NBA

Bankrotterklärung des Meisters

Von Philipp Dornhegge
Paul George und Co. haben weiter die Chance, Indiana zum zweiten Mal in die Finals zu führen
© Getty

Mit einer starken Leistung haben die Indiana Pacers in den Eastern Conference Finals ein siebtes Spiel erzwungen. Der Underdog spielte den Meister Miami Heat in Spiel sechs im Bankers Life Feldhouse über weite Strecken an die Wand und gewann überzeugend mit 91:77 (BOXSCORE).

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Paul George (28 Punkte, 8 Rebounds, 5 Assists) und Roy Hibbert (24 Punkte, 11 Rebounds) dominierten die Partie, David West kämpfte sich trotz einer Erkrankung durch 36 Spielminuten und trug ein Double-Double bei (11 Punkte, 14 Rebounds).

Zudem punktete Spielmacher George Hill zweistellig (16), Lance Stephenson griff 12 Rebounds ab.

Überhaupt bestimmte Indiana den Kampf um die Rebounds nach Belieben (53:33), zudem verhinderte der Gastgeber mit starker Defense das Teamspiel der Heat (nur 10 Assists).

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Miami wiederum konnte aus 21 Ballverlusten der Pacers zu wenig Kapital schlagen (nur 17 Punkte) und fand zu selten den Weg in die Zone (22 Punkte).

Das Spiel des Meisters mutiert immer mehr zu einer One-Man-Show von LeBron James, der zwar 29 Punkte, 7 Rebounds und 6 Assists ansammelte, aber keinerlei Hilfe bekam und am Ende ausgepowert wirkte.

Lediglich Dwyane Wade und Mario Chalmers (je 10) punkteten zweistellig, Chris Bosh (1/8 Field Goals, 5 Punkte) blieb erneut weit unter seinen Möglichkeiten.

Die Reaktionen:

Roy Hibbert (Pacers): "David West und ich werfen uns gern in den Kampf in der Zone. Weil David heute nicht so richtig fit war, wollten Paul George und ich sicherstellen, dass wir auch für ihn den Sieg holen."

Frank Vogel (Trainer Pacers): "Roy Hibbert macht in der Zone einen außergewöhnlichen Job. Er bekommt den Ball in guter Position und beweist erstaunliche Geduld und Ruhe beim Abschluss. Er erzwingt es nicht."

LeBron James (Heat): "Was soll ich da groß erklären? Ihr habt doch auch gesehen, wie uns die Pacers im dritten Viertel völlig dominiert haben."

Erik Spoelstra (Trainer Heat): "Sie haben uns in jeder Hinsicht vorgeführt. Gerade im dritten Viertel waren sie das deutlich bessere Team."

David West (Pacers) über seine Krankheit: "WIr sind zu weit gekommen, als dass ich jetzt aussetze. Es geht mir nicht gut, der Sieg hilft allerdings. Ich bin sicher, dass es morgen schon besser gehen wird, und Montag bin ich wieder bereit."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Heat spielen erneut in Bestbesetzung, auch wenn Wade (Knie) und Bosh (Knöchel) natürlich weiter angeschlagen sind. In der Starting Five stehen somit Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh.

Bei den Pacers verzichtete West aufgrund einer Atemwegsinfektion auf das Shootaround, steht aber doch auf dem Court gemeinsam mit Hill, Stephenson, George und Hibbert. Auch Hansbrough, der in Spiel fünf umgeknickt war, ist einsatzbereit.

4.: Exzellente Team-Defense der Pacers. Wade drückt Stephenson im Post-Up tief in die Zone, mit einer Finte lässt er ihn dann aussteigen. Doch West ist zur Stelle, nimmt Wade den Ball einfach aus den Händen und startet den Fastbreak. George mit dem Layup, 6:5 Pacers.

10.: Chalmers erneut mit gutem Start, schon wieder der zweite Dreier des Spielmachers. Anders Wade, der außer einem Freiwurf noch nichts zustande gebracht hat. 14:13 Pacers.

11.: George zieht im Break zum Korb - und stopft Bosh mitten ins Gesicht! Aber dann freut er sich zu lang und verliert James aus den Augen. Der antwortet eiskalt mit einem Dreier. Klar, da gibt's warme Worte des Kings. 20:18 Heat.

14.: George versemmelt einen offenen Dreier, und da zeigt sich dann das Problem, wenn man zu aggressiv zum Offensivrebound geht und ihn nicht bekommt: Battier sichert die Kugel und passt nach vorne, Allen und James spielen das 2-gegen-1 locker aus. 25:21 Heat.

16.: Hill erst mit dem Dreier, dann einem Layup im Fastbreak. Der Spielmacher hat bereits sieben Punkte gesammelt, das ist für Indiana ganz wichtig. 8:0-Lauf, 29:25 Pacers. Auszeit Miami.

19.: Erst haut Young, dann auch noch West einen Dunk auf den Ring. Miami bedankt sich für die liegen gelassenen Chancen und punktet - jeweils durch Cole. Und schon ist das Spiel wieder ausgeglichen, 31:31.

28.: Da ist West mit seinem ersten Treffer! Und er ist Teil eines 7:0-Laufs zu Beginn der zweiten Hälfte. Indiana kommt also mit viel Schwung aus der Kabine und führt 48:42, Miami braucht eine Auszeit.

30.: Wilde Sequenz, in der Wade und Chalmers völlig freie Layups vergeben. Zwischendrin verliert George ohne Not den Ball, dann hängt James dem Pacers-All-Star mit einem absolut peinlichen Flop ein Offensivfoul an. Nach einem Airball von Chalmers geht schließlich Hibbert an die Linie, durch einen Offensivrebound beim zweiten Versuch wird ein Dreipunktspiel draus. 51:42 Pacers.

32.: Oha! Bosh mit super Block gegen Georges Layup, doch die Schiedsrichter entscheiden fälschlicherweise auf Goaltending. Vorne geht wenig, hinten kommt jetzt auch noch Pech dazu. James krönt einige fiese Minuten mit dem dritten Ballverlust in Folge. 60:45 Pacers.

36.: So kann man einer Mannschaft natürlich auch Hoffnung machen. Nach zwei Freiwürfen von James sind noch zweieinhalb Sekunden auf der Uhr, West beim Einwurf. Der Power Forward schmeißt den Ball genau in die Arme von James und foult ihn 0,1 Sekunden vor Viertelende. James versenkt zwei weitere Freiwürfe und verkürzt auf 55:68.

40.: Verzweiflung oder Genialität? Spoelstra wirft Miller ins kalte Wasser - und der bringt Miami mit zwei Dreiern auf sechs Punkte ran! 70:64 Pacers, alles wieder offen.

44.: Es riecht nach Vorentscheidung! James zieht zum Korb und bekommt nach einem Ellenbogen gegen Hibbert ein Offensivfoul, der King kann es nicht fassen und sprintet stinksauer über den ganzen Platz. Die Folge: ein technisches Foul, das Hill zu zwei Freiwürfen nutzt. Anschließend setzt George erneut erstklassig Hibbert in Szene, der wieder auf 81:68 erhöht.

Indiana Pacers vs. Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Roy Hibbert und Paul George. Hier reift eins der besten Inside-Out-Duos der Liga heran. Der Small Forward und der Center zelebrierten ein starkes Pick'n'Roll, beide überzeugten aber auch im Eins-gegen-Eins. Wann immer Indiana offensiv strauchelte, sorgte George für die entscheidenden Impulse, sein Crunchtime-Dreier mitten in den Lauf der Heat hinein war Gold wert.

Indianas Defense derweil steht und fällt mit der Präsenz von Hibbert. Miami machte nur 22 Punkte in der Zone (Indiana: 44), und das vor allem weil der Big Man ständig seine Hilfe anbot und dem Gast die Lust auf die Penetration nahm.

Der Flop des Spiels: Dwyane Wade und Chris Bosh. Es ist ja inzwischen nichts Neues mehr, dass die beiden Stars Probleme mit der Gesundheit haben. Wades Knie und Boshs Knöchel machen Probleme, insofern sollte man mit seiner Kritik vorsichtig sein.

Dennoch erreichte die mangelhafte Produktion der beiden in Spiel sechs einen neuen Tiefpunkt. Zusammen trafen sie nur 4 von 19 Würfen, 15 Punkte insgesamt ist die schlechteste Ausbeute, die Wade und Bosh seit ihrer Zusammenkunft 2010 in einem Spiel zustande brachten.

Analyse: Do-Or-Die-Spiel für die Pacers, das wenig überraschend mit viel Nervosität begann. Indiana verlor gleich zu Beginn ein paar Mal leichtfertig den Ball, erneut wurden einige Layups liegen gelassen. Gut funktionierte allerdings das Umschalten von Defense auf Offense, gerade durch Paul George wurden leichte Punkte im Fastbreak generiert.

Und das Anspiel auf Roy Hibbert funktionierte auch, der Center wurde regelmäßig in aussichtsreicher Position gefunden. Die Heat konnten sich in der Anfangsphase auf zwei Dinge verlassen: Natürlich auf LeBron James, der 10 Punkte im ersten Abschnitt erzielte.

Und zudem auf ihre Dreier, von denen der Meister 6 in den ersten zwölf Minuten versenkte (bei 7 Versuchen). Dagegen fanden lediglich 2 von 13 Zwei-Punkt-Würfen ihr Ziel - unterirdisch.

Nach einem Dunk von LeBron James antworteten die Pacers mal mit einem guten 10:0-Lauf und führten 31:25, verpassten dann aber mit weiteren schwachen Layups und Dunks, diese Führung auszubauen. Und so fand Miami, während James auf der Bank saß, ins Spiel zurück.

Zur Halbzeit führten die Heat knapp mit 40:39, dabei hätten die Pacers mit all den nicht genutzten Chancen - allein der angeschlagene David West verwarf alle sieben seiner Würfe vor der Pause - locker zweistellig führen können.

Das holten die Gastgeber schließlich nach der Pause nach. Gegen Miami muss man immer höllisch aufpassen, dass es im dritten Viertel nicht explodiert. Kein Team kommt so häufig so motiviert aus der Kabine, diesmal ließen die Gäste allerdings jegliches Feuer vermissen.

James war nach seinem grandiosen Auftritt ein Spiel zuvor nicht richtig drin in der Partie, kein anderer Heat-Spieler konnte in die Bresche springen. Dwyane Wade und Chris Bosh spielten einmal mehr katastrophal, mit einem krachenden Dunk setzte Roy Hibbert das Highlight am Ende eines 12:0-Laufs, der Indiana auf 53:42 davonziehen ließ.

Mit exzellenter Defense machte der Gastgeber hinten die Zone dicht, vorne funktionierte das Pick'n'Roll hervorragend. Nur dank vier James-Freiwürfen in den letzten Sekunden des dritten Abschnitts ging Miami nicht mit einem aussichtslosen Rückstand in die letzten zwölf Minuten.

Und genau diese vier Punkte reichten den Heat offenbar, um neue Motivation zu finden. Erik Spoelstra brachte gleich zu Beginn des Viertels Mike Miller, der in dieser Serie noch keine Rolle gespielt hatte. Und Miller trug mit zwei schnellen Dreiern zu einem furiosen Ansturm des Meisters bei, der den Abstand bis Mitte des vierten Viertels auf vier Punkte verkürzte.

Die Pacers flatterten gewaltig, erst ein Dreier vom starken Paul George beruhigte die Gemüter von Spielern und Fans. Indiana fand defensiv wieder den Zugang zum Gegner und stellte die Dreierschützen zu. Alles kam einmal mehr auf LeBron James an, doch der sorgte mit seinem Offensivfoul, gefolgt von einem technischen, selbst für die Entscheidung zugunsten der Pacers.

Die spielten die Partie in aller Ruhe zu Ende und fuhren letztlich einen klaren Sieg ein, der sich noch klarer anfühlte. James nahm bereits eine Minute vor Spielschluss entkräftet auf der Bank Platz.

Nach einer erneuten Bankrotterklärung im Reboundkampf (33:53) und einer miserablen Leistung von Dwyane Wade und Chris Bosh hat der Meister zwar den Heimvorteil in Spiel sieben, das Momentum liegt aber klar auf Seiten der Pacers. James war weitgehend auf sich allein gestellt, schien aber zunehmend zu ermüden. Man muss abwarten, ob das in Miami noch mal ein Faktor wird.

Für Indiana meldeten sich George Hill (16 Punkte, 6 Assists) und Lance Stephenson (4 Punkte, 12 Rebounds, 4 Assists) mit ansprechenden Leistungen zurück, nachdem sie in Spiel fünf noch der Hauptgrund für die Pleite der Pacers gewesen waren. Die Frage ist: Kann der Backcourt jetzt auch auswärts - noch dazu unter enormem Druck - sein Potenzial abrufen?

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