NBA

"Wer hat noch Bock auf LeBron?"

Die SPOX-Redakteure diskutieren in der Triangle Offense mit Matze Bielek
© getty

Bekommen die Dallas Mavericks in den Playoffs nur die Einsatzprämie - oder können sie vielleicht doch jemanden ärgern? Wird das Melodrama den Cleveland Cavaliers zum Verhängnis? Feiert Dennis Schröder in den Playoffs sein Coming-Out - und knacken die Golden State Warriors nun auch noch den Playoff-Rekord? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit Basketball-Experte Matze Bielek von Sky Sport News HD.

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Dallas kann für eine Überraschung sorgen

Marc-Oliver Robbers: Die Frage für mich lautet: Wie definieren wir denn eine Überraschung? Vielerorts wird ja auf einen Sweep getippt, das denke ich aber nicht. Ein oder zwei Spiele können sie gewinnen, auch wenn sie in der Regular Season alle Spiele gegen OKC verloren haben. Das traue ich Nowitzki, das traue ich Carlisle zu, der in dieser Serie klar der bessere Trainer ist. Ich hatte bis zuletzt übrigens noch die Hoffnung, dass sie auf Rang fünf springen könnten - gegen die Clippers hätte ich ihnen tatsächlich auch die Überraschung im Sinne einer gewonnenen Serie zugetraut. Das ist gegen OKC nicht der Fall, die Thunder schätze ich dann doch eine Nummer zu stark ein. Mehr als zwei Siege wären eine Überraschung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man in Dallas dann nach den vielen Verletzungen und der holprigen Saison wirklich unzufrieden wäre, wenn man nach einer ordentlichen Serie ausscheiden würde.

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Martin Klotz: Da bin ich ganz deiner Meinung, Olli. Die Überraschung ist, dass es die Mavs ohne Parsons in den Playoffs geschafft haben. Die große Überraschung ist, dass es sogar für Rang sechs gereicht hat und man damit nicht gegen die übermächtigen Warriors oder Spurs spielen muss. Eine riesengroße Überraschung wäre es, wenn Dallas die Serie gegen OKC eng gestalten kann. Und die absolute Sensation wäre der Upset und damit der Einzug in die zweite Runde. Auch, wenn es aus meiner Sicht nie genug positive Mavs-Überraschungen in einer Saison geben kann: Dallas hat sein Kontingent in dieser Hinsicht leider erschöpft. Defensiv wird Carlisle alles versuchen, um die Kreise von Westbrook und Durant einzuengen. Aber ich bezweifle, dass die Mavs dazu in der Lage sind.

Matze Bielek: Ich möchte daran erinnern, dass 2014 auch niemand einen Pfifferling auf Dallas setzte - und da zwangen sie dem späteren Meister aus San Antonio immerhin ein siebtes Spiel ab. Ich glaube, dass Dallas den vielleicht einzigen richtigen Lauf der Saison zum genau perfekten Zeitpunkt hingelegt hat, trotz vieler Verletzungen. Sie funktionieren gut als Team und sind nicht komplett einseitig von Dirk abhängig, auch Barea, Felton oder Williams sind zuletzt immer mal wieder in die Bresche gesprungen. Natürlich wird es eine Mammut-Aufgabe und sie müssten viermal über sich hinauswachsen, ich glaube aber definitiv nicht, dass es ein Sweep wird. Und ich würde auch ein Weiterkommen nicht ausschließen, wenn sie die Defense in den Griff bekommen. Denn OKC ist trotz der individuellen Klasse von Westbrook und Durant doch ein recht eindimensionales Team. Also: Ja, ich traue ihnen eine Überraschung zu! Wie groß diese ausfallen wird, werden wir dann sehen.

Ole Frerks: Das ist mir dann doch etwas zu optimistisch, Matze. Ich würde jetzt nicht die "0 Prozent-Chance" des Kollegen Regelmann bemühen, aber ich halte ein Weiterkommen in dieser Serie für fast vollkommen unmöglich. Ich stimme euch zu, dass sie ein oder zwei Spiele gewinnen können, einfach auch weil OKC gerne mal die Tendenz zeigt, sich in der Schlussphase eines Spiels selbst ins Bein zu schießen - da kann ein erfahrenes Team wie Dallas profitieren. Dem alten Fuchs Carlisle traue ich auch zu, mal mit einem komplett unkonventionellen Lineup daherzukommen, das die Thunder vor Probleme stellt. Aber sind wir ehrlich: Das reicht dann mal für ein Viertel, ein Spiel, vielleicht zwei. Am Ende ist OKC einfach mindestens eine Klasse besser und sollte keine großen Schwierigkeiten mit den Mavs haben. Das würde übrigens auch für die Clippers gelten, Olli - meiner Meinung nach besteht im Westen eine ziemlich große Lücke zwischen den ersten vier Teams und denen dahinter.

Matze Bielek: Die Underdog-Rolle kennen die Mavs immerhin schon sehr gut. Der ehemalige Basketball-Experte Regelmann stand ja nicht alleine mit seiner Ansicht. Als ich vor kurzem in Dallas war, hat Dirk mir erzählt, dass er vor der Saison solche Voraussagen gesammelt, ausgedruckt und an seine Teammates verteilt hat. Die Mavs hat das offensichtlich zusammengeschweißt und ich könnte mir vorstellen, dass das noch einmal in ähnlicher Weise funktioniert.