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NBA - Die Wizards und Moritz Wagner in der Offseason: Neuaufbau mit angezogener Handbremse

Von Philipp Jakob
Moritz Wagner gehört zu den neuen Hoffnungsträgern bei den Washington Wizards.
© getty

Der Sommer 2019 brachte den Washington Wizards sowohl im Kader als auch im Front Office zahlreiche Neuerungen. Die genaue Richtung der Franchise ist allerdings weiterhin ungewiss. Dafür gibt es immerhin neue Hoffnungsträger, zu denen auch die Deutschen Moritz Wagner und Isaac Bonga gehören.

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Washington Wizards: Die Transaktionen

Kurz vor dem Start der Free Agency landeten die Wizards den ersten Treffer der Offseason 2019, als sie sich erfolgreich in den Blockbuster-Deal um Anthony Davis hineinschmuggelten. Ohne einen nennenswerten Gegenwert abzugeben (nur etwas Geld) nahm Washington drei junge Talente von den Lakers auf: Moritz Wagner, Isaac Bonga und Jemerrio Jones.

In Washington treffen die beiden Deutschen unter anderem auf Isaiah Thomas. Der zweimalige All-Star hat schwierige Jahre voller Verletzungssorgen hinter sich und will sich bei den Wizards mit einem Einjahresvertrag (1,6 Mio. Dollar) noch einmal beweisen. Er wird sich aber wohl zunächst hinter Ish Smith (2 Jahre/12 Mio. Dollar) einreihen müssen, der den nach Chicago abgewanderten Tomas Satoransky ersetzt. Zudem hat sich Thomas nun bereits in der Vorbereitung wieder am Daumen verletzt und wird vorerst ausfallen.

Mit Bobby Portis, Jabari Parker, Trevor Ariza, Jeff Green und Dwight Howard verlor Washington noch weitere prominente Namen, die sportlich aber definitiv ersetzbar sind. Dafür sollen beispielsweise auch C.J. Miles und Davis Bertans sorgen, die per Trade aus Memphis beziehungsweise San Antonio kamen. Zudem verlängerten die Wizards mit Center Thomas Bryant für drei Jahre und 25 Mio. Dollar.

Erstmals seit 2013 verfügten die Wizards über einen Lotterie-Pick, an neunter Stelle schlugen sie beim Japaner Rui Hachimura zu. Am Draft-Abend sicherte sich Washington auch die Dienste von Admiral Schofield, der von den Sixers an 42. Position gezogen wurde und anschließend für Cash zu den Wizards ging.

Washington Wizards: Die wichtigsten Statistiken 2018/19

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
32-50 (Platz 11 im Osten)110,2 (15.)112,9 (27.)-2,7 (25.)

Washington Wizards: Die Strategie

Nicht nur im Kader der Wizards kam es in der Offseason zu einigen Veränderungen, auch das Front Office wurde zu großen Teilen umstrukturiert. Nach der Entlassung von Ernie Grunfeld, der 16 Jahre lang die Geschicke der Franchise leitete, gab Tommy Sheppard zunächst als Interims-GM die Richtung in der Free Agency vor.

Mitte Juli wurde Sheppard schließlich zum dauerhaften General Manager befördert, eine Rolle im Front Office bekam zudem Sashi Brown. Der ehemalige GM der Cleveland Browns aus der NFL soll als Chief Planning and Operations Officer die langfristige Entwicklung der Wizards koordinieren.

Wie diese aussieht, ist derzeit allerdings noch ungewiss. Bei den Browns erarbeitete sich Brown mit seiner Tanking-Strategie den Ruf als "Sam Hinkie des Footballs", einen ähnlichen Weg für die Wizards hatte Eigentümer Ted Leonsis in der Vergangenheit jedoch immer wieder kategorisch ausgeschlossen.

Stattdessen soll das junge Talent im Kader entwickelt werden, um idealerweise ab 2020/21 eine schlagkräftige Truppe neben dem All-Star-Duo John Wall (der nach seinem Achillessehnenriss die komplette nächste Saison verpassen könnte) und Bradley Beal beisammen zu haben.

Der Kader der Washington Wizards

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
John Wall (derzeit verletzt)Bradley BealC.J. MilesRui HachimuraIan Mahinmi
Ish SmithJordan McRaeDavis BertansMoritz WagnerThomas Bryant
Isaiah Thomas Troy Brown Jr.
Isaac Bonga Admiral Schofield
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Washington Wizards: Die Schwachstellen

Auch deshalb hat Sheppard seinem Shooting Guard bereits eine lukrative, vorzeitige Vertragsverlängerung (3 Jahre/111 Mio. Dollar ab 2021) auf den Tisch gelegt. Bisher hat Beal seine Unterschrift aber noch verweigert. Wartet er, bis er nächsten Sommer einen noch größeren Deal bekommt, oder bahnt sich doch ein Trade an?

Das viel spekulierte Trade-Szenario um den 26-Jährigen würde einen langwierigen Rebuild der Wizards nach sich ziehen. Will das Front Office sportliche Katastrophenjahre verhindern, muss er also gehalten werden, auch wenn dadurch nur noch mehr finanzielle Flexibilität geopfert wird. Die ist aufgrund von Walls Supermax-Vertrag (4 Jahre/171,1 Mio. Dollar) - wohl der schlechteste Vertrag der gesamten Liga - ohnehin bereits torpediert.

Bleibt Beal, ist er ohne seinen Backcourt-Partner erstmal auf sich allein gestellt. Dass dies offensiv mehr oder weniger funktionieren kann, hat die vergangene Saison gezeigt. Am anderen Ende des Courts haben die Wizards aber in Satoransky und Ariza gute Verteidiger verloren, ohne adäquaten Ersatz zu holen. Auch die fehlende Tiefe auf dem Flügel und unter dem Korb ist ein Problem. Die viertschlechteste Defensive des Vorjahrs verspricht auf dem Papier 2019/20 keine allzu große Verbesserung.

Washington Wizards: Der Hoffnungsträger

Allein aus Marketing-Sicht dürfte sich die Wahl von Hachimura im Draft gelohnt haben. Gut 60 japanische Journalisten begleiteten die Summer-League-Auftritte der Wizards, im Land der aufgehenden Sonne dürfte sich der Blick der NBA-Interessierten künftig auf Washington fokussieren.

Der 21-Jährige gilt als noch recht rohes Talent, könnte aber in der Lage sein, sich in der NBA einen Namen als Scorer zu machen und damit Beal offensiv etwas zu entlasten. In seiner Rookie-Saison, in der die Wizards sportlich wohl eher keine Bäume ausreißen werden, steht seine Entwicklung im Vordergrund. Bei der Basketball-WM in China sorgte Hachimura bereits für einige Highlights.

Entsprechend wird Hachimura die Möglichkeit bekommen, sich auszuprobieren und Fehler zu machen - ähnliches gilt auch für die beiden Deutschen im Team Wagner und Bonga. Letzterer könnte jedoch ähnlich wie in der vergangenen Saison häufig in der G-League zum Einsatz kommen, von Wagner erhoffen sich die Wizards dagegen den nächsten Schritt.

Mehr Spielzeit als bei den Lakers (10,4 Minuten in 43 Spielen) wird es für den 22-Jährigen in Washington sicherlich geben, zumal Washington ihn auch 2018 bereits gerne gedraftet hätte. Riesig ist die Konkurrenz auf den großen Positionen zumindest nicht.

Washington Wizards: Das Fazit

Durch die Neuerungen im Front Office scheint die Franchise für die Zukunft gut aufgestellt zu sein - zumindest langfristig gesehen. Sportlich warten vor allem in der kommenden Saison allerdings erneut düstere Zeiten auf die Wizards-Fans.

Ohne Wall und mit Beal als Fixpunkt des Teams kommt auf Washington eine ähnliche Saison wie 2018/19 zu. Der Fokus liegt also schon jetzt auf dem nächsten Sommer, wenn einige Verträge auslaufen und die Beal-Frage wohl endlich beantwortet sein dürfte.

Die Note: 3+

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