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NBA: Luka Doncic bei den Dallas Mavericks - Eine neue Hoffnung

Luka Doncic ist der neue Hoffnungsträger der Dallas Mavericks
© getty

Mit Luka Doncic haben die Dallas Mavericks ihren Wunschspieler im Draft geholt. Der Slowene sorgt in Texas damit für so viel Euphorie wie zuletzt bei der Championship 2011. Wie hilft das Wunderkind den Mavs weiter und was könnte Dallas zusätzlich in der Free Agency machen?

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Dirk Nowitzki feierte am 5. Februar 1999 sein Debüt in der NBA. 23 Tage später erblickte in Ljubljana ein gewisser Luka Doncic das Licht der Welt. Keine 20 Jahre später stehen beide zusammen in einem Team und repräsentieren die Vergangenheit und die Zukunft in Dallas. Es herrscht wieder Aufbruchsstimmung in Big D - mit Doncic konnte tatsächlich der Wunschspieler im Draft geholt werden.

Dass Dallas dafür einen zukünftigen Erstrundenpick an Atlanta abdrücken musste, war dabei nur ein kleiner Randaspekt. Der Slowene soll nach Harrison Barnes und Dennis Smith Jr. der dritte Eckpfeiler der neuen Mavs sein. Der abgegebene Pick ist im kommenden Jahr Top-5-geschützt, in Dallas hofft man, dass dieses Auswahlrecht bereits 2019 in den Süden nach Atlanta wandert.

Das würde nämlich bedeuten, dass Dallas deutlich besser als in der zumeist trüben vergangenen Saison abgeschnitten hätte. Und es herrscht Optimismus rund um das American Airlines Center, was vor allem mit der Ankunft des slowenischen Wunderkinds zu tun hat.

Coach Rick Carlisle bezeichnete es als "einschneidendes Ereignis" des Rebuilds.

Erinnerungen an den Rebuild mit Nowitzki und Nash

Dem wollte auch General Manager Donnie Nelson nicht widersprechen, der davon sprach, dass das Fundament für die Zukunft gelegt sei und es nun Geduld braucht, bevor alles zusammenwachsen kann. "Es ist ein wenig mit unserer Situation im Jahr 2000 zu vergleichen", meinte Nelson.

Eine gewagte These, denn damals standen in Steve Nash und Nowitzki gleich zwei künftige Hall of Famer im Kader und mit Michael Finley ein bereits gestandener All-Star. Davon ist das Trio Barnes, Smith und Doncic noch ein ganzes Stückchen entfernt, aber Grund für Zuversicht gibt es dennoch.

"Wir müssen nun beginnen, Spiele zu gewinnen", forderte Carlisle auf der Pressekonferenz, mahnte aber gleichzeitig bei Doncic um Geduld. "Er ist 19, man wird in dieser Liga nicht über Nacht zum Star. Es ist ein Prozess."

Die Tools, um in der NBA Erfolg zu haben, sind beim Slowenen alle da und im Gegensatz zu seinen Rookie-Kollegen bewies er sich über Jahre in Spanien in der zweitbesten Liga der Welt. Seine Erfolge braucht man eigentlich gar nicht mehr aufzählen, er hat schlicht und einfach mit gerade einmal 19 Jahren so ziemlich alles gewonnen, was man in Europa gewinnen kann. Dallas bekommt keinen klassischen Rookie, sondern einen gestählten Spieler, der sofort Einfluss auf das Spiel nehmen kann.

Die Erfolge von Luka Doncic

AuszeichnungJahre
ACB Best Young Player2017, 2018
ACB MVP2018
All-EuroLeague First Team2018
EuroLeague Rising Star2017, 2018
EuroLeague Final Four MVP2018
EuroLeague MVP2018
ACB Champion2015, 2016, 2018
EuroLeague Champion2018
Euro Basket Champion2017

Doncic sieht sich als Point Guard

Doncic ist kein herausragender Athlet, das ist wohl auch der Grund, warum die Phoenix Suns und die Sacramento Kings auf ihn verzichteten. Aber sein überragendes Ballhandling, seine Übersicht und die Fähigkeit, aus allen Lagen einen Abschluss zu kreieren, machen ihn für die Zukunft zu einem wertvollen Spieler. Sollte sich Doncic nicht schwer verletzen, erscheint es fast unmöglich, sich mit einem solch prall gefüllten Werkzeugkasten nicht durchzusetzen.

Interessant wird dabei sein, wie Carlisle Doncic einsetzen wird. Der Slowene selbst sieht sich trotz einer Körpergröße von 2,03 Meter als Einser. "Am liebsten spiele ich als Point Guard, da habe ich den Ball in den Händen und kann meine Mitspieler einsetzen", erklärte Doncic Shams Charania von Yahoo Sports vor dem Draft. Dieser Spot ist bei Dallas aber für Smith reserviert, von dem man sich nach einer wechselhaften Rookie-Saison einen Sprung erhofft.

Welche Position Doncic nun spielen wird, ist jedoch im modernen Basketball, in dem die Grenzen ein wenig verschwommen sind, eher nebensächlich wie auch Carlisle bestätigte. "Ich weiß nicht, was seine Position ist. Sein Platz ist auf dem Feld, wo er Plays und seine Mitspieler besser machen soll."

Doncic: Ein größerer J.J. Barea

Von der Eins bis hin zum Small Ball-Vierer kann Doncic überall eingesetzt werden. Es dürfte darauf hinauslaufen, dass, Stand Pre-Free Agency, Smith, Wesley Matthes, Doncic und Barnes starten könnten. Somit hätte Dallas zur gleichen Zeit zwei echte Ballhandler auf dem Feld, was auch weniger Verantwortung für Matthews bedeuten würde. Dallas war in der Vergangenheit ohnehin dafür bekannt, gleich mehrere Point Guards zu spielen, die kreieren können. Mit dem Slowenen wurde diese Qualität noch einmal angehoben.

Vor allem im Pick'n'Roll wird Doncic den Mavs sofort helfen. 1,12 Punkte pro Ballbesitz kreierte der Slowene bei Real Madrid im vergangenen Jahr - ein herausragender Wert, wenn man bedenkt, dass europäische Verteidigungsreihen auch nicht nur aus Warndreiecken bestehen. Man stelle sich Doncic einfach als 20 Zentimeter größerer J.J. Barea vor, der beim Drive kleinere Gegenspieler einfach überpowern kann.

Passen Smith und Doncic zusammen?

Interessant wird ebenso zu sehen sein, wie sich Doncic mit Smith auf dem Feld ergänzen können. Beide treffen nur um die 30 Prozent aus der Distanz, was Spacing-Probleme schaffen könnte. Smiths Arbeit Off-Ball war zudem ungenügend, hier weiß der No.9-Pick aus dem Vorjahr oft noch nicht, wie er sich bewegen muss.

Carlisle könnte dieses Problem aber leicht lösen, indem er ähnlich wie es Houston mit Chris Paul und James Harden machte, die Minuten der beiden staffeln würde. Dazu kann Doncic auch abseits des Balles für Gefahr sorgen, um Blöcke laufen, um die zweite Welle zu laufen oder aus dem Catch-and-Shoot agieren.

All dies deutet darauf hin, dass die Offense der Mavs deutlich flüssiger als in der vergangenen Saison sein dürfte. Dallas wird Teams mit Offensive schlagen müssen, denn am hinteren Ende könnte es einige Schwierigkeiten geben. Doncic als auch Smith sind defensiv noch weit unter Liga-Schnitt, dazu könnte der 40-jährige Nowitzki kommen, der ebenso wenig für ein All-Defense Team infrage kommen wird.

Mavs suchen Center in der Free Agency

Die Center-Position wird somit die interessanteste Agenda der Mavs in der Free Agency sein. Das Projekt Nerlens Noel dürfte am 1. Juli endgültig Geschichte sein, Dwight Powell ist ein guter Rim Runner, aber wird in seiner Karriere niemals ein Ringbeschützer sein. Dallas wird einen defensivstarken Fünfer suchen und es sind tatsächlich einige Kandidaten auf dem Markt.

Der größte Name wäre natürlich DeMarcus Cousins, der aber aufgrund seiner Verletzungshistorie und seiner regelmäßigen Auszeiten in der Verteidigung wohl nicht der beste Fit wäre. Anders würde es sich bei Clint Capela verhalten, der allerdings Restricted Free Agent ist. Es bräuchte wohl schon ein Max-Angebot der Mavs, dass Houston aufgrund der finanziellen Zwänge ihren Defensiv-Anker gehen lassen würde.

Unrestricted wäre dagegen Derrick Favors, der bei den Utah Jazz auf der Vier neben Rudy Gobert nicht auf seiner optimalen Position spielt, auch der gehandelte Julius Randle (RFA) von den Lakers dürfe in der Verlosung sein. Und dann wären da noch zwei weitere Kandidaten (Achtung, Mavs-Fans, jetzt ganz stark sein): DeAndre Jordan und Dwight Howard.

Es gibt tatsächlich Gerüchte, dass die Mavs nicht abgeneigt wären, Jordan noch einmal ein Angebot zu machen, auch wenn es wahrscheinlicher ist, dass DJ seine Option zieht und in Los Angeles bleibt. Howard wird von den Nets wohl ausbezahlt und wäre für einen einigermaßen schmalen Taler zu haben. Ob man seine Teamchemie aber so herausfordern möchte, ist eine andere Frage.

Dallas Mavericks: Die Hoffnung ist wieder da

All diese Gerüchte zeigen aber auch, dass man in Dallas der Überzeugung ist, den Rebuild mit dem Draft von Doncic abgeschlossen zu haben. Die drei Eckpfeiler sind in Smith, Barnes und dem slowenischen Wunderkind da, nun gilt es, die passenden Komplementärteile zu finden.

Nowitzki ist kein solches Puzzlestück mehr, der Deutsche könnte in der kommenden Spielzeit häufiger von der Bank kommen und vor allem als Mentor für Doncic auftreten. Der Dirkster wird damit keine Probleme haben und deutete schon seit Jahren an, dass er gerne als Bankspieler in Erscheinung treten würde. Viel wichtiger wird es aber sein, dass die Dallas-Legende ihre Erfahrung mit den jungen Hüpfern teilen wird. Nowitzki war schließlich damals dabei, als Dallas aus einer über Jahre belächelten Franchise ein echtes Powerhouse im Westen wurde.

Davon ist die 2018er-Version der Mavs natürlich noch weit entfernt, aber Dallas wird in der nächsten Saison wieder mehr Spiele gewinnen und sich den Playoffs zumindest annähern - auch wenn der Westen im kommenden Jahr deutlich stärker daherkommen wird. Lottery Teams wie Phoenix, Memphis oder die Lakers streben ebenfalls nach Höherem. Dennoch waren die Mavs vergangene Saison durch viele knappe Niederlagen gar nicht so schlecht, wie es die Bilanz aussagte.

Der Optimismus in Texas ist begründet und auch notwendig für eine Franchise, die seit sieben Jahren nur noch wenige positive Schlagzeilen produzierte. Nun gilt es, in der Free Agency klug zu handeln und den jungen Spielern die benötigte Zeit zu geben. Es gibt wieder Hoffnung und so ziemlich alles ist mit dem Namen von Luka Doncic verbunden.

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