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NBA: DeAndre Jordan bei den Dallas Mavericks: Erst der Elefant – dann der Erfolg?

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Drei Jahre nach dem Free-Agency-Fiasko um DeAndre Jordan und die Dallas Mavericks wechselt der Center doch noch nach Texas. Für die Mavs ist das ein großer Coup - denn DJ passt nahezu perfekt an die Seite des Guard-Duos der Zukunft.

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DeAndre Jordan und die Dallas Mavericks verbindet eine Beziehung, wie es sie in der langen Geschichte der NBA noch nie gegeben hat. In einer Story über die beiden Parteien muss dieser eine Elefant im Raum deshalb zwingend thematisiert werden - zumindest in aller Kürze.

Also: In der Free Agency 2015 hatten sich die Mavericks mit Jordan schon mündlich auf einen Vertrag geeinigt. Im Laufe des Moratoriums jedoch bereute dieser seine Entscheidung und die Clippers rochen Lunte. In einem aberwitzigen Zirkus, mit Emoji-Battles und verbarrikadierten Häusern, überzeugte ein Rekrutierungs-Trupp aus L.A. ihren Buddy tatsächlich doch noch von einem Verbleib.

Die berüchtigte und traurige Story der Mavericks rund um ihre Free Agency-Bemühungen erhielt dadurch ihren Höhepunkt, die Zukunftsplanungen der Franchise waren vorerst torpediert. Es folgte eine Saison im Mittelmaß und zwei in der Lottery, Jordan wurde bei seinen Gastspielen im American Airlines Center zum Staatsfeind und auch in der Spielzeit 2017/18 noch ausgebuht.

Dennis Smith und Luka Doncic: Eine Folge des Jordan-Debakels

Drei Jahre später haben zumindest die Verantwortlichen all dies vergessen und einen neuen, erfolgreichen Versuch gestartet: DJ wird kommen und soll die lang ersehnte Lösung auf der Center-Position sein. Hartgesottenen Mavs-Fans wird das vielleicht nicht gefallen, doch wenn sie sich die Umstände des Deals genauer angucken, werden auch sie Jordan vergeben.

Man kann es ja, wenn man es besonders nett meint, auch so sehen: Wäre DJ damals schon gekommen, wären die Mavs nicht so mies gewesen und hätten jetzt nicht Dennis Smith und vor allem Luka Doncic für die Zukunft im Kader.

Bei seiner Antritts-PK wird sich der bald 30-Jährige obendrein für sein Verhalten entschuldigen - und spätestens dann sollte man den Elefanten im Raum ignorieren und sich fragen: Warum wollten die Mavs den Athleten schon wieder unbedingt haben? Denn dafür gibt es gute Gründe.

DeAndre Jordan bei den Dallas Mavericks: Verstärkung für die Offensive

Besitzer Mark Cuban hat gegenüber The Athletic folgendes gesagt: Jordan wird zeigen, wie gut Dennis Smith und Luka Doncic wirklich sind. Das trifft es ganz gut auf den Punkt, denn: Ein aggressiver Roll-Man hat den Mavs in der Vergangenheit gefehlt (Dirk rollt nur noch im Notfall in die Zone - man könnte sagen, weil der Weg in die Defense von dort aus zu lang wird). Genau solch einer wird aber benötigt, um Smith' und nun auch Doncic' Stärken zu betonen.

Warum Jordan hier so wertvoll ist, lässt sich mit dem Begriff des "vertikalen Spacings" beschreiben: Nicht nur Schützen am Perimeter, sondern auch Spieler, die aggressiv zum Korb rollen und durch ihre Gefahr dort mehrere Verteidiger binden, sorgen für Platz und Freiheiten für die Mitspieler.

Jordan ist nach wie einer der besten seines Fachs in dieser Kategorie. Starke 1,25 Points per Possession (PPP) generierte er vergangene Saison als Roll-Man und 1,41 PPP als Cutter. Meist schließt er ohne Kompromisse ab, 212-mal passierte dies per Dunk, nur Clint Capela (213) kam auf mehr Druckkorbleger - und der hatte mit Chris Paul und James Harden die Großmeister des Lob-Anspiels im Kader.

DeAndre Jordan: Eine Waffe im Pick-and-Roll

Durch das Verletzungspech der Clippers hatte Jordan meistens Austin Rivers. Das darf auch als Erklärung dafür dienen, warum seine Effizienz im Abschluss insgesamt etwas gelitten hat. Fünfmal in Folge hatte er zuvor die Liga bei der Feldwurfquote angeführt, das war mit 64,5 Prozent nun nicht mehr der Fall. Neben Paul wurde im Laufe der Spielzeit bekanntlich auch Blake Griffin abgegeben, weshalb sich gegnerische Verteidigungen mehr auf den Center fokussierten.

Mit Smith und Doncic kann Jordan nun mit zwei Spielern das Pick-and-Roll laufen, die in diesem völlig unterschiedliche Stärken haben. Smith mit seiner Athletik und dem Drive zum Korb bestraft jedes Zögern einer Defensiv-Rotation, Doncic geht die Sache überlegter an, kann aber dank des vorhandenen Platzes selbst auf diverse Arten abschließen - oder mit seiner für einen 19-Jährigen absurden Übersicht den Lob spielen sowie eine sich zusammenziehende Defense mit dem Pass zur Dreierlinie bestrafen.

Der Slowenier kann nahezu jeden Passwinkel bedienen, ein Lineup mit ihm, Jordan und drei Schützen (die die Mavs immer in petto haben) offenbart Möglichkeiten, von denen Coach Rick Carlisle in der Vergangenheit nur träumen konnte.

Jordan ist ein vielseitigerer Spieler als 2015

Was die Mavericks im Laufe der drei Jahre, die seit dem Debakel 2015 ins Land gestrichen sind, auch festgestellt haben dürften: Jordan ist ein etwas vielseitigerer Spieler geworden. Sein Jumpshot von außerhalb der Zone wird zwar nie mehr ernstgenommen werden - doch erstens hat sich seine Freiwurfquote signifikant auf 58 Prozent verbessert und zweitens ist Jordan mit Ball in der Hand deutlich ruhiger geworden.

Gerade in Abwesenheit von Griffin war er bei den Clips auch mal derjenige, der mit Rücken zum Korb im Post oder mit Gesicht zum Korb an der Freiwurflinie Angriffe koordiniert. Plan A der Offense von Doc Rivers war das zwar nicht, aber in Notfällen hat es funktioniert. Das ist nun bei den Mavs wichtig, weil Carlisle gerne auf Horns-Spielzüge zurückgreift, bei der seine Bigs an der Birne einen gut getimten Handoff oder einen Durchstecker auf die Reihe bekommen müssen. Jordan hat das mittlerweile im Repertoire.

Zuletzt darf der Faktor "Second Chance Points" nicht unerwähnt bleiben: Mit 4,3 offensiven Boards gehört Jordan auch hier zur Liga-Spitze. Das war den Mavs zuletzt aufgrund ihrer mangelnden Athletik abgegangen: Ihre offensive Rebound-Rate war mit 18 Prozent die ligaweit schlechteste.

DeAndre Jordan bei den Dallas Mavericks: Verstärkung für die Defensive

Das Rebounding steht natürlich auch in der Defense auf Jordans Agenda. Hier waren die Mavs zuletzt zwar nicht ganz so mies, einen Elite-Müllsammler wie Jordan haben sie seit Tyson Chandler aber nicht mehr im Kader gehabt. Vielversprechend ist hier auch, dass Jordan mit Smith und Doncic zwei Anspielstationen hat, die zügig in die Transition umschalten können.

Insgesamt ist Jordan ein guter Post-Verteidiger und auch ein überdurchschnittlicher Roll-Man-Verteidiger. Beim allseits beliebten Switchen gegen Guards hat er wie fast jeder Big seiner Körpermaße Probleme, ein wandelndes Mismatch für Gegner ist er aber nicht.

Die Mavs schwimmen diesbezüglich aber ohnehin gegen den Strom und verteidigen Pick-and-Rolls gerne traditionell - was einerseits mit Dirk zu tun hatte und hat, andererseits aber auch damit, dass Guards wie J.J. Barea, Smith oder Yogi Ferrell nicht unbedingt für Switches geeignet sind. Bei Doncic wird sich das noch zeigen.

DeAndre Jordans Kurzzeit-Vertrag: Nur ein Leihgeschäft für die Mavs?

Das (erneut) aggressive Werben der Mavericks um Jordan ist angesichts dieser Faktoren mehr als verständlich. Nur: Es steht noch in den Sternen, wie lange die Zusammenarbeit dauern wird. Die Konditionen des Deals waren durchaus überraschend: Jordan unterschrieb bekanntlich für ein Jahr und 24,1 Millionen Dollar.

Zuvor schien es auf zwei andere Optionen hinauszulaufen: Entweder würde Jordan seine Spieler-Option (die ebenfalls 24,1 Millionen Dollar schwer gewesen wäre) bei den Clips ziehen und vor dem Start der Free Agency per Trade nach Dallas wechseln. Oder aber er würde aussteigen und dann einen neuen, langfristigen Deal aushandeln.

Nun gibt es also diesen Mittelweg, Jordan wird 2019 wieder Unrestricted Free Agent. Für ihn hat es den Vorteil, dass dann viel mehr Teams viel mehr Cap Space haben werden als jetzt, weshalb es wohl mehrere Angebote geben wird. Es könnte seine letzte Chance auf einen hochdotierten Vierjahresvertrag sein - sofern der Markt für alternden Bigs doch noch einmal einen Aufschwung erfährt.

Dallas Mavericks: Geht der DJ-Plan auf?

Die Mavs indes haben auch nicht nur Nachteile dadurch: Sie können in dieser einen Saison evaluieren, ob ihr Plan mit DJ als Anker aufgeht und er mit den beiden Guards der Zukunft harmoniert. Wenn dem so ist, können sie 2019 mitbieten; wenn es wider Erwarten doch nicht passt, zieht DJ halt weiter.

Den blöderen Fall gibt es natürlich auch: Jordan schlägt in Dallas voll ein, die Mavs wollen ihn halten und er haut trotzdem ab. Doch auch in diesem Szenario gibt es positive Aspekte á la Cuban: Jordan hätte bewiesen, was Smith und Doncic wirklich können. Auch das allein ist viel wert.

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