NBA

Der Auserwählte führt Miami ins NBA-Finale

Von Haruka Gruber
Kommt ein Bass geflogen: Brandon Bass versucht sich an der Bewachung von LeBron James
© Getty

Die Boston Celtics versuchten in Spiel 7 der Conference Finals alles, um LeBron James zu stoppen. Doch der Superstar der Miami Heat spielte beim 101:88-Erfolg wie von Gott geküsst - und bekam Hilfe von Sorgenkind Chris Bosh.

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Endspiel-Gegner Oklahoma City Thunder sollte gewarnt sein: Selbstredend vor James, der den Celtics 31 Punkte einschenkte.

Aber auch Bosh überzeugte bei seinem dritten Spiel seit dem Comeback nach dreiwöchiger Verletzungspause mit einer ungemein effektiven Leistung (8/10 Würfe und 3/4 Dreier für 19 Zähler). Dwyane Wade komplettierte das Trio mit 23 Punkten.

Boston zeigte sich gewohnt ausgeglichen (alle 5 Starter mit zweistelligem Score), allerdings ging ihnen am Ende die Kraft und ein Auserwählter ab, der sie in der Crunchtime anführte. Rajon Rondo gelang immerhin ein Triple-Double (22 Punkte, 14 Assists, 10 Rebounds).

Statt Boston zieht Miami zum zweiten Mal in Serie in die NBA-Finals ein. Spiel 1 in Oklahoma City findet in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch statt.

Die Reaktionen:

Erik Spoelstra (Trainer Miami): "Wir alle wissen, dass James in dieser Serie brillant war. Er spielt in den Playoffs auf einem historischen Level. Wir haben viel durchgemacht. Wir sind als Team gewachsen und haben die Herausforderungen gemeistert."

LeBron James: "Man kann die Championship nur als Kollektiv gewinnen. Heute hat jeder seine Leistung gebracht. Wir wollten für unsere Fans gewinnen und jetzt freuen wir uns auf die nächste Herausfoderung."

James über Chris Bosh: "Er war heute Big-Time. Jeder Wurf, jede Abwehraktion, jeder Rebound - wir haben ihn vermisst. Ohne ihn hätten wir das Spiel nicht gewonnen."

Dwyane Wade (Miami): "Wir haben uns aus diesem einen Grund zusammengetan. Den haben wir jetzt wieder vor Augen."

Rajon Rondo (Boston): "Ihnen gebührt Ehre. Sie gewannen als Team heute Abend. Sie spielten hervorragend und wir konnten heute einfach nicht mithalten."

Doc Rivers (Trainer Boston): "Wir hatten einfach nichts mehr im Tank. Als Coach konnte ich das spüren. Trotzdem bin ich stolz auf dieses Team."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Miami-Coach Erik Spoelstra sieht Bosh als Sixth Man wertvoller und lässt ihn auch im dritten Spiel nach der Rückkehr zunächst auf der Bank, stattdessen beginnt der gelernte Small Forward Battier als Power Forward neben Aushilfs-Center Haslem, seines Zeichens gelernter Power Forward.

Boston ohne Überraschungen in der ersten Fünf.

4.: Heat-Arbeitstier Battier ist die Bemühung anzumerken, James zu entlasten. 34 Sekunden, 2 Dreier - 2 Treffer! 10:8 Heat.

8.: Kein Anzeichen von Verunsicherung bei den Celtics nach der Pleite in Spiel 6, vielmehr spielen sie groß auf: Erst versenkt Pierce den langen Zweier, dann erhöht er mit einem Dunk. Rondo bereits mit 5 Assists. 23:14 Celtics.

15.: Mit viel Aufwand und dem eingewechselten Bosh (7 Punkte hintereinander) ist Miami herangekommen. 30:30.

21.: Der Spielverlauf wiederholt sich: Boston setzt sich immer wieder leicht auf 6, 7 Punkte ab, woraufhin Miami die Intensität erhöht und aufholt. Jetzt aber die erste zweistellige Führung: Der couragierte Bass kümmert sich defensiv nicht nur um James, sondern beteiligt sich offensiv mit offenen Midrange-Jumpern und autoritären Dunks. 49:38 Celtics.

28.: Ausgerechnet die von einigen diskreditierten Rollenspieler bringen Miami heran: Chalmers, Battier und Haslem treffen wichtige Würfe. Wade stößt dazu. Auf einmal 59:59.

36.: Boston-Spielmacher Rondo merkt das drehende Momentum und versucht alles ihm Mögliche: Layup, Jumper und sogar ein Dreier in den letzten 2:02 Minuten, bevor das letzte Viertel beginnt. 73:73.

47.: Das letzte Viertel ist schnell erzählt: Boston lässt anfangs nicht ganz abreißen und verliert mit zunehmendem Verlauf den Anschluss. James/Bosh/Wade übernehmen die Initiative, Miami legt einen 18:4-Run hin. 99:86 Heat.

48.: Die Definition der Garbage Time: Bei Boston dürfen noch einmal Daniels, Moore und Pavlovic ran. Der Endstand: 101:88 Heat!

Der Star des Spiels: LeBron James. Es war nicht die perfekte Leistung von Spiel 6 und 31 Punkte (9/21), 12 Rebounds sowie 2 Assists mögen für den MVP nicht außergewöhnlich sein, dennoch zeigte James erneut eine Performance, die einem "Chosen One" würdig ist. In den ersten drei Vierteln plagte er sich mit der exzellenten Verteidigung durch Celtics-Power-Forward Bass, der sich als wirksamer Beschatter erwies. Aber statt zu verzagen, zog er aggressiv zum Korb und punktete beständig. In der Crunchtime dann die Explosion. Nur ein Auszug: Erfolgreicher Circus-Shot trotz Foul, Slam Dunk im Stile eines Michael Jordan, ein Dreier aus 9,5 (!) Metern. Selbst die Celtics, die abgezockteste Mannschaft der NBA, wurde von James in ihren Grundfesten erschüttert und gab sich geschlagen.

Der Flop des Spiels: Mickael Pietrus. Der Repräsentant einer miserablen Celtics-Bank. Dass es dieser an Tiefe mangelt, ist die gesamte Saison offensichtlich. Angesichts der Wichtigkeit des Spiels 7 erhoffte sich Boston aber eine Leistungssteigerung der Ersatzspieler, um die alternde erste Fünf zu entlasten. Sie kam nicht. Pietrus ist noch der potenteste von ihnen, trotzdem blieb selbst er bei 0 Punkten. Am Ende lautete die bittere Bilanz der 7 Reservisten - wohlgemerkt zusammengerechnet: 2 Punkte, 4 Rebounds, 1 Assist, 1 Steal, 1 Block, 8 Fouls.

Die Analyse: Spiel 7 der Eastern Conference Finals wird als die Wiedergeburt der Big Three in Erinnerung bleiben. Als die Miami Thrice nach der Bosh-Verletzung zur Two-Men-Group und nach Wades Problemen gegen Boston zur One-Man-Group geschrumpft war, bewies das Trio im entscheidenden Moment, zu was die drei Superstars zusammen fähig sind.

Mit einem 73:73 ins letzte Viertel gegangen, erzielten James, Wade und Bosh alle abschließenden 28-Heat-Punkte - und dies auf spektakuläre Art. Bosh ermöglichte viele der James-Highlights am Korb, weil er mit seinem sonst durchschnittlichen, diesmal aber tödlichen Dreier (3/4) das Feld aufmachte.

Wade wiederum fiel wie in den vorherigen Spielen kaum auf, aber angetrieben von James und Bosh wirkte er zum Schluss befreit und besiegelte mit einem artistischen Wurft inklusive Bonus-Freiwurf zum 98:86 2:53 Minuten vor dem Ende das Weiterkommen.

Allerdings bleiben die Zweifel, ob die Drei plus zwei ordentliche Rollenspieler (Haslem, Battier) ebenbürtig sein werden mit den fast schon erschreckend starken und breit aufgestellten Thunder. Eine erste Antwort gibt es in der Nacht auf Mittwoch, wenn Spiel 1 in Oklahoma City ansteht

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