Das Play-In-Spiel zwischen den Los Angeles Lakers und den Golden State Warriors brachte die erhoffte Dramaturgie - und auch einige Erkenntnisse. SPOX blickt zurück auf eine wilde Partie. Hier geht's zu den Highlights des Spiels!
1. Playoff-Draymond Green bleibt ein Monster
Die Zweifel, die vor der Saison an den Warriors aufkamen, hatten zu einem gewissen Anteil auch mit der schwachen Vorsaison von Draymond Green zu tun. Schon die Regular Season gab Aufschluss, dass der Big Man noch immer einer der besten Verteidiger der Liga ist - und in dieser Partie stellte er es erst recht unter Beweis.
Vor allem in der ersten Halbzeit verteidigte Green schlichtweg meisterlich. Im Eins-gegen-Eins entnervte er Anthony Davis komplett, der erst spät im Spiel auftaute, dazu hatte er gefühlt auch bei jedem Pick'n'Roll die Finger im Spiel und orchestrierte die gesamte Team-Defense.
Die Fülle an gegnerischen Plays, die Green in dieser Partie fast im Alleingang zerstörte, schaffen andere Spieler nicht über eine gesamte Saison.
Seine Leistung kam nicht ohne Wermutstropfen aus - Green war als Scorer kein Faktor, riskierte durch sein Gemecker auch nach dem ersten Technical einen Rauswurf und leistete sich vor allem 6 Turnover. Seine Statline (2 Punkte, 9 Rebounds, 8 Assists, 3 Steals, 3 Blocks) wird jedoch nicht ansatzweise seinem Impact gerecht, wie so oft.
Was Curry vorne leistet, kann Green unter Druck defensiv. Er wird vermutlich nicht erneut Defensive Player of the Year werden, zumal dieser Award sich ja auf die Regular Season bezieht. Doch seine Vielseitigkeit gepaart mit der beispiellosen Intelligenz macht ihn zum womöglich wertvollsten Playoff-Verteidiger - also dann, wenn es wirklich zählt. Immer noch.
Draymond Green: Seine Statistiken 2020/21
Spiele | Minuten | Punkte | TS% | Rebounds | Assists | Steals | Blocks |
63 | 31,5 | 7,0 | 53,0 | 7,1 | 8,9 | 1,7 | 0,8 |
2. Andre Drummond ist (noch) nicht die Lösung
Wirklich überraschend ist es angesichts der Ausfälle nicht, aber noch hat Lakers-Coach Frank Vogel seine perfekte Rotation nicht gefunden, und noch hat Andre Drummond nicht wirklich Bindung an das restliche Spiel. Was Green bei den Warriors auszeichnet, ließ der Big Man vermissen: Er ging nach Switches gegen Stephen Curry auf den Steal, statt solide zu bleiben. Er konnte den Ring nicht beschützen und wurde im Pick'n'Roll teilweise richtiggehend herausgepickt.
Fast noch schädlicher war sein Spiel indes offensiv. Drummond stand mehrfach bei Driving Lanes im Weg und machte das ohnehin schon schlechte Spacing der Lakers weiter kaputt. Als die Offense ohnehin stagnierte, forderte er den Ball für Eins-gegen-Eins-Situationen im Post - wobei er dann bei seiner einzigen Gelegenheit prompt den Ball verlor. Wenig später nahm Vogel ihn runter.
Drummond kann bei den Lakers sicher noch eine Rolle finden, aber in diesem Spiel war eklatant, wie viel besser und flüssiger es lief, wenn Anthony Davis auf der Fünf agierte (was niemanden überraschen sollte). Und auch Marc Gasol sollte man womöglich nicht komplett abschreiben. Sein Passspiel hätte der teils unheimlich eindimensionalen Offense der Lakers auch in dieser Partie gut zu Gesicht stehen können.
Davis war in der zweiten Halbzeit defensiv phasenweise ähnlich eindrucksvoll wie Green und wurde auch offensiv auf der Fünf zunehmend aggressiver, während er die gesamte Hälfte durchspielte. Es war kein Zufall, dass Drummond in der zweiten Hälfte nur noch knapp sieben Minuten auf dem Court stand und das letzte Viertel komplett von draußen beobachtete. Wobei er da nicht der einzige war.
3. Dennis Schröder ist aktuell nicht der beste Lakers-Guard
Auch Dennis Schröder musste sich die Schlussphase von draußen ansehen. Zwar bekam er einige Minuten im letzten Viertel, nachdem diese jedoch ziemlich schlecht liefen (-8), nahm ihn Vogel für den Schlussspurt vom Court. Und das war nur folgerichtig, obwohl Schröder immerhin einen netten Chasedown-Block gegen Curry verzeichnet hatte.
Schröder wirkte zuvor fast die ganze Partie über von der Rolle, nahm seine Würfe ohne Rhythmus und ohne Selbstvertrauen. 3/14 lautete seine Ausbeute am Ende, Entlastung gab er der Lakers-Offense weder als Scorer noch als Playmaker. Zumal er dazu tendierte, das Spiel langsam zu machen und das Ball-Movement zu stoppen, was von seinem "Vertreter" anders gehandhabt wurde.
Alex Caruso traf nicht nur effektiver (6/12), er spielte auch weitaus entschlossener. Er riss durch kluge Cuts Lücken und spielte den Ball entweder schnell weiter oder schloss ab, wenn er ihn erhielt. Es ist kein Geheimnis, dass er prächtig vor allem mit James harmoniert. In Halbzeit eins war der Backup-Guard sogar der beste Laker, wobei das in dem Fall keine allzu große Kunst war.
Defensiv war Caruso ebenfalls deutlich besser, weil solider gegen Curry. Er war der Schlüssel dafür, warum Curry in der letzten Minute nach dem LeBron-Wurf keine einzige Chance mehr bekam (auch Wesley Matthews half), die Speerspitze gegen Curry. Schröder sah in dieser Rolle mehrfach ziemlich alt aus.
Schröder ist nach seinem Ausfall konditionell noch nicht bei 100 Prozent, weshalb das Ganze ein Stück weit Momentaufnahme ist. Schröder hat als Scorer andere Qualitäten, aber in der jetzigen Form dürfte Caruso auch noch weitere Crunchtimes an seiner Stelle spielen. Free Agents sind in der Offseason übrigens beide.
4. LeBron James mag es dramatisch
Wie schnell sich so etwas auch wieder drehen kann, zeigte LeBron in dieser Partie. In Halbzeit eins wirkte es, als habe er überhaupt kein Vertrauen in den angeschlagenen Knöchel, seine Layup-Versuche erinnerten teilweise an Karl Malone in dessen Karriere-Spätwinter. James stand zur Pause bei 1/7 aus dem Feld und schien nicht in der Lage, auch nur einen Warriors-Flügel physisch zu überpowern.
Halbzeit zwei zeigte dann wieder einen anderen LeBron. Der 36-Jährige hüpfte zwar nicht permanent durch die Lüfte, zeigte etwa mit seinem Block gegen Green oder dem Layup zum ersten Führungswechsel aber, dass die Athletik noch immer abrufbar ist. 16 Punkte (6/10) und 6 Assists lieferte er allein in Halbzeit zwei, bei einem Plus/Minus von +22.
Natürlich kam da auch noch der Game-Winner hinzu, der für sich schon spektakulär und dramatisch genug war, von LeBron im Nachhinein aber noch etwas spektakulärer und dramatischer gemacht wurde. Er habe "drei Ringe nebeneinander" gesehen, nachdem ihn Green kurz zuvor am Auge erwischt hatte, behauptete James, der zuvor schon das Foul so auffällig verkauft hatte, dass sich der unbeteiligte C.J. McCollum via Twitter darüber lustig machte ("Schauspieler des Jahres").
Etwas präziser formulierte es Curry, der bei LeBrons Wurf der nächste Verteidiger war: "Die besten Spieler aller Zeiten treffen großartige Würfe."
5. Das Play-In-Konzept geht auf
Wie gesagt. Auch wenn die beiden Spiele in der Eastern Conference nicht knapp waren: Zweifelt irgendjemand daran, dass dieses Turnier dauerhaft Teil des NBA-Kalenders wird? Mehr Spiele auf diesem Niveau und mit dieser Intensität können nicht die falsche Antwort sein.
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