18 Spielern gelang dies schneller, der nächstbeste Europäer ist übrigens Vlade Divac mit 13.398 Zählern.

Die Fans wussten allerdings nicht so recht, ob sie lachen oder weinen sollten. Denn der Spielverlauf war wahrlich nicht nach dem Geschmack der Mavs-Supporter.

Bynum dominiert die Anfangsphase

Nach einem schwachen Start war Dallas Mitte des ersten Viertels richtig im Spiel und verteilte die Scoring-Last auf mehrere Schultern: Kein Spieler erzielte mehr als vier Punkte.

Die Lakers dagegen waren anfangs komplett abhängig von Center Andrew Bynum (22 Punkte, 11 Rebounds; 13 Punkte im ersten Viertel), der in der Zone wütete, dass es für jeden L.A.-Fan eine wahre Freude war. Gut für die Mavs, dass Bynum gegen Ende des Abschnitts nach seinem zweiten Foul auf der Bank Platz nahm.

Und Kobe Bryant? Der hatte am Vortag bei der Pleite gegen die San Antonio Spurs das letzte Viertel mit einer Rückenverletzung verpasst und war auch gegen Dallas nicht annähernd in Topform.

In der Anfangsphase des Spiels hatte er nur zwei nennenswerte Ballkontakte: Einmal unterlief ihm beim Einwurf eine Five-Second-Violation, ein anderes Mal warf er beim Dreierversuch fast einen Airball.

Mavs mit schwacher Wurfquote

Nach dem ersten Viertel stand es 27:24 für die Lakers. Auch im zweiten blieb die Partie eng. Kein Team konnte sich entscheidend absetzen. Die Lakers schossen mit rund 50 Prozent sehr solide aus dem Feld, die Mavs (34 Prozent) hielten sich vor allem mit ihren elf Offensivrebounds über Wasser.

Zur Halbzeit lagen die Lakers nur deshalb mit 49:45 in Front, weil Nowitzki praktisch mit der Schlusssirene ein völlig überflüssiges Foul an Ron Artest (16 und 11) beging und den Forward damit gleich dreimal an die Linie schickte.

Nowitzki fehlten vor der Partie 16 Zähler, um das 20.000-Punkte-Plateau zu erreichen, und mit elf in Hälfte eins lag er locker auf Kurs für diese Marke.

In Hälfte zwei plätscherte das Spiel so vor sich hin. Beide Teams ließen ihrem Gegner viele Freiräume, die beide aber nur selten richtig nutzten. Die größte Spannung ergab sich zu diesem Zeitpunkt aus der Frage, wann Nowitzki seinen Meilenstein erreicht.

Carlisle: "Dirk will einen Titel gewinnen"

Mit 10:50 Minuten auf der Uhr war es dann endlich so weit: Nach einem Pass von Jason Terry kam der achtmalige All Star zu einem freien Jumper von der Baseline und netzte mühelos ein.

"Gar keine Frage: Bevor Dirk seine Karriere beendet, wird er auch die 25.000 geknackt haben", schaute Coach Rick Carlisle schon auf den nächsten Meilenstein. "Aber wir alle wissen, dass es ihm nicht darum geht. Er will einen Titel gewinnen."

Die Fans bedachten ihren Liebling mit lang anhaltenden Standing Ovations, der Hallensprecher rastete buchstäblich aus, doch Nowitzki war noch nicht nach feiern zumute.

Denn noch immer galt es, ein Basketball-Spiel zu gewinnen, und das glitt den Mavs immer mehr aus den Händen. Denn die Lakers hatten sich inzwischen ein Sechs-Punkte-Polster erspielt, das sie vehement verteidigten.

Mavericks - Lakers: Die Highlights im Video bei ESPN

Lakers-Frontcourt bärenstark

Vor allem Lamar Odom (18 und 14) spielte sich in dieser Phase in den Vordergrund. Der Forward sorgte vorne für wichtige Punkte, hinten verteidigte er im Pick-and-Roll sowie im One-on-One gegen Nowitzki nahezu perfekt.

"Wir hatten uns heute Vormittag noch darüber unterhalten, wie wir das Spiel angehen wollen", sagte Odom. "Da Kobe nicht richtig fit war, konnten wir anderen es uns nicht leisten, abwartend aufzutreten."

Als der Vorsprung dreieinhalb Minuten vor Schluss auf acht Punkte angewachsen war und Shannon Brown zum Fast-Break-Layup ansetzte, schien die Partie gelaufen.

Doch der Guard verlegte, Terry und Nowitzki sorgten blitzschnell für acht Punkte und urplötzlich war wieder alles offen. Das American Airlines Center stand Kopf, doch die Lakers antworteten durch ihren Superstar.

Bryant sorgt für die Entscheidung

Bryant (10), der einen harten Abend erlebte und bereits zweimal von Marion und Howard geblockt worden war, war diesmal zur Stelle, traf aus der Mitteldistanz und ließ den Mavs nur noch 28 Sekunden Zeit, um den erneuten Rückstand wieder auszugleichen.

"Er hatte mir gesagt, dass er okay sei", erinnerte sich Artest anschließend. "Aber Dallas schien das nicht bemerkt zu haben und verteidigte ihn Eins-gegen-Eins. So konnte er diesen Wurf treffen."

Klar schauten jetzt alle Augen auf Nowitzki. Aber das taten auch die Lakers, die den Deutschen mit mehreren Spielern angingen. Der steckte deshalb auf Dampier durch, der nahezu freistehend zum Dunk ansetzte.

Doch im letzten Moment war Bryant auch defensiv hellwach, foulte den Center und schickte ihn an die Linie. Dampier, der den Dallas-Fans in dieser Saison schon so viel Freude gemacht hat, vergeigte beide Versuche und entschied damit die Partie zu Gunsten der Gäste.

Heimbilanz wird zum Problem

Obwohl Dallas weiter auf Platz zwei in der Western Conference liegt, wird die Heimbilanz mittlerweile zum Problem. Auswärts gehören die Mavs zu den besten Teams der Liga (13-6), doch im American Airlines Center steht man nur bei 12-7.

Und das, obwohl sich Dallas in der Vergangenheit stets auf den Heimvorteil verlassen konnte. "Ich weiß auch nicht, woran es liegt", ärgerte sich Nowitzki. "Aber feststeht, dass wir das so schnell wie möglich in den Griff kriegen müssen." Die nächste Chance bietet sich schon am Freitag, wenn die Mavericks die Oklahoma City Thunder empfangen.

Die Lakers derweil hatten allen Grund zur Freude. Nach zuletzt enttäuschenden Auftritten auf des Gegners Platz (vier Niederlagen in Folge) war L.A diesmal wieder voll da. "Wir brauchten diesen Sieg", jubelte Odom. "Wenn wir gute Defense spielen, dann können wir jede Mannschaft schlagen."

Als Krönung feierten die Lakers den 3000. Sieg ihrer Geschichte und sind damit das erste Team, das diesen Meilenstein erreicht.

NBA: Ergebnisse und Tabellen