Der NBA Mailbag kehrt zu einer Offseason-Sonderausgabe zurück! Unser Postfach ist mal wieder voll mit Euren Fragen zum Beispiel zur Zukunft von Dennis Schröder. Wäre DS17 eine Option für die Mavs? Plus: Diese Teams könnten 2022/23 einen großen Sprung machen.
NBA Mailbag: Ist Dennis Schröder eine Option für die Mavs?
Arne Janssen: Könnte Dennis Schröder den Mavs als Sixth Man helfen, um zu den Top 3 im Westen zu gehören?
Auf dem Papier klingt Schröders Fit in Dallas tatsächlich spannend. Bekanntermaßen ist Jalen Brunson weg, die Mavs haben wenig getan, um ihn personell zu ersetzen. Die Lösung soll intern wachsen, beispielsweise mit der Beförderung von Spencer Dinwiddie zum Starter oder mit der Rückkehr von Tim Hardaway Jr. nach langer Verletzungspause. Mehr Qualität im Backcourt würde den Mavs aber guttun.
Der deutsche Nationalspieler könnte eine gute Rolle als Sixth Man einnehmen, jeder weitere Shot Creator von der Bank, der in vereinzelten Minuten die Last von Luka Doncic nehmen kann, wäre ein Gewinn für Dallas. In Oklahoma City hat er an der Seite von Chris Paul auch bewiesen, dass er neben einem balldominanten Spieler funktionieren kann, auch wenn seine damalige Dreierquote (38,5 Prozent, 41,4 Prozent im Catch-and-Shoot) eher Ausreißer als Norm ist.
Letztlich bleibt es aber dabei, dass Schröder am besten ist, wenn er den Ball selbst in der Hand hält. Doch wenn Doncic auf dem Court steht, dann muss der Ball zwingend in slowenische Hände. Und auch Dinwiddie oder Hardaway Jr. mögen es, für sich selbst zu kreieren. Manche Dribble-Orgien Schröders waren dagegen schon in Boston ein Problem. Von daher wäre ich skeptisch, dass Dallas mit Schröder die Top 3 im Westen angreifen könnte, die Spitze in der Conference ist einfach zu stark, den Mavs fehlt weiterhin ein echter, zweiter Star. Daran würde auch DS17 nichts ändern.
Dennoch: "Ich denke, die Mavs sind das Team, zu dem er wechseln sollte. Dallas braucht Tiefe im Backcourt, sie müssen Brunsons Produktion ersetzen", wurde vor kurzem ein anonymer General Manager von Sean Deveney (Heavy.com) zitiert. "Dennis kann reingehen und ein produktiver Guard von der Bank sein. Kann er neben Luka spielen? Wen kümmert das, wenn er für das Minimum spielt."
NBA: Warum Dennis Schröder in Dallas nur theoretischer Natur ist
Doch genau da liegt der Grund, warum ich über Schröder in Dallas nur im Konjunktiv geschrieben habe. Die Mavs haben schlicht keinen realistischen Weg, Schröder an Land zu ziehen - außer er verzichtet auf viel Geld. Das Front Office hat die eigene Taxpayer Midlevel Exception (6,5 Millionen Dollar) bereits an JaVale McGee und Jaden Hardy verteilt. Für Schröder bliebe nur noch das Veteranen-Minimum, in seinem Fall bei neun Jahren NBA-Erfahrung etwa 2,6 Mio. Dollar.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich DS17 irgendwo mit dem Minimum zufriedengibt - außer vielleicht, LeBron greift wirklich nochmal zum Handy (seien wir ehrlich: eher nicht). Wobei zur Realität auch gehört, dass seine Optionen mittlerweile rar sind. Cap Space haben mittlerweile nur noch die Spurs und Pacers übrig, Schröder passt aber kaum in deren Kaderplanung mit Fokus auf Rebuild.
Und sonst so? Mehr als das Minimum winkt nur noch von zwei Handvoll Teams. Über die komplette beziehungsweise einen Teil der Midlevel-Exception (10,5 Mio.) verfügen noch die Hornets, Grizzlies, Thunder, Magic und Jazz. Die haben entweder keinen Bedarf auf den Guard-Positionen oder sind ebenfalls Rebuilding Teams.
Hinter den verbliebenen Taxpayer-Midlevel-Teams, was ihm ein ähnliches Jahresgehalt wie in Boston einbringen würde, verbergen sich aber möglicherweise interessante Schröder-Teams. Dazu gehören die Hawks, Nets, Pelicans und Suns.
Mir persönlich gefällt der Fit von Schröder bei den Suns sehr gut - ein zusätzlicher Bank-Scorer für ein Team mit echten Ambitionen und Schröder wieder an der Seite von CP3 -, doch solange im Trade-Poker um Kevin Durant keine Lösung in Sicht ist, wird sich Phoenix wohl erstmal alle Optionen offen halten wollen. Gut möglich, dass sich Schröder noch eine Weile gedulden muss.
NBA Mailbag: Die Mavs und der Free-Agency-Grabbeltisch
SPOX-User TL4177: Welche Trades könnten und sollten die Mavs noch in dieser Offseason vornehmen, um ihren Kader zu verbessern? Welche Free Agents würden zum Minimum gegebenenfalls noch Sinn ergeben (ein Platz ist glaube ich noch nicht besetzt)?
Wenn ich schon Schröder als Mavs-Option für unwahrscheinlich erklärt habe - was bleibt sonst noch auf dem Markt übrig? Zunächst mal ist es korrekt, dass die Mavs nur noch einen Kaderplatz zu vergeben haben, ansonsten stehen bereits 14 Spieler fest für die kommende Saison unter Vertrag.
So spät in der Offseason ist der Markt weitestgehend ausgedünnt, neben Schröder ist Collin Sexton noch ein hochkarätiger Free Agent für den Backcourt. Die Mavs sollen interessiert sein, als weiteren, jungen Scorer fände ich persönlich Sexton in Dallas auch nicht verkehrt. Doch auch hier ist der Weg zu einer Verpflichtung holprig.
Aufgrund der angesprochenen Cap-Situation bräuchte es schon einen Sign-and-Trade, damit der 23-Jährige in Texas landet. Laut Chris Fedor (Cleveland.com) sollen die Cavs bislang von den potenziellen Assets, die Dallas in einen Trade werfen könnte, nicht begeistert sein. Die sind nämlich Mangelware. Eigene junge Talente sind kaum vorhanden, als Salary-Filler dürften wohl Dwight Powell (11,1 Mio., auslaufender Vertrag) oder Davis Bertans (noch 3 Jahre, 49 Mio.) verfügbar sein, doch die machen keinen Trade-Kohl fett.
Viele Möglichkeiten für einen Trade haben die Mavs also nicht, womöglich müssten sie Tim Hardaway Jr. verfügbar machen, doch auch dessen Trade-Wert ist aufgrund des Vertrags (noch 3 Jahre, 53,7 Mio.) überschaubar. Maxi Kleber oder Dorian Finney-Smith wird Dallas nicht abgeben wollen. Also werden die Mavs wohl im letzten Rinnsal des Free-Agency-Teichs stochern: Womöglich werden hier Namen wie Eric Bledsoe, P.J. Dozier auf Guard oder Jake Layman, Markieff Morris für den Flügel auftauchen. Einen großen Unterschied werden sie aber nicht machen.
NBA: Was ist John Wall bei den L.A. Clippers zuzutrauen?
SimonSays: Was traut ihr John Wall bei den Clippers zu? Kann er noch ein Top-Point-Guard sein? Und werden die Clippers damit endlich zum Contender?
Die Bezeichnung Top-Point-Guard entspricht eher nicht mehr der Realität beim mittlerweile 31 Jahre alten John Wall nach mehreren schlimmen Verletzungen (Knie-OPs, Achillessehnenriss) und schon wieder einem kompletten Jahr Pause. Die Position ist mit vielen Hochkarätern sehr tief besetzt, zur Elite gehört Wall nicht mehr.
Das heißt aber nicht, dass er keinen positiven Einfluss in limitierter Rolle bei den Clippers haben kann. Das positive an der langen Pause: Der fünffache All-Star geht immerhin ausgeruht und auf dem bestmöglichen Fitnesslevel in die neue Spielzeit. Und das wichtigste: Dort muss er bei Weitem nicht die Last vergangener Tage tragen.
"Ich muss nicht mehr jeden Abend Batman sein. An diesem Punkt in meiner Karriere will ich es auch nicht mehr sein müssen", brachte es Wall selbst im Interview mit ESPN auf den Punkt - mal abgesehen davon, dass er es wohl auch nicht mehr kann. Er hatte noch nie bessere Mitspieler als Kawhi Leonard und Paul George, die er mit seinen Fähigkeiten als Passer gut in Szene setzen kann - wie auch die restlichen Teamkollegen in einem sehr tief besetzten Clippers-Team.
NBA Mailbag: Clippers sind Titelanwärter - mit oder ohne Wall
Gleichzeitig wird er davon profitieren, dass er nicht gegen den besten Verteidiger des Gegners ran muss sowie von zusätzlichem Platz in der Offense. Kann er aber auch abseits des Balls eine Gefahr ausstrahlen? Dieser Aspekt seines Spiels wird enorm wichtig werden, da er neben Kawhi und George eben nicht mehr der balldominante Spieler früherer Tage sein wird.
Shooting war noch nie die Stärke des Top-Picks von 2010 (32,3 Prozent Karriere-Dreierquote), wobei seine Zahlen aus dem Catch-and-Shoot - diese Möglichkeiten wird er bei den Clippers bekommen - leicht besser aussehen (38 Prozent seit Datenerfassung 2013/14). Nach eigener Aussage arbeitet er schon den ganzen Sommer an seinem Wurf.
Laut ESPN wird Wall eine Chance bekommen, Reggie Jackson den Starterposten auf der Eins streitig zu machen. Dafür wird sich Head Coach Tyronn Lue aber auch genau anschauen, wie der Point Guard defensiv aussieht. Neben dem Dreier ist das wohl das größte Fragezeichen und dürfte entscheidend werden, wie viel Wall tatsächlich spielt - vor allem in den Playoffs. Letztlich haben wir schon zu lange nichts mehr von ihm gesehen, um das Stand jetzt einschätzen zu können.
Dass ich die Clippers kommende Saison in die Riege der Titelanwärter platziere, liegt eher an der Rückkehr von Leonard und George und einem insgesamt tiefen Kader als an Wall. Dennoch kann das Signing für die Clippers wertvoll werden, wenn Wall zeigt, dass er wirklich noch was im Tank hat.
NBA Mailbag: Haben Kevin Durant und Co. zu viel Macht?
Die Trade-Forderung von Durant hat in der NBA ein Beben ausgelöst. Nach nur drei Jahren in Brooklyn will er weg, obwohl er noch weitere vier Jahre unter Vertrag steht. Schadet dieses Sommertheater der NBA? Haben die Spieler heutzutage zu viel Macht?
Und werden neben den Clippers auch die Denver Nuggets kommende Saison einen Aufstieg zum Titelanwärter hinlegen? Antworten auf diese Fragen gibt es im Video-Mailbag. Hier entlang!
NBA Mailbag: Bei diesen Team-Aktien solltet Ihr zuschlagen
SPOX-User OKC_Power: Bei welchen Playoff-Teams (je Ost und West) aus der vergangenen Saison könnte man den größten Rückschritt zum Vergleich zur Vorsaison vermuten? Und bei welchen Teams den größten Schritt nach vorne?
Beginnen wir positiv, also mit dem zweiten Teil der Frage. Wer auf Seite 2 aufgepasst hat, dem springt sofort ein Nicht-Playoff-Team aus der Western Conference ins Auge, mit dem kommende Saison definitiv zu rechnen sein wird. Dafür gehen wir nach L.A., zum früher mal "etwas anderem Team" aus der Stadt der Engel.
Für die Clippers reichte es selbst (weitestgehend) ohne die beiden Franchise-Stars immerhin zum Play-In-Turnier, im Sommer ist der Kader zum Großteil gleichgeblieben. In Person von Isaiah Hartenstein ging einer der besten Backup-Center der Liga, dafür verlängerte L.A. mit Nicolas Batum, Amir Coffey und Ivica Zubac - und der beste "Neuzugang" ist ein gewisser Kawhi Leonard.
Mit der Clippers-Antwort bei dieser Frage mache ich es mir relativ leicht, ins selbe Boot gehören auch die Denver Nuggets. Da spielt immerhin der zweifache MVP Nikola Jokic, der in Person von Jamal Murray und Michael Porter Jr. seine besten Mitspieler nach langer Verletzungspause ebenfalls zurückbekommt. Wer eine etwas umstrittenere Antwort haben möchte: Die Lakers werden nicht nochmal eine solch enttäuschende Saison hinlegen. Ich bin mir sicher, dass in L.A. noch etwas passieren wird (Stichwort Westbrook/Kyrie), denn es MUSS etwas passieren. Eine weitere Saison von LeBron James sollte L.A. nicht verschwenden.
Generell ist zudem erfreulich, dass viele der letztjährigen Kellerteams nächste Saison richtig interessant werden dürften. Die Blazers haben sich für einen Playoff-Angriff verstärkt, die Thunder und Rockets werden zwar erneut viele Spiele verlieren, haben aber spannende Talente angehäuft. Gleiches gilt für die Orlando Magic im Osten, die ich zwar nicht als Playoff-Team, aber doch als deutlich verbessert als in der Vorsaison auf dem Schirm habe. Und von den Nicht-Playoff-Teams aus dem Osten werden die Cavaliers mit einem wieder fitten Kader in der Tabelle klettern.
NBA: Die Abschlusstabelle der Eastern und Western Conference 2022/23
EASTERN CONFERENCE | WESTERN CONFERENCE | |||||
Platz | Team | Bilanz | Platz | Team | Bilanz | |
1. | Miami Heat | 53-29 | 1. | Phoenix Suns | 64-18 | |
2. | Boston Celtics | 51-31 | 2. | Memphis Grizzlies | 56-26 | |
3. | Milwaukee Bucks | 51-31 | 3. | Golden State Warriors | 53-29 | |
4. | Philadelphia 76ers | 51-31 | 4. | Dallas Mavericks | 52-30 | |
5. | Toronto Raptors | 48-34 | 5. | Utah Jazz | 49-33 | |
6. | Chicago Bulls | 46-36 | 6. | Denver Nuggets | 48-34 | |
7. | Brooklyn Nets | 44-38 | 7. | Minnesota Timberwolves | 46-36 | |
8. | Atlanta Hawks | 43-39 | 8. | New Orleans Pelicans | 36-46 | |
9. | Cleveland Cavaliers | 44-38 | 9. | L.A. Clippers | 42-40 | |
10. | Charlotte Hornets | 43-39 | 10. | San Antonio Spurs | 34-48 | |
11. | New York Knicks | 37-45 | 11. | Los Angeles Lakers | 33-49 | |
12. | Washington Wizards | 35-47 | 12. | Sacramento Kings | 30-52 | |
13. | Indiana Pacers | 25-57 | 13. | Portland Trail Blazers | 27-55 | |
14. | Detroit Pistons | 23-59 | 14. | Oklahoma City Thunder | 24-58 | |
15. | Orlando Magic | 22-60 | 15. | Houston Rockets | 20-62 |
NBA Mailbag: Diese Team-Aktien drohen abzustürzen
Beim ersten Teil der Frage muss man einschränkend erwähnen: Solange es noch keine KD-Entscheidung gibt, kann sich da noch viel verschieben. Wenn Durant und Kyrie Irving tatsächlich bleiben - und Bock haben -, sollte man wieder in Nets-Aktien investieren. Das ist aber ein sehr großes Wenn.
Klammern wir also mal die Nets aus. Meiner Meinung nach sind im Osten die Charlotte Hornets ein Kandidat für einen Rückschritt. Vergangene Spielzeit reichte es zum Play-In-Turnier, bilanztechnisch (43-39, ein Spiel hinter Brooklyn), hätte es sogar fast zu Platz sieben gereicht. Im Sommer wurden sie aber nicht wesentlich besser, stattdessen werden sie wohl Miles Bridges verlieren, der aufgrund eines Gerichtsprozess wegen häuslicher Gewalt erst mal zur Persona non grata wurde. Viel Last schlummert auf den Schultern von LaMelo Ball.
In der Western Conference gibt es einen klaren "Favoriten" für einen regelrechten Absturz. Utah schaffte es vergangene Saison immerhin auf Platz fünf, bevor in der ersten Runde gegen Dallas Schluss war. Nach dem Rudy-Gobert-Deal und mit einem Donovan-Mitchell-Trade vor der Brust halten sich die Jazz-Fans kommende Saison mehr an der Aussicht auf Victor Wembanyama als auf die Postseason fest.
Das gleiche gilt auch für die Spurs, die als ehemaliges Play-In-Team ihren Hut ebenfalls in den Wembanyama-Ring werfen werden. An der Spitze der Western Conference erwarte ich aber keine großen Umbrüche. Warriors, Suns, Grizzlies, Nuggets, Clippers, Mavs, vielleicht sogar die Wolves, Pelicans, Blazers und Lakers - das wird eine lustige Rangelei um die Playoff-Platzierungen im Westen.