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NBA - Der Offseason Outlook der Orlando Magic: Ab in den Urlaub

Von Philipp Schmidt
Vucevic hat seinen 100-Millionen-Dollar-Vertrag in der vergangenen Saison gerechtfertigt.
© getty

Nachdem die Orlando Magic die Regular Season auf dem achten Platz der Eastern Conference beendet hatten, mussten sie sich in Runde eins der Playoffs gegen die hoch favorisierten Milwaukee Bucks geschlagen geben. Während die Spieler sich in den Urlaub verabschieden, stehen dem Front Office in Orlando einige wegweisende Entscheidungen bevor.

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Obwohl die Nets extrem dezimiert in die Bubble in Disney World reisten, schaffte es Orlando nicht, Platz sieben in der Eastern Conference zu übernehmen. Die Seeding Games beendeten sie mit einer Bilanz von 3-5 - trotz durchaus machbarem Schedule.

So kam es in den Playoffs zum Duell mit den topgesetzten Bucks, welches sogar mit einer dicken Überraschung in Spiel eins begann. Dank eines überragenden Nikola Vucevic und 16 versenkten Dreiern (eigentlich ganz und gar keine Stärke der Magic) holte sich Orlando den Sieg. Es folgte die Ernüchterung in Form von vier Pleiten in Serie - mit einem Rückstand von jeweils mindestens 14 Punkten!

Orlando Magic: So lief die Saison 19/20

Es war ein enttäuschendes Ende einer insgesamt enttäuschenden Saison. Die Magic beendeten die Regular Season mit 33 Siegen und waren auf dem Weg, die Spielzeit mit weniger Erfolgen als in der vergangenen zu beenden. Die erneute Playoff-Teilnahme muss vielmehr der schwachen Konkurrenz im Osten als eigenen Glanzleistungen zugeschrieben werden. Nach dem Sieg im Eröffnungsspiel gegen die Cavs wiesen die Magic zum ersten und letzten Mal eine positive Bilanz auf.

"Wir haben große Teile der Saison ohne Jonathan und Al gespielt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit ihnen eine Top-5-Defense gehabt hätten", sieht Magic-Coach Steve Clifford in den Verletzungen von Isaac und Aminu einen Grund für die Bilanz. Der Plan mit der Top 5 ging auch aufgrund der widrigen Begleitumstände zwar nicht auf, ein Defensiv-Rating von 109,5 reichte dennoch für einen passablen zehnten Platz. Die Probleme lagen eindeutig am anderen Ende des Courts.

Die ernüchternden Zahlen: Offensiv-Rating 108,5 (Platz 23), Punkte pro Spiel 107,3 (Platz 24), Pace 98,6 (Platz 25). Sowohl die Quote aus dem Feld (44,4 Prozent, Platz 27) als auch aus der Distanz (34,3 Prozent, Platz 25) reichte nur für Platzierungen im Tabellenkeller.

Das niedrige Tempo führte zu wenigen Punkten in Transition, in der Halbfeld-Offense war ersichtlich, dass den Magic ein Go-to-Guy fehlt, der übernehmen und als Scoring-Option gesucht werden kann. 3,3 Possessions mit Isolations pro Spiel sind der mit großen Abstand niedrigste Wert in der Association (Houston: 22,6!).

Orlando Magic: Die Offseason-Fragen

Nikola Vucevic: Baustein der Zukunft oder Trade-Chip?

Vor der Saison unterschrieb der Montenegriner, der schon seit 2012 für Orlando aufläuft, einen Vierjahresvertrag über 100 Millionen Dollar und stieg damit zu einem der Topverdiener unter den Centern auf. Nicht wenige hatten für diesen Kontrakt nur wenig Verständnis, aber in den Playoffs war Vuc zur Stelle.

Zunächst bestätigte er in der regulären Saison mit 19,6 Punkten sowie 10,9 Rebounds die starke Vorsaison und war in der Serie gegen die Bucks klar bester Mann seines Teams. Beim Sieg in Spiel 1 legte er 35 Punkte auf und traf 5 Dreier. Dreimal erreichte er ein Double-Double, nie unterbot er die Marke von 20 Punkten.

Zweifel an seiner (verbesserten) Defense sind weiterhin berechtigt, wenngleich er zumindest als Teamdefender durchaus kompetent ist. Gefühlt ist er schon ewig dabei, wird aber im Oktober gerade einmal 30 Jahre alt. Doch lassen sich mit Vucevic als Nummer 1 wirklich große Playoff-Erfolge einfahren?

Wohl eher nicht, Immerhin hat der All-Star sein Spiel der heutigen NBA angepasst und nahm in dieser Saison mit 4,7 Dreiern pro Partie die bei weitem meisten in seiner bisherigen Karriere - bei einer passablen Quote von 33,9 Prozent. Seine Zukunft in Orlando hängt allerdings auch mit einer anderen offenen Frage zusammen ...

Muss Orlando die Frontcourt-Rotation um Vucevic, Gordon, Bamba und Isaac auflösen?

Jonathan Isaac an Position sechs im Jahr 2017, Mo Bamba an gleicher Stelle ein Jahr später: Die Magic haben in den vergangenen Jahren viel Draftkapital in Big Men investiert - durchschlagender Erfolg blieb allerdings aus. Im vergangenen Draft zogen sie Power Forward Chuma Okeke an 16. Stelle, der aufgrund eines Kreuzbandrisses noch gar nicht im Aufgebot stand.

Die Probleme im Frontcourt haben vielfältige Gründe, angefangen mit Aaron Gordon: Gordon, selbst ein Top-5-Pick vor sechs Jahren, kam bis heute nicht über die Rolle des hoch veranlagten Hyper-Athleten hinaus, was neben der fehlenden spielerischen Weiterentwicklung (nur 14,4 Punkte und 30,8 Prozent Dreierquote in der Saison 2019/20) auch mit Verletzungsproblemen zusammenhing.

Bamba geht ins dritte Jahr seines Rookie-Vertrags, schaffte es bisher aber nur zu sporadischer Einsatzzeit (14,2 Minuten im Schnitt), ist weiterhin auf der Suche nach seiner optimalen Rolle und fiel zuletzt nach einem positiven Coronatest aus. Isaacs Entwicklung stimmte zu Beginn der Saison deutlich zuversichtlicher, ehe auf eine Knochenquetschung im Knie ein Kreuzbandriss folgte. Neben seiner bereits elitären Defense zeigte er zuvor auch in der Offense vielversprechende Ansätze. Nun droht er sogar, die komplette Saison 2020/21 zu verpassen.

Sollte Gordon seine Distanzwurf weiterhin nicht stabil treffen, ist er auf der 3 nur schwer einsetzbar, sodass sich die restlichen Spieler die Minuten hinter ihm sowie auf der 5 teilen müssten. Durch die Isaac-Verletzung hat sich der Stau bei den Big Men vorübergehend aufgelöst. Das Qulaitäts-Problem wird dadurch aber nicht gelöst. Hinzu kommt: Nach einer ernüchternden Saison ist der Trade-Wert der genannten Spieler zumindest nicht gestiegen (wenn auch Gordon immer noch ein fraglos interessanter Spieler ist). Selbst wenn Orlando also einen Trade suchen möchte, viel Gegenwert dürfen sie wohl nicht erwarten.

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