MLB

Freak, Cliff und der Rodeo Clown

Von Philipp Dornhegge / Jan-Hendrik Böhmer / Andreas Allmaier / Florian Regelmann / Master of Disaster
Outfielder Cody Ross wurde zum MVP der NL Championship Series gegen Philadelphia gewählt
© Getty

Die Texas Rangers und die San Francisco Giants spielen den World Champion der MLB aus. Wer hätte das vor dem Start der Postseason gedacht? Eigentlich sind beide Teams Underdogs. Vielleicht sind sich die SPOX-Redakteure und mySPOX-User Master of Disaster deshalb auch so uneinig, wer denn nun am Ende gewinnen wird. Die einen glauben an die Power der Rangers und den unbesiegbaren Lee, die anderen sind begeistert vom Giants-Pitching-Staff und dem Durchbruch eines außergewöhnlichen Playoff-Helden.

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Philipp Dornhegge: Josh Hamilton habe ich ja jetzt schon zwei Mal erwähnt. Dabei sollte aber bitteschön nicht der Eindruck entstehen, dass die Rangers nur Hamilton haben. Der Outfielder war bisher in der Postseason vielleicht der wichtigste Mann am Schlagmal. Eine One-Man-Show ist Texas deshalb noch lange nicht. Denken wir an den 35-jährigen Ex-AL-MVP Vlad Guerrero, der gegen die Yankees so seine Probleme hatte, im entscheidenden sechsten Spiel aber zwei Mal für Punkte sorgte und seinem Team so den Sieg bescherte.

An Catcher Bengie Molina, der in Spiel vier 3 Hits für 3 RBI landete. An Nelson Cruz, der in jedem Postseason-Spiel einen Hit landete und die Zuverlässigkeit in Person ist. Darüber hinaus noch den erfahrenen Michael Young und die ebenfalls nicht zu verachtenden Ian Kinsler und Mitch Moreland im Team zu haben, reicht vollkommen aus, um Texas für mich zum Favoriten zu machen. Elvis Andrus habe ich da noch gar nicht erwähnt, das erledigt der Kollege Böhmer. 4-2 Rangers.

Jan-Hendrik Böhmer: 20 Jahre. So alt war Elvis Andrus, als er den Job als Starting-Shortstop bei den Rangers antrat. Damals holte der Klub noch Omar Vizquel - falls der Jungstar dem Druck nicht standhalten sollte. Doch Andrus hielt dem Druck stand. Und wie. Mittlerweile ist er ein American-League-All-Star und sein Hitting sowie seine schnellen Beine sind einer der Gründe, warum die Rangers in der World Series stehen.

Und den Druck? Den genießt er! "Ich liebe es!", sagte er dem "Philadelphia Inquirer". "Es ist ein Traum, in der World Series spielen zu dürfen. Da kann ich doch nicht nervös sein." Wo andere Lampenfieber bekommen, blüht er erst richtig auf. Und die Rangers? Die haben das schon immer gewusst. Schließlich wollten sie ihn schon haben, als er 16 war. "Er weiß immer, was als nächstes passiert und hat keine Angst - vor niemandem", lobt Rangers-Manager Ron Washington. Und genau das braucht man im Finale. Und genau deshalb holen die Rangers den Titel. 4-3 Rangers.

Andreas Allmaier: Okay, wir haben alle gesehen, was Cliff Lee mit den Yankees gemacht hat. Trotzdem freue ich mich im Finale am meisten auf San Franciscos Starting Pitcher Tim Lincecum. Der "Freak" scheint bei jedem seiner unorthodoxen Würfe sämtliche physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu brechen. Und der nach rechts wegbrechende Changeup des 1,80-Meter-Mannes ist die Hölle für jeden Schlagmann - aber ein Spektakel für die Zuschauer.

Gut, meinetwegen geht der Punkt im direkten Duell der Pitching-Asse trotz Lincecums 14 Strikeouts bei seinem Postseason-Debut in Spiel eins gegen die Braves an Lee. Der Rest der Starting Rotation mit Cain, Sanchez und Bumgarner spricht dennoch für die Giants. Und da Pitching die Playoffs in diesem Jahr ganz besonders regiert, kann der Ausgang der World Series nur lauten: 4-3 Giants.

Florian Regelmann: Darf ich vorstellen: Cody Ross! 29 Jahre alt. Outfielder. Sein großer Traum war es, einmal Rodeo Clown zu werden. Hat leider nicht geklappt. Stattdessen ist er jetzt Playoff-Held. Auch nicht schlecht. 4 Homeruns, 8 RBIs, ein wichtiger Hit nach dem anderen - Ross ist der Schlüssel für den World-Series-Einzug San Franciscos gewesen.

Die Marlins hatten diesen Cody Ross ja im August auf die Straße gesetzt. Und die Giants hatten sich Ross dann gesichert. Aber nicht gerade deshalb, weil sie so sehr von ihm überzeugt gewesen wären. Sondern weil sie einfach verhindern wollten, dass der Division-Feind aus San Diego ihn bekommt. Eigentlich hatte San Fran nämlich auch null Bedarf. Tja, das hat sich jetzt geändert. Die Giants werden am Ende jubeln. Dank Big Boss Ross. 4-3 Giants.

mySPOX-User Master of Disaster: Die World Series der Außenseiter. Eigentlich würde ich ja beiden Teams den Titel gönnen, denn ich mag Underdog-Geschichten! Aber worauf kommt es in dieser Serie sportlich an? Meine Antwort: das Duell der Superstar-Pitcher. Cliff Lee gegen Tim Lincecum.

Und das wird eine enge Geschichte. Doch die Rangers haben einen Vorteil. Denn wenn die Luft kocht und die Erde brennt, dann ist Cliff Lee genau der Mann, den es braucht. Seine Quote ist überragend: Nur sagenhafte zwei Hits hat er gegen die Yankees zugelassen! Böse Zungen behaupten deshalb sogar, die Yankees hätten Spiel 6 absichtlich verloren, um sich nicht noch ein weiteres Mal von Lee demütigen lassen zu müssen. Deshalb: 4-3 Rangers.

Die MLB-Postseason im Überblick