NBA

Spurs-Traumstart in der Sauna

Von Max Marbeiter
Tim Duncan (l.) führte seine Spurs zum Sieg in Spiel 1 der Finals gegen Miami
© getty

Die San Antonio Spurs besiegen Meister Miami Heat zum Auftakt der NBA-Finals 2014 mit 110:95 (BOXSCORE). Dabei hält der Champion lange mit, leidet am Ende jedoch deutlicher unter der ausgefallenen Klimaanlage im AT&T Center und den hohen Temperaturen in der Halle. LeBron James muss das Feld von Krämpfen geplagt sogar vorzeitig verlassen.

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Vorfreude war angesagt. Immerhin hatten sich Spurs und Heat vergangene Saison eine der denkwürdigsten Final-Serien der jüngeren Vergangenheit geliefert. Die Erwartungen waren hoch - und wurden nicht enttäuscht. Die beiden besten Teams der Liga trafen sich erneut auf sehr hohem Niveau. Lange konnte sich niemand auf mehr als 10 Punkte absetzen.

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Drohte der Rückstand zu groß zu werden, fanden sowohl Spurs als auch Heat die richtige Antwort. Erschwert wurde die Aufgabe für beide Teams dabei durch die ausgefallene Klimaanlage im AT&T Center. Speziell LeBron James litt unter den extremen Temperaturen in der Halle, musste sich von Krämpfen geplagt im Schlussviertel gleich drei Mal auswechseln lassen.

Und San Antonio zeigte sich gnadenlos. Die Spurs, die zu Beginn des vierten Viertels noch zurückgelegen hatten, drehten plötzlich auf. Danny Green traf Dreier um Dreier, die Offense, die vorher unter San Antonios ungewohnter Turnover-Anfälligkeit (22) gelitten hatte, kam immer besser ins Rollen. Ohne James, der nach einem kurzen Comeback sogar zur Bank getragen werden musste, fehlte den Heat am Ende die Kraft.

Dennoch war LeBron Topscorer der Partie (25, 9/17 FG). Auf der anderen Seite punkteten, angeführt von Tim Duncan (21 Punkte, 10 Rebounds), gleich 5 Spurs zweistellig.

Die Reaktionen:

Gregg Popovich (Spurs) über die ausgefallene Klimaanlage: "Das war für beide Teams hart. Sie waren ziemlich tot. Wir haben versucht, die Jungs ständig durchzuwechseln. Es war schon ziemlich heiß."

Tony Parker (Spurs): "Ich bin sehr stolz auf mein Team. Wir haben immer an uns geglaubt und Druck gemacht. Wir wissen, dass es nicht leicht wird."

Erik Spoelstra (Heat): "Deinen Leader so zur Bank humpeln zu sehen, war wie ein Schlag in den Magen. Danach hatten wir allerdings immer noch unsere Chance."

LeBron James (Heat): "Als ich raus musste, sind sie irgendwie durchgestartet. Es war frustrierend, draußen zu sitzen und unserem Team nicht helfen zu können."

Dwyane Wade (Heat) über LeBron James: "Heute Nacht hätten wir ihn am Ende natürlich gern auf dem Feld gehabt. Trotzdem müssen wir das Spiel einfach besser beenden."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Das Bonner-Experiment ist vorerst beendet. Tiago Splitter rutscht wieder in die Starting Five. Ansonsten geht bei den Spurs alles seinen gewohnten Gang. Tony Parker ist bereit und startet ebenso wie Danny Green, Kawhi Leonard und Tim Duncan.

Erik Spoelstra bleibt bei der Erfolgsformel aus den Eastern-Conference Finals gegen die Pacers. Heißt: Rashard Lewis steht neben Mario Chalmers, Dwyane Wade, LeBron James und Chris Bosh in der ersten Fünf des Meisters.

4.: Der Knöchel sieht gut aus! Parker lässt Chalmers per Crossover stehen und trifft einen seiner patentierten Reverse-Layups. Bosh hat seinen Rhythmus ebenfalls bereits gefunden. Midrange-Jumper? Drin! Dreier? Drin! James trifft trotz starker Defense von Leonard - 9:6 Miami!

7.: Ginobili hat sich nach seinen größtenteils überschaubaren Vorstellungen aus dem Vorjahr offenbar einiges vorgenommen. Auf den Stepback-Dreier über Lewis lässt Manu den Transition-Dreier folgen. Nach beschwerlichem Start sind die Spurs mittlerweile drin im Spiel und führen mit 5. Coach Spoelstra möchte selbstverständlich erst gar kein Momentum aufkommen lassen. Timeout Heat!

12.: Der Dreier fällt bei den Spurs! Ginobili zieht in die Zone und spielt den Kickout-Pass auf Patty Mills in der Ecke. Der Australier steigt auch und trifft San Antonios vierten Dreier - bei 6 Versuchen. Kurz darauf räumt Splitter James ab - 26:20 Spurs!

14.: Allen schnappt sich beim Inbound den Steal, ist in der Ecke völlig frei. Das Resultat überrascht niemanden. Belinelli antwortet jedoch. Ebenfalls von draußen. Ebenfalls aus der Ecke. Im Anschluss bekommen die Heat den Ball nicht innerhalb von 5 Sekunden eingeworfen. Turnover Nummer 6 für Miami.

18.: Ein 8:0-Run bringt Miami mit 2 in Führung. Dann marschiert Ginobili jedoch an die Linie, trifft beide Freiwürfe und schnappt sich hinten den Steal. Den Fastbreak schließt Parker per Runner ab - 40:38 Spurs!

23.: CHRIS BOSH! Nach Duncans Layup zieht Bosh mit Nachdruck in die Zone und hämmert den Ball durch die Reuse. Diaw findet allerdings erneut Duncan, der - natürlich - erneut trifft. The Big Fundamental hat bislang jeden einzelnen seiner 6 Würfe versenkt - 53:49 Spurs!

27.: Dwyane Wade fühlt sich wohl. So wohl, dass er diesmal von draußen hochsteigt - und trifft. Da Miami einen 10-Punkte-Rückstand damit bis auf einen Zähler zusammenschmelzen lässt, sieht Gregg Popovich Redebedarf. Timeout Spurs!

32.: Plötzlich öffnet sich für Ginobili der Weg Richtung Korb, Wade kann nicht folgen. Easy Layup! Ganz den Erwartungen entsprechend, schenken sich beide Teams überhaupt nichts. Ein unglaublich intensives Basketballspiel.

36.: San Antonio hat im dritten Viertel einige Probleme. Die Offense will momentan nicht wie gewohnt laufen. Dann findet Parker Splitter jedoch für zwei Layups. LeBron antwortet allerdings von Downtown - 78:74 Heat!

40.: Bosh entwickelt sich zusehends zum Schützen. Der Dreier von links findet seinen Weg durch die Reuse und da Duncan seinem Big-Man-Pendant keinen Raum zur Landung lässt, marschiert Bosh auch noch an die Linie. Vierpunktspiel - 86:79 Heat!

42.: James hat Probleme! Nach einem vergebenen Jumper signalisiert LeBron Coach Spoelstra, dass er eine Pause benötigt. Natürlich brechen die Spurs ihren Angriff deshalb jedoch nicht ab. Erst als Duncan den Layup vollendet, nimmt Miami die Auszeit. James humpelt zur Bank.

44.: Danny Green meldet sich zu Wort. Nach einem sensationellen Pass von Diaw versenkt der Shooting Guard seinen zweiten Dreier in Folge. Kurz darauf hebt Green beim Fastbreak ab. Slam Dunk - 94:90 Spurs!

47.: Chalmers steigt von Downtown hoch. Drin! Die Spurs lassen sich jedoch absolut nicht aus der Ruhe bringen. Zunächst stellt Leonard, ebenfalls von jenseits des Perimeter, den alten Abstand wieder her, ehe Parker nach Chalmers' unnötigem Ballverlust den Dreier aus der Ecke versenkt - 105:95 Spurs.

San Antonio Spurs vs. Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Zugeben wollte es Manu Ginobili nicht - auf Nachfrage von Doris Burke gab er an, die Finals mit "exakt derselben" Einstellung angegangen zu sein wie im vergangenen Jahr -, doch der Argentinier schien einiges gut machen zu wollen. Ginobili begann unglaublich aggressiv traf seine ersten drei Dreier, verteilte den Ball geschickt (5 Assists zur Halbzeit) und hatte seine Hände defensiv häufig dort, wo sie die Heat überhaupt nicht gebrauchen konnten (3 Steals). Die Quoten von Downtown ließen nach starkem Beginn zwar nach (3/6 3FG am Ende), Ginobili lenkte San Antonios Spiel jedoch weiter geschickt und kam schlussendlich auf herausragende 11 Assists.

Der Flop des Spiels: Mario Chalmers. Miamis Point Guard geriet früh in Foulprobleme - und bekam sie nie in den Griff. Mitunter beschlich einen das Gefühl, als leistete sich Chalmers ein Foul, sobald er den Court betrat. 19 Minuten stand er auf dem Feld, fünf Mal wurde er zurückgepfiffen. Dazu leistete er sich kurz vor Schluss einen unnötigen Ballverlust, den Tony Parker per Dreier bestrafte.

Das fiel auf:

  • Tony Parkers Penetration ist unglaublich wichtig für San Antonios Offense. Dass Erik Spoelstra versuchen würden, sie bestmöglich zu unterbinden, war deshalb zu erwarten gewesen. Beim Pick-and-Roll sollte der Big Man Parker aufnehmen, am Drive hindern, bis der Verteidiger des Franzosen wieder in Position war. Und es gelang zunächst. Parker fand zu Beginn deutlich seltener den Weg in die Zone als gewohnt.
  • Allerdings rotierten Miamis Big Men mitunter zu spät zum eigenen Mann, was wiederum Chaos in der Defense der Heat stiftete. Da die Spurs meist mehrere Pick-and-Rolls aneinander reihten, war Miami irgendwann doch zum Switchen gezwungen, was wiederum Mismatches zugunsten San Antonios zur Folge hatte. Gerade Tim Duncan kam so immer wieder zu einfachen Punkten in Korbnähe.
  • Auf der anderen Seite brachte Ray Allen gepaart mit Miamis starkem Ballmovement die Defense der Spurs ein ums andere Mal zum kollabieren. Allen nutzte gewohnt geschickt diverse Blöcke, cuttete durch die Zone und stand irgendwann offen oder ermöglichte den Drive eines Teamkollegen. Allerdings kühlte der Ex-Celtic merklich ab, traf am Ende nur 3 seiner 8 Dreier.
  • Dwyane Wade spielte eine unglaublich effektiv Saison, unglaublich effektive Playoffs und gedenkt offenbar nicht, ausgerechnet in den Finals etwas daran zu ändern. Flash nahm kaum schlechte Würfe, traf dafür umso bessere Entscheidungen. Gerade wenn er von Ginobili oder Marco Belinelli verteidigt wurde, attackierte Wade kontinuierlich und schloss in Ringnähe hochprozentig ab. Gegen Ende tauchte der Zweier jedoch ein wenig ab und konnte auch seine zunächst starken Quoten nicht ganz halten (8/18 FG).
  • Gregg Popovichs Mittel gegen LeBron 2013? Absinken. Vergangenes Jahr zwangen die Spurs James förmlich zum Jumper, indem sie ihm ständig Platz ließen. So beraubte San Antonio LeBron immer wieder des Drives, womit der amtierende Finals MVP wiederum zu kämpfen hatte. Diesmal war von absinken jedoch kaum etwas zu sehen. Die Spurs nahmen LeBron deutlich früher auf, verteidigten enger am Mann.
  • Kawhi Leonard fand nie wirklich seine Rhythmus. San Antonios Premium-Defender kassierte früh sein zweites Foul und verbrachte deshalb einige Zeit auf der Bank. Wohl auch deshalb war Leonard offensiv lange kein Faktor (9 Punkte), ehe er kurz vor dem Ende einen wichtigen und schlussendlich auch den finalen Dreier traf.
  • Die Spurs (12,2 Turnover in den Playoffs) gingen ungewohnt sorglos mit dem Ball um. Immer wieder leisteten sie sich unnötige Turnover - allein im dritten Viertel 9, insgesamt 22 - und spielten Miami so in die Karten. Als San Antonio die Problematik im Schlussviertel in den Griff bekam, war den Spurs jedoch nicht mehr beizukommen. Plötzlich liefen Offense und Ball gewohnt sicher, die offenen Schützen wurden gefunden. So beendeten die Spurs das Spiel mit einem 16:3-Run und sicherten sich Spiel 1.

Die Playoffs im Überblick