NBA

Inferno Nowitzki: Mavs mit Aufholjagd

Von Haruka Gruber
Mehmet Okur (l.) und Paul Millsap wollen Dirk Nowitzki stoppen - ein aussichtsloses Unterfangen
© Getty

Herausragend ist eine Untertreibung: Mit einer nie da gewesenen Gala dreht Dirk Nowitzki im Alleingang das Spiel gegen Utah. Im letzten Viertel zeigte er Basketball in Perfektion - und schrieb Geschichte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Es fehlen die Superlative, um Dirk Nowitzkis Leistung gegen die Utah Jazz angemessen zu beschreiben. Überragend? Herausragend? MVP-würdig? Das alles würde nur ansatzweise erfassen, was im American Airlines Center vonstattenging.

Nowitzki fing nicht Feuer. Er war ein Inferno.

Nach enttäuschenden ersten drei Vierteln lag Dallas 8:17 Minuten vor dem Ende scheinbar aussichtslos mit 16 Punkten zurück (60:76) - bis die Nummer 41 anfing, Basketball in Perfektion zu zelebrieren.

Sieg dank 36:9-Run

Nowitzki erzielte allein im letzten Spielabschnitt 29 Punkte, griff sich 5 wichtige Rebounds ab und gab den Assist auf Jason Kidd, der von der Dreierlinie auf 90:83 für Dallas erhöhte. Die Entscheidung. Die Mavs gewannen nach einem unglaublichen 36:9-Run mit 96:85.

Am Ende wurden für Nowitzki 40 Punkte (12 von 22), 11 Rebounds, 5 Assists sowie herausragende 5 Blocks, 2 Steals sowie 0 Turnover notiert. Und: Noch nie in der Mavs-Geschichte hat ein Spieler derart viele Zähler in einem Viertel erzielt wie Nowitzki im letzten Abschnitt gegen Utah. Die Rekord-Marke aus dem Jahre 1984 hielt Mark Aguirre (24).

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Nowitzki: Was für eine Quote

Utahs Center Mehmet Okur wird wohl noch einige Nächte schweißgebadet aufwachen, derart gedemütigt wurde er von Nowitzki in den letzten Minuten. Der Deutsche, zuvor noch ohne Wurfrhythmus und Aggressivität, spielte schlicht das beste Viertel seiner Karriere.

Nur ein einziger Dreipunktwurf wollte nicht fallen, ansonsten verwandelte Nowitzki alle Versuche im letzten Spielabschnitt. 14 Freiwürfe, 6 Zweipunktwürfe und 1 Dreipunktwurf. Okur verzweifelte ob der Überlegenheit des Gegenspielers. Selbst wenn Nowitzki gedoppelt wurde, punktete der Maverick einfach weiter oder verteilte clever den Ball.

28 Sekunden vor dem Schlusspfiff verließ der 31-Jährige unter Standing Ovations das Parkett.

Turnover-Orgie und unterirdisches Niveau

Lange Zeit deutete jedoch nichts daraufhin, dass der Abend denkwürdig werden könnte. Beide Teams warfen reihenweise Backsteine aus und verwandelten in der ersten Hälfte lediglich jeden dritten Wurf. Das Niveau war unterirdisch, zumal etliche Turnover jeglichen Spiefluss zunichte machten.

Symptomatisch, dass Mavs-Spielmacher Kidd bereits nach rund 5 Minuten dreimal unnötig den Ball verlor oder der von Dallas als Scharfschütze eingeplante Matt Carroll im ersten Viertel hintereinander den offenen Dreier und einen leichten Tipshot an den Ring setzte.

Williams wacht erst später auf

Nicht viel besser erging es den Jazz, bei denen etwa Point Guard Deron Williams die ersten 17 Minuten ohne Punkt blieb.

Doch mit zunehmender Spieldauer wusste Williams immer besser seine physische Überlegenheit gegenüber Kidd sowie J.J. Barea auszuspielen und brachte die Jazz gemeinsam mit Okur nach ausgeglichener ersten Halbzeit (37:35 für Utah) im dritten Viertel mit 15 Punkten in Front.

Für Williams wurden 22 Punkte sowie je 5 Rebounds und Assists verzeichnet, Okur traf als zweitbester Jazz für 14 Zähler. Zudem gelangen dem Türken 14 Rebounds und 4 Steals.

Auch zu Beginn des vierten Viertels schien nichts für Dallas zu sprechen. Shawn Marion beispielsweise vergab gleich am Anfang drei Würfe in Serie, während Utah nach einem Wes-Matthews-Korbleger die Führung weiter ausbaute (72:56). Bis Nowitzki eben sein Inferno startete.

Kein zweiter Go-to-Guy neben Nowitzki

Umso erstaunlicher ist die Aufholjagd, wenn man bedenkt, dass neben Nowitzki kein weiterer Mavericks heraus stach. Kidd, der in den ersten drei Spielen zusammen (!) 9 Punkte erzielte, lieferte gegen Utah zwar 19 Zähler (5 von 8 Dreier), ihm unterliefen aber auch 7 Turnover.

Shawn Marion hatte Probleme mit der Defense und den langen Armen seines Gegenspielers Andrei Kirilenko (12 Punkte, 3 Steals, 3 Blocks) und beendete die Partie mit einer schwachen Quote (5 von 15) sowie 10 Punkten. Ähnlich durchwachsen lief es für Jason Terry (4 von 13) sowie Barea (3 von 9).

Zu einem Muster an Konstanz entwickelt sich der früher so unzuverlässige Center Erick Dampier, der 12 Rebounds (4 davon offensiv) sowie ausgezeichnete 6 Blocks lieferte.

Einzige Negativnachricht: Mavs-Neuzugang Quinton Ross, als Edelverteidiger verpflichtet aber bisher nur mit unscheinbaren Vorstellungen, musste mit einer Rückenverletzung bereits nach 7 Minuten ausgewechselt werden. Ob er auch für das nächste Spiel in der Nacht auf Donnerstag gegen die New Orleans Hornets ausfällt, ist nicht bekannt.

NBA ermittelt gegen Drew Gooden