NBA

LeBron: And the winner is Miami!

Von Florian Regelmann
LeBron James teilt Reporter Jim Gray seine Entscheidung mit
© Getty

LeBron James hat live im Fernsehen bekannt gegeben, dass er die Cleveland Cavaliers nach sieben Jahren verlassen und ab der kommenden Saison für Miami spielen wird. Bei den Heat wird James gemeinsam mit Dwyane Wade und Chris Bosh ein Dream Team bilden.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Um genau 21.27 Uhr Ortszeit am 8. Juli 2010 hatte das Warten nach den wildesten Spekulationen endlich ein Ende! Live auf "ESPN" sagte James: "Ich werde meine Talente nach South Beach bringen und mich den Miami Heat anschließen." Wie schon bei Wade und Bosh wurden auch bei James zunächst keine finanziellen Details bekannt.

"Die genauen Zahlen stehen noch nicht fest. Mein Agent Leon Rose wird sich darum kümmern", meinte James, der klarmachte, dass alle drei im Endeffekt auf Geld verzichten werden, um den Heat zu helfen, noch genügend Spielraum unter dem Salary Cap für dringend benötigte Rollenspieler zu haben.

Dass Geld bei der Entscheidung kein Faktor war, wird schon dadurch klar, dass James in Cleveland 30 Millionen Dollar mehr hätte bekommen können. Nein, es ging James ausschließlich um die Chance, endlich Championships zu gewinnen.

"Beste Möglichkeit, um zu gewinnen"

"Ich glaube, dass mir diese Entscheidung die beste Möglichkeit gibt, um zu gewinnen. Und das über mehrere Jahre. Nicht einfach nur fünf Spiele in Serie, ich will die Chance haben, Championships zu gewinnen und ich habe das Gefühl, dass ich das jetzt kann", sagte James.

Er ergänzte: "Der Hauptfaktor und Hauptgrund war, dass es meine beste Möglichkeit ist, um jetzt und in der Zukunft zu gewinnen. Zu gewinnen ist eine riesige Sache für mich. Ich habe in meinen sieben Jahren bis jetzt Großartiges geleistet und will das auch weiterhin tun."

Wade und Bosh, die 2008 mit James bereits Olympia-Gold holten, waren natürlich begeistert von der News. "Es wird verrückt werden", meinte Wade. Und Bosh ließ seinen Gefühlen mit einem Eintrag in seinem Twitter-Account freien Lauf: "Yeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"

James gab zu, dass es ein harter Entscheidungsprozess für ihn war und er mehrmals morgens mit einem anderen Favoriten aufwachte. Erst ein Gespräch mit seiner Mutter am Donnerstagmorgen brachte ihm die letzte Gewissheit, dass es Miami sein muss.

Cavs-Owner beschimpft James

"Ich kann nicht sagen, dass Miami immer in meinen Plänen war. Ich habe nie gedacht, dass das möglich sein würde. Aber dann haben sie sich in die Position gebracht, um uns alle drei haben zu können und es war schwer, nein zu sagen. Das sind zwei großartige Spieler, zwei der besten, die es gibt. Ich denke, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Aber es ist hart, weil ich viele Leute im Stich lasse", so James.

LeBrons Entscheidung im Video bei ESPN

Mit der Entscheidung, seine Zelte in Cleveland abzubrechen, stürzt der zweimalige MVP eine Stadt, die seit unglaublichen 46 Jahren auf einen Titel eines ihrer Sport-Teams wartet, in tiefe Trauer.

Schon kurz nach der Entscheidung machten Bilder die Runde, wie mindestens ein Cavs-Fan ein LeBron-Jersey auf der Straße verbrannte. James sollte sich auf einen äußerst kühlen Empfang gefasst machen, wenn er im Herbst mit den Heat nach Cleveland zurückkehren wird.

Cavs-Owner Dan Gilbert will mit James auf jeden Fall nichts mehr zu tun haben. "Klar ist das eine bittere Enttäuschung für uns", sagte Gilbert, der James wegen des TV-Spektakels als "narzisstisch" und die Entscheidung selbst als einen "feigen Verrat" bezeichnete. Er versprach den Cavs-Fans, dass James den Cleveland-Fluch mit in den Süden nehmen werde.

"Er hat aufgegeben"

"Ich garantiere persönlich, dass die Cleveland Cavaliers vorher eine Championship gewinnen werden, bevor der selbsternannte ehemalige 'King' eine gewinnen wird. Das ist sicher", schrieb Gilbert in einem Brief an die Fans.

In einem Telefon-Interview legte er sogar noch nach. "Heute haben wir gesehen, wer er wirklich ist", so Gilbert, der außerdem schwere Vorwürfe gegen James erhob.

"Er hat aufgegeben. Nicht nur in Spiel 5. Auch in den Spielen 2, 4 und 6. Schaut euch das Band an. So ein Superstar-Verhalten wie in der Boston-Serie hat es in der Sportgeschichte noch nicht gegeben", sagte Gilbert, der glaubt, dass James 2009 in Spiel 6 gegen Orlando ebenfalls aufgab.

"Schaut euch das Band an. Wie viele Würfe hat er genommen?", fragte Gilbert, der am meisten vom Verhalten von James enttäuscht war. So erfuhren die Cavs erst kurz vor der Bekanntgabe, als die Sendung schon lief, von einem Business-Partner von James, dass LeBron weggehen wird.

Knicks enttäuscht

"Ich wollte das tun, was das Beste für LeBron James ist. Aber ich fühle mich auch schrecklich. Noch schlimmer ist es für mich, dass ich dieser Stadt keine Meisterschaft bringen konnte. Akron wird immer mein Zuhause bleiben. Ich hoffe einfach, dass mich meine wirklichen Fans auch in Miami weiter unterstützen werden", sagte James.

Wie die Cavs gehören auch die New York Knicks zu den ganz großen Verlierern. Bis zuletzt hatten sich die Knicks Hoffnungen gemacht, James davon überzeugen zu können, gemeinsam mit Amare Stoudemire in der für viele besten Stadt der Welt zu spielen. Aber sie mussten feststellen: James wollte nicht in die Dream City, er wollte das Dream Team.

"Wir sind enttäuscht, dass LeBron James nicht die New York Knicks gewählt hat, aber wir respektieren seine Entscheidung. Wir werden weiter arbeiten, um ein Team aufzubauen, das um den Titel kämpfen kann", ließ Knicks-Präsident Donnie Walsh mitteilen.

Kurz nach der LeBron-Pleite wurde der nächste Move der Knicks auch schon öffentlich. David Lee wechselt in einem Sign-and-Trade zu den Golden State Warriors und erhält dort einen Sechs-Jahres-Vertrag über 80 Millionen Dollar. Im Gegenzug kommen unter anderem Anthony Randolph, Ronny Turiaf und Kelenna Azubuike nach New York.

Warum nicht Chicago?

Coach Mike D'Antoni machte schon vor James' Entscheidung eine mutige Kampfansage in Richtung Miami: "Ich würde die drei Jungs nehmen, aber sie sind definitiv nicht unschlagbar."

Außerdem deutete D'Antoni an, dass man erst mal abwarten müsse, ob es in Miami nicht Probleme mit der Teamchemie geben könnte. James glaubt logischerweise nicht, dass Schwierigkeiten entstehen werden.

"D-Wade ist hier der selbstlose Junge, er heißt uns in seinem Team willkommen. Es geht nicht um einzelne Spieler, sonst hätte er uns nicht gebeten, zu ihm zu kommen und wir hätten ihn nicht gefragt, ob es okay ist, zu ihm zu kommen. Es geht um ein Team", erklärte James, der wie einige Quellen berichten Angst vor dem extremen Rampenlicht in New York gehabt und auch deshalb Miami vorgezogen haben soll.

Die Chicago Bulls und New Jersey Nets hatten wohl schon vor der offiziellen Bekanntgabe nicht mehr an eine Verpflichtung von James geglaubt.

Viele Experten wundern sich vor allem darüber, dass James nicht zu den Bulls gewechselt ist, da er dort unter anderem mit Derrick Rose und Joakim Noah einen Kader vorgefunden hätte, der schon um einiges weiter ist als der in Miami. Die Heat haben aktuell nur fünf Mann im Kader. Außer James, Wade und Bosh noch Michael Beasley und Mario Chalmers.

Lakers vs. Heat?

Beasley wird nach "ESPN"-Informationen für einen Zweitrundenpick im 2011er Draft nach Minnesota getradet und Chalmers kann als erste Amtshandlung sofort seine "Nummer 6" an James abgeben. Den entsprechenden Anruf kündigte LeBron bereits an.

Die Entscheidung für Miami war am Ende insofern keine Überraschung mehr, da sie sich in den letzten 24 Stunden abgezeichnet hatte.

Fast alle Insider hatten berichtet, dass James zu den Heat tendieren würde. Die "New York Post" hatte zudem erfahren, dass er in South Beach bereits 25 Hotelzimmer gebucht und damit eine riesige Party vorbereitet haben soll.

Auch wenn noch völlig unklar ist, wie das Heat-Team um die drei Superstars herum genau aussehen wird, ist Miami ab sofort einer der Topfavoriten auf den Titel.

Heat-Präsident Pat Riley hat eine Dynastie im Sinn - und der Anfang ist auf jeden Fall mal gemacht. Schon jetzt träumen viele von L.A.-Miami-Finals in den nächsten Jahren. Genau das könnte die Folge des Mega-Hammers sein.

Oder wie Riley es zusammenfasste: "Wir freuen uns auf die Chance, etwas aufzubauen, auf das unsere Fans in Miami lange, lange Zeit stolz sein werden. Die Reise fängt gerade erst an."

Miamis neues Traum-Duo: Wade und Bosh