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Die Los Angeles Clippers seit dem Trade von Blake Griffin: Endlich zeitgemäß?

Von Lukas Herold
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© getty

Nachdem die Los Angeles Clippers vor der vergangen Deadline Blake Griffin gen Detroit schickten, war vielerorts von einem kompletten Rebuild die Rede. Es kam allerdings anders: Mit neuem Personal und Spielstil dürfen sich die Clippers noch Hoffnungen auf die Playoffs machen.

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"Blake Griffin ist natürlich ein Superstar. Wir hatten den einen Spieler, der uns in allen Kategorien angeführt hat. In der modernen NBA sieht man aber immer mehr, wie Verantwortlichkeiten innerhalb des Teams verteilt werden. Daran wollen wir uns anpassen." So lautete die Begründung von Clippers-Besitzer Steve Ballmer, nachdem sich der Rauch des Blockbuster-Trades von Blake Griffin zu den Pistons schon ein wenig verzogen hatte.

Der Superstar war weg und auch die Abgänge von DeAndre Jordan und Lou Williams galten bereits als gebongt, doch beide sind nun wichtige Säulen des neuen Team-Basketballs. "Manchmal gibt es komplette Rebuilds. Das machen wir nicht. Unser Ziel sind die Playoffs", ordnete Coach Doc Rivers in der LA Times die Situation seiner Mannschaft ein.

Tobias Harris: Das Key-Piece im Griffin-Trade

Für den Einzug in die Playoffs soll auch ein Spieler sorgen, der als Key-Piece von den Detroit Pistons kam: Tobias Harris. Seine Leistungen sind ein Indiz dafür, warum die Clippers die richtige Entscheidung getroffen haben. Nachdem er bei den Pistons bereits seine mit Abstand seine beste Saison spielte, legt er in der Stadt der Engel noch eine gute Schippe drauf.

In seinen ersten 19 Spielen kommt er auf 19,8 Punkte, 6,8 Rebounds und 3,1 Assists. Zudem ist er sehr effizient aus dem Feld: Er trifft 47,8 Prozent seiner Würfe und 41,3 Prozent seiner 5,8 Dreier pro Spiel. Von der Leistungsexplosion ist auch Rivers überzeugt, wie er gegenüber Royce Young (ESPN) erklärt: "Er ist besser als ich dachte."

LA Clippers: Harris als Bestandteil der Zukunft

Harris ist erst 25 Jahre alt und könnte ein wichtiger Teil der zukünftigen Clippers sein, auch wenn sein Vertrag nach der kommenden Saison ausläuft. Mit frühzeitigen Verlängerungsgesprächen wären Ballmer und Co. gut beraten, auch wenn dies kostspielig werden könnte. Gleiches gilt übrigens für Jordan, der im Sommer 2018 schon Free Agent wird.

Harris ist, anders als es Griffin war, der optimale Frontcourt-Partner für DAJ, da sich die Skills der Beiden nicht überlappen. Harris, der den Clippers enormes Spacing bietet, agiert eher aus dem Face-Up, während Jordan viel mit dem Rücken zum Korb macht und durch seine krachenden Dunks Gefahr ausstrahlt, die Harris Spiel um eine weitere Facette erweitert.

Harris: Gemacht für die Offense von Doc Rivers

Harris kann zum Korb penetrieren, während Schützen am Perimeter aber auch Jordan am Korb für eine Isolation sorgen, die schwer zu doppeln ist, da DAJ andernfalls per Lob zu einfachen Punkte kommen würde. Dies nutzen die Clippers 2,4 mal pro Spiel - mit Erfolg: Harris erzielt starke 0,97 Punkte pro Isolation-Play. Sein Pendant Griffin legt in Detroit nur 0,85 Punkte auf.

Auch die Pick'n'Roll-lastige Offense von Rivers scheint mit Harris Skill-Set übereinzustimmen. Hier befindet er sich mit 1,04 Punkten pro Possession - logischerweise bei geringerem Volumen - in elitären Kreisen um LeBron James, Chris Paul und Damian Lillard.

Nach Griffin: Mehr Ball Movement bei den Clippers

Des Weiteren lassen die Clippers den Ball mit Harris deutlich besser laufen - sie verteilen die Aufgaben auf mehrere Schultern. Während Griffin den Ball mehr als vier Sekunden pro Spielzug in der Hand hatte, sind es bei Harris nur rund 2,5 Sekunden.

Seine Spielweise - gepaart mit seinem Spacing - schafft neue Möglichkeiten für Danilo Gallinari, der im Sommer einen langjährigen Vertrag unterschrieb und zwingendermaßen ein weiterer langjähriger Bestandteil der Clips sein wird. Zu Beginn der Saison wurde der Italiener, wieder einmal, von Verletzungen gehemmt und fand vor allem von Downtown seinen Wurf nicht.

Wie ausgewechselt spielte er in den fünf Partien seit dem Trade von Griffin: Er bekommt rund einen halben freien Dreier pro Spiel mehr, trifft allerdings mit fast 40 Prozent. Neben Griffin waren es rund zehn Prozentpunkte weniger. Nun ist er allerdings wieder verletzt.

LA Clippers: Lou Williams mit Wurf-Problemen

Gegensätzlich verläuft die Entwicklung von Lou Williams, der nach seiner effizienten Halbsaison in einer Wurfkrise steckt und folgerichtig von Rivers wieder auf die Bank beordert wurde. Ohne Griffin muss er öfter für sich selbst kreieren, hat den Ball länger in der Hand, nimmt schwierigere Würfe - und hat damit Probleme. Seit der Ankunft von Harris trifft er nur noch 25,7 Prozent von Downtown - zuvor waren es bei hohem Volumen (7,1 Dreier/Spiel) starke 39 Prozent. Hat er über seinen Verhältnissen gespielt? Im Kampf um die Playoffs brauchen die Clips ihren Go-to-Guy des Saisonbeginns.

Ein weiterer Rückschlag ist der Ausfall von Avery Bradley, der den Rest der Regular Season verpassen wird - mindestens. Er wurde an den Adduktoren sowie an den Bauchmuskeln operiert. Selbst wenn er nur sechs Spiele - mit mäßigem Erfolg - auf dem Parkett stand, hätte er die unterdurchschnittliche Defense (DRTG: 106,6) verbessern können.

Post Griffin: Die Stats der wichtigsten Clips

SpielerMinutenPunkteAssistsReboundsFGP3PP
Tobias Harris35,619,83,16,847,841,3
Austin Rivers35,315,34,03,547,534,0
Danilo Gallinari35,019,51,55,247,440,0
Lou Williams33,821,95,62,842,628,7
DeAndre Jordan31,813,02,116,861,8/
Milos Teodosic24,18,44,32,445,341,2

Während im Backcourt neben Williams meist Austin Rivers auf dem Feld steht, der trotz aller rechtfertigbarer Kritik einen Schritt nach vorne gemacht hat und das beste +/- (4,6) seit dem Abgang von Griffin hat. Er übernimmt in engen Spielen - wie beispielsweise dem knappen Sieg über die Nets - Verantwortung, und ist durch seine Kombination aus Drive und Distanzwurf eine gefährliche Waffe in der Offensive.

Ein weiterer Faktor ist die Rückkehr von Milos Teodosic, der sich inzwischen in der NBA eingelebt hat und gegen die Trail Blazers in die erste Fünf rutschte. Er kreiert von der Bank kommend als Ballhandler für seine Mitspieler, die er mit klugen Pässen bedient (4,9 Assists), trifft aber auch selbst seinen Wurf deutlich konstanter.

LA Clippers: Starke Entwicklung von Montrezl Harrell

Den größten Sprung der Bankspieler machte allerdings ein Big Man: Montrezl Harrell. Er steht seit dem Griffin-Trade knappe 18 Minuten auf dem Parkett - und nutzt diese höchst effizient. Vor allem gegen Stretch-Vierer wie zum Beispiel Nikola Mirotic, gegen den Harrell 26 Punkte auflegte, kann er seine Athletik nutzen. Kontakt bei Layups scheint ihn nicht zu stören, aus dem Post überzeugt er mit einigen Hook-Shots und für seine Größe ist er ein guter Ballhandler.

Er legt 13,7 Punkte bei 69,4 Prozent aus dem Feld auf. Über die Saison hinweg steht er mit 63,6 Prozent auf dem dritten Rang im Ligavergleich - seit dem Trade gar auf Rang 2 (77 Prozent).

Er ist das Paradebeispiel für den Prozess bei den Clippers. Mit einem Run in die Playoffs würden alle Kritiker des Trades verstummen, doch schon jetzt ist klar: Das Opfern ihres Superstars hat die Clips einen Schritt nach vorne gebracht. Rivers, der ebenfalls in der Kritik steickte, wusste das schon direkt danach: "Der Trade heißt nicht, dass wir einen kompletten Rebuild fahren. Wir hatten Probleme und mussten Cap-Space schaffen, wollten dabei aber relevant bleiben und gewinnen."

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