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Robert Covington im Interview: "Redick hat mir kranke Shooting-Drills gezeigt“

Robert Covington hat von J.J. Redick gelernt
© getty

Robert Covington unterschrieb nach Jahren als unterbezahlter Rollenspieler am Anfang dieser Saison einen neuen Vertrag bei den Philadelphia 76ers. SPOX sprach mit dem Small Forward über seinen Werdegang, den Einfluss von J.J. Redick und das Zusammenspiel mit Ben Simmons. Am Donnerstag treten die Sixers in London gegen die Boston Celtics an (21 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE).

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SPOX: Robert, zuallererst: Glückwunsch zum neuen Vertrag!

Robert Covington (lacht): Danke, danke.

SPOX: Sie haben in den letzten Jahren teilweise für weniger als eine Million Dollar gespielt, Peanuts für einen NBA-Spieler. Jetzt verdienen Sie 62 Millionen Dollar über die nächsten vier Jahre. Was für ein Gefühl löst das aus?

Covington: Es ist schon ziemlich verrückt und ich bin definitiv sehr dankbar dafür. Ich weiß ja, wie viel Arbeit ich über die Jahre investiert habe und wie oft meine ganze Karriere am seidenen Faden hing. Es ist ja nicht so, dass ich in den letzten Jahren kein gutes Geld verdient hätte, das will ich überhaupt nicht andeuten - ich weiß, wie privilegiert ich als NBA-Spieler bin. Aber ich wusste eben oft nicht, ob ich in ein paar Wochen noch ein NBA-Spieler sein würde. Das war ein alles andere als gutes Gefühl. Aber umso schöner ist es jetzt, diese Sicherheit zu haben. Auch wenn ich mich trotzdem nie zu sicher fühlen möchte.

SPOX: Wie meinen Sie das?

Covington: Die Mentalität, dass ich ständig etwas zu beweisen habe, hat mich bis hierhin gebracht, und deswegen will und muss ich mir sie unbedingt beibehalten. Nur weil ich jetzt einen neuen Vertrag habe, heißt das ja nicht, dass ich jetzt am Ziel bin. Ich habe noch viel vor und will noch deutlich mehr erreichen als diese Vertragsverlängerung.

SPOX: Gibt es trotzdem auch mal Momente, in denen Sie innehalten und staunen, wie weit Sie in so kurzer Zeit gekommen sind?

Covington: Das mache ich ständig! Ich will niemand sein, der in der Vergangenheit verharrt, aber man sollte nie vergessen, wo man hergekommen ist und welchen Weg man schon zurückgelegt hat. Ich wurde nicht gedraftet, ich wurde von Houston entlassen, ich habe auch hier ziemlich harte Jahre erlebt, wie Sie wohl mitbekommen haben. Viele Siege gab es hier in den letzten Jahren ja nicht. Aber all diese Erfahrungen haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin, und sie haben mich auch abgehärtet. Und jetzt sind wir hier! (lacht) Wir sind auf einem guten Weg, denke ich. Ich persönlich auch. Und es ist einfach eine schöne Sache, Teil dieser Entwicklung zu sein.

SPOX: Wenn Sie den "Process" sozusagen schon ansprechen: Welche Rolle spielt Sam Hinkie [der frühere Sixers-GM, d. Red.] für Sie?

Covington: Sam hat mir eine Chance gegeben, das werde ich ihm nie vergessen. Er hat an mich geglaubt, als ich von den Rockets entlassen wurde. Als ich in der D-League war, hat er sofort die Chance wahrgenommen, mich zu holen. Ich habe dort nicht ein einziges Spiel absolviert. Grand Rapids hatte mich damals mit dem No.1-Pick geholt, aber ich war dann vielleicht eine Woche da, bevor Hinkie mich zu den Sixers geholt hat. Deswegen bleibe ich ihm immer dankbar.

SPOX: Damals galten Sie bei vielen Leuten nicht als NBA-Material. Heute gibt es viele Teams, die Ihren Namen wegen des guten Wurfs ziemlich weit oben auf dem Scouting-Bogen haben, weil Sie als Waffe gelten. War es schwierig, sich auf diese neue Aufmerksamkeit einzustellen?

Covington: Ach, das ist eigentlich kein großes Problem. In diesem Jahr ist eher der Unterschied, dass sich die Teams zwischen vielen gefährlichen Spielern entscheiden müssen. In den letzten Jahren hatten wir häufig kaum Scorer auf dem Court. Dadurch hatte auch ich nicht so viele offene Würfe. Aber jetzt sind es ja viel mehr: Da ist Ben Simmons, da ist Joel Embiid, da ist J.J. Redick, da bin auch ich. Je mehr sie sich dann auf einen fokussieren, desto mehr Platz entsteht dadurch automatisch für die anderen. Ich kann das Spiel deswegen immer ganz gut auf mich zukommen lassen - an einigen Tagen muss ich viel schießen, an anderen bin ich eher Ablenkung.

SPOX: Können Sie da im Speziellen auch von Redick lernen? Er ist einer der besseren Dreierschützen der Liga-Geschichte und hatte nun ja auch schon in ganz verschiedenen Rollen Erfolg.

Covington: Ich habe jetzt schon unheimlich viel von J.J. gelernt. Das kommt schon davon, wenn man ihn Tag für Tag beim Training beobachtet und einfach sieht, wie er sich vorbereitet, wie professionell er seine Workouts absolviert und was für eine Einstellung er hat. Er hat mir auch schon einige ziemlich kranke Shooting-Drills gezeigt. (lacht) Aber es ist bei ihm nicht nur das Spielerische. Er ist ja erfahrener als die meisten Spieler bei uns und hat daher auch eine andere Perspektive auf das Leben. Es hilft mir ehrlich gesagt auch als Person weiter, mich mit ihm über bestimmte Dinge zu unterhalten, das muss gar nicht immer Basketball sein. Ich kann mit ihm über alles Mögliche sprechen, weil er vieles vor einigen Jahren auch ähnlich durchgemacht hat. Natürlich gilt das aber auch in sportlicher Hinsicht.

SPOX: Redick ist seit elf Jahren in der NBA und hat noch nie die Playoffs verpasst.

Covington: Genau, J.J. hat es ja auch schon mal in die Finals geschafft mit Orlando. Dass er diese Erfahrung schon gemacht hat, hilft auch uns, weil es uns umso mehr motiviert und wir natürlich wollen, dass seine Playoff-Strähne nicht endet.

SPOX: Gerade für Shooter wie Sie und Redick ist die Rolle des Point Guards extrem wichtig, da er Sie füttern muss. In Ben Simmons haben die Sixers einen ziemlich ungewöhnlichen Einser. Wie würden Sie das Zusammenspiel mit ihm beschreiben?

Covington: Er ist ein 2,08 Meter großer Playmaker. Was soll man sonst sagen? (grinst) Ben macht das Spiel für uns alle einfacher, weil er so eine tolle Übersicht hat und weil die anderen Teams regelrecht Angst vor ihm haben. Dass er erst 21 Jahre alt ist, vergisst man ziemlich leicht. An ihm werden wir noch viel Freude haben. Und das haben wir auch jetzt schon.

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