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NBA - "We Believe"-Warriors: Als der Förderer von Dirk Nowitzki zum Albtraum der Mavericks wurde

Dirk Nowitzki wirkte selten so hilflos wie in der Erstrundenserie gegen die Golden State Warriors.
© getty

Über die vergangenen Jahre haben sich die Golden State Warriors als absolute Spitzenfranchise etabliert. Das war vorher jahrzehntelang anders, weshalb die wenigen Saisons, in denen sie keine graue Maus waren, besonders hervorstechen. 2007 markierte einen ganz besonders starken Ausreißer nach oben - zum Ärger von Dirk Nowitzki. Heute feiert Stephen Jackson, ein wichtiger Teil der damaligen "We Believe"-Warriors, seinen 43. Geburtstag.

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Dieser Artikel erschien erstmals am 15. Mai 2020.

Manchmal bedarf es keiner Meisterschaft, damit man sich an ein bestimmtes Team erinnert. Es muss nicht ewig zusammenspielen, keine Ära prägen, nicht den Startschuss oder das letzte Hurra in der Karriere eines Superstars darstellen.

Manchmal reicht auch ein Haufen bunter Charaktere, ein legendär kauziger Head Coach und ein bis heute genialer, weil so einfacher Slogan. Und, in diesem Fall, natürlich einer der größten Überraschungen der NBA-Geschichte.

Mavericks vs. Warriors: David gegen Goliath

Am 21. April 2007 war bei den Mavericks die Welt in Ordnung. Die Situation war sogar blendend. Nach der Enttäuschung in den Finals im Vorjahr hatte sich das Team von Avery Johnson nochmals gesteigert, mit 67 Siegen eine der besten Regular Seasons der Geschichte hingelegt. Franchise Player Dirk Nowitzki hatte den MVP-Award zwar noch nicht bekommen, galt aber als großer Favorit.

Entsprechend gingen die Mavs mit breiter Brust in die Playoffs, in der Hoffnung, in diesem Jahr endlich den ersten Titel der Franchise-Historie zu holen. Als Konkurrenten dafür galten die Suns, Spurs, vielleicht noch die Pistons oder Cavaliers. Sicher jedoch nicht das Team, das Dallas in der ersten Runde aus dem Weg räumen müsste.

Die Warriors hatten sich schließlich erst auf den letzten Drücker überhaupt für die Playoffs qualifiziert, waren zum ersten Mal seit 1994 dabei, mit 42 Siegen beileibe kein Top-Team. Die Favoritenrolle war also mehr als eindeutig verteilt. Und dennoch: Ein ganz normales 1-8-Matchup war diese Serie von Beginn an nicht.

Don Nelson hatte eine Rechnung offen

Von 1997 bis 2005 hatte Don Nelson bei den Mavericks an der Seitenlinie gestanden, war maßgeblich dafür verantwortlich, dass Nowitzki nach Dallas kam und sich dort durchsetzte, und kannte den Würzburger besser als jeder andere Coach in der NBA. Nelson war Dirks Förderer und aufgrund seiner unkonventionellen Ideen der perfekte Mann, um einen revolutionären Spielertypen wie ihn auf die Liga loszulassen.

Kurz vor den Playoffs 2005 hörte Nellie in Texas jedoch auf, weil er laut damaliger Aussage den Spaß am Coaching verloren hatte, und wurde von Johnson ersetzt. Jason Richardson von den Warriors hatte eine andere Erinnerung: "Nelson und die Mavs sind sich finanziell nicht einig geworden. Deswegen ging es auch um Rache", sagte der Team-Kapitän Jahre später zu SLAM.

Was auch immer der exakte Grund war, in jedem Fall schien Nelson eine Rechnung offen zu haben mit dem Team, bei dem sein Sohn Donnie nach wie vor als General Manager fungierte. Damit passte er ideal zu seiner neuen Mannschaft, einer Ansammlung von anderswo Aussortierten, die alle etwas zu beweisen hatten.

Warriors: Jeder hielt sich für unterschätzt

Dieses Gefühl zog sich durch den gesamten Kader. "Ich hielt mich für unterschätzt. Die Leute dachten, Baron Davis' Karriere wäre vorbei. Monta Ellis fühlte sich nicht wertgeschätzt, weil er ein Zweitrundenpick war. Stephen Jackson hatte einen schlechten Ruf wegen der 'Malice at the Palace'. Al Harrington hatte die besten Tage hinter sich. Matt Barnes war ein Wandervogel", blickte Richardson auf den Kader zurück.

Um das klarzustellen: Die Spieler, die Richardson dabei aufzählte, waren alle talentiert, teilweise sogar mal All-Stars. Sonderlich viel erwartete jedoch tatsächlich niemand von ihnen. Doch als Jackson und Harrington im Januar via Trade aus Indiana in die Bay Area kamen, klickte etwas. Speziell Jackson war ein Spieler nach dem Geschmack von Nelson.

Kurz nach dem Trade beorderte Nelson Jackson sowie Davis in eine Bar namens Smitty's Cocktails, wie Jackson später bei NBC Sports Bay Area erzählte. "Wir spielten Shuffleboard und tranken stundenlang Scotch. Als BD und ich sturzbetrunken sind, sagt Nellie: 'Ihr Jungs werdet meine Captains sein. Ihr leitet dieses Team und wir werden Spaß haben.'"

"Nellie-Ball" auf der höchsten Stufe

Er sollte Recht behalten. Jackson war nicht nur ein guter Trinkpartner, sondern er brachte auch eine spielerische Komponente, die endgültig "Nellie-Ball" in seiner allerhöchsten Stufe möglich machte. Nelson war nie ein Coach, der Experimente gescheut hätte. In dieser Saison trieb er das Ganze auf die Spitze: Die Warriors spielten oft komplett ohne Bigs, mit einem irrsinnigen Tempo und endlosen Switches, gerade Jackson und Barnes verteidigten dabei immer wieder größere Spieler.

"Sie brachten uns eine Aggressivität, die wir vorher nicht hatten", erinnerte sich Center Adonal Foyle bei SLAM. "Stephen dachte, dass er ein Guard und ein Big Man war - dass er alles tun konnte - und er hat die Leute mitgerissen." Die Dubs beendeten die Saison on fire, gewannen 16 der letzten 21 Spiele und ballerten sich so auf der Zielgeraden noch in die Postseason.

Hier wartete dann das Duell mit dem vermeintlichen Überteam der Regular Season, aber gerade Jackson, der 2003 mit den Spurs Meister wurde, scheute dieses Duell keineswegs. "Es war vielleicht diese Naivität, die uns damals geholfen hat", sagte Nelson. Natürlich war es aber noch mehr als das.

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