MLB

Die schlechtesten Fans der Welt

Von Florian Regelmann
Die Tampa Bays feiern ihren Playoff-Einzug im Tropicana Field, aber fast niemand schaut zu
© Getty

Die MLB-Playoffs stehen kurz bevor, aber zunächst präsentiert SPOX in der letzten Bilanz der regulären Saison noch allerhand Kurioses. Zum Beispiel: Unsichtbare Zuschauer, dumme Schiris - und Tulo außer Rand und Band.

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Das Team des Monats: Philadelphia Phillies. Ein Team, das die ganze Saison von Verletzungsproblemen gebeutelt wurde. Doch dann kam ein Star nach dem anderen zurück.

Und wenn die Phillies komplett sind, ist ihre Lineup um Ryan Howard und Chase Utley genauso eine Wucht wie der Pitching-Staff um das dreiköpfige Monster Roy Halladay, Cole Hamels und Roy Oswalt.

Das zeigten sie im letzten Monat mit einer 21-6-Bilanz inklusive Siegesserie über elf Spiele eindrucksvoll. Zweimal in Folge stand Philly in der World Series - ein drittes Mal kündigt sich wohl an.

Der Spieler des Monats: Troy Tulowitzki. Für alle, die sich nicht so auskennen oder es noch nie probiert haben: Es gibt in der Welt des Sports wenige Dinge, die so schwer sind, wie einen Baseball mit einem Schläger zu treffen. Landet ein Hitter bei zehn Versuchen nur dreimal ein Hit, versagt also siebenmal, ist er schon richtig gut.

Nun gibt es in einer Saison immer mal Spieler, die diese Theorie zwischendurch ad absurdum führen. Tulowitzki hatte im September eine Phase, da sah es so aus, als wäre Baseball ganz einfach. Für ihn zumindest. 14 Homeruns in 15 Spielen! Wenn man das auf eine ganze Saison hochrechnen würde, bekäme man akuten Schwindel.

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Dank Tulos Heldentaten schickten sich die Colorado Rockies an, wie immer gegen Ende der Saison heiß zu laufen und noch die Playoffs zu erreichen.

Aber dann meinte es der Baseball-Gott nicht gut mit Tulowitzki und ließ den Shortstop wenigstens ein bisschen abkühlen. Und schon verlor Colorado Spiel um Spiel und verpasste die Postseason. Dennoch: Tulowitzkis September-Zahlen (15 HR, 40 RBI) sind irre.

Die Gurken des Monats: St. Louis Cardinals. Für ein Team, das einen der besten Spieler (Albert Pujols) und einen der besten Manager (Tony La Russa) aller Zeiten aufzubieten hat, ist jede Saison ohne Playoffs ein verlorenes Jahr.

Lange dachte man, dass die Cards schon noch irgendwann aufdrehen und die Cincinnati Reds in der NL Central abfangen werden, aber da kam nichts. Nur 14-15 im September. Eine bittere Enttäuschung.

Der Rookie des Monats: Pedro Alvarez. Die Pittsburgh Pirates sind eine lustige Franchise. 18 Jahre lang nichts gewonnen, in dieser Saison wieder über 100 Niederlagen - und vor allem auswärts (16-62) eine lächerliche Truppe. Das ist die eine Seite. Die andere?

Eine fast ausgeglichene Heimbilanz (40-41), super Fans und Stimmung im Stadion - später mehr zu diesem Thema -, und mit Alvarez, Andrew McCutchen, Neil Walker und Jose Tabata vier Talente, die dabei sind, zu Stars zu reifen. Im September spielte vor allem 3B Alvarez bombig (5 HR, 26 RBI).

Der Pechvogel des Monats: Tyler Colvin. Es war die Horror-Szene des Monats. Cubs-Catcher Wellington Castillo ist beim Spiel in Florida am Schlag, er trifft den Ball und dabei bricht sein Schläger. Passiert öfter, aber es passiert zum Glück nicht öfter, dass eines der zerbrochenen Teile einen Spieler, der zwischen Third und Home Base steht, aufspießt.

Cubs-Outfielder Tyler Colvin kam mit recht schlimmen Verletzungen im Brustbereich ins Krankenhaus. Saisonende für den talentierten Rookie (20 HR). Aber zum Glück ist nicht mehr passiert. Krasse Geschichte.

Die Peinlichkeit des Monats: SPOX proudly presents, a MLB production: Die schlechtesten Fans der Welt. Man stelle sich vor, es gibt ein fantastisches Baseball-Team mit fantastischen Spielern wie Evan Longoria, einem fantastischen Manager (Joe Maddon) und riesigem Erfolg und tollen Titelchancen, aber keiner geht hin.

Als die Rays die Gelegenheit hatten, beim Heimspiel gegen Baltimore die Playoff-Teilnahme klarzumachen, kamen nur 12.000 Fans ins Tropicana Field. Peinlich hoch zehn. Star-Pitcher David Price beschwerte sich auf seinem Twitter-Account öffentlich über die Peinlichkeit, entschuldigte sich dann aber wohl auf Anraten der PR-Abteilung.

Warum, David? Steh doch dazu, du hast recht. Und was soll schon passieren? Dass du ausgebuhst wirst von den vier Leuten, die im Stadion sitzen.... Als Reaktion verteilten die Rays nun übrigens für ein Spiel 20.000 Freikarten und schon war die Hütte restlos voll. Tolle Fans, die erst kommen, wenn es umsonst ist.

Der Rücktritt des Monats: Joe Torre. Die Manager-Legende gab nach drei Jahren bei den L.A. Dodgers mit zwei Playoff-Teilnahmen seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt. Sein Nachfolger wird Hitting-Coach Don Mattingly. Das ist aber nur eine Randnotiz.

Viel spannender ist es, dass sich der 70-jährige Torre eine Hintertür offen gelassen hat, indem er nicht kategorisch ausschließen wollte, noch einmal zu managen. Jede Wette, dass Torre wieder zurückkommt.

Die beiden heißesten Optionen: Die Chicago Cubs und vor allem die New York Mets. Beides Teams mit viel Geld und Scheinwerferlicht, aber keinem Erfolg. Torre würde es sicher lieben, nach seiner Yankees-Zeit in den Big Apple zurückzukehren und die Titelseiten zu füllen.

Der Skandal des Monats: SPOX proudly presents, another MLB production: Die schlechtesten Schiedsrichter der Welt featuring Joe West, Angel Hernandez und Co. 10. September, US Cellular Field in Chicago. Die White Sox empfangen die Kansas City Royals. Mark Buehrle steht auf dem Mound und zweimal entscheidet Angel "of death" Hernandez auf einen sogenannten Balk.

Vereinfacht gesagt: Dem Pitcher ist laut Regeln untersagt, seine Wurfbewegung abzubrechen, wenn er sie einmal begonnen hat. Sonst ist es ein Balk. Nun ist es aber so, dass Buehrle nicht im Verdacht steht, zu den Pitchern zu gehören, die das machen. Im Gegenteil. Er hat einfach einen verdammt guten Pickoff-Move.

Buehrle hat in der gesamten Saison keine Balk-Entscheidung hinnehmen müssen. Zumindest, wenn Refs mit Verstand am Werk sind. Denn laut Stats stehen für Buehrle 4 Balks zu Buche. Raten Sie mal, wer diese 4 Balks ausgesprochen hat. Richtig, immer dieselbe Crew!

Das Highlight des Monats: Ichiro Suzuki. Die Hit-Maschine aus Japan stellte beim Spiel seiner Seattle Mariners bei den Toronto Blue Jays einen starken Rekord auf.

Mit einem Double landete Ichiro seinen 200. Hit der Saison - damit ist der 36-Jährige der erste Spieler der Geschichte, der zehn Jahre in Folge immer mindestens 200 Hits geschafft hat.

Ganz besonders wurde der Abend in Toronto auch deshalb, weil Blue-Jays-Star Jose Bautista seinen 50. Homerun der Saison schlug. Ein Power-König und ein Hit-König, beide auf ihre Weise mit ganz bemerkenswerten Leistungen.

Weiterer Rekordmann: Alex Rodriguez. Der Yankees-Superstar erreichte zum 14. Mal die 100-RBI-Marke in einer Spielzeit und ließ damit sogar Legende Babe Ruth hinter sich.

Statistik: Zunächst der Blick auf die Pitcher. Top-Mann der Saison in der AL ist CC Sabathia (Yankees/21 Siege), dahinter folgen David Price (Rays) und Jon Lester (Red Sox) mit je 19 Siegen. In der NL war in dieser Saison keiner besser als Roy Halladay (Phillies), der wie Sabathia stolze 21 Siege vorweisen kann.

Hinter ihm folgen Adam Wainwright (Cardinals/20 Siege) und Ubaldo Jimenez (Rockies/19). In Sachen ERA ist in der NL Josh Johnson (Marlins/2.30) ganz vorne - in der tougheren AL beeindruckt der ERA von Felix Hernandez (Mariners/2.27). King Felix ist mit 232 Ks auch der Strikeout-Star der MLB.

Die meisten Saves hat Brian Wilson (Giants/47) auf dem Konto. Den Titel des Homerun-Königs wird sich wie erwartet nach einem echten Sensationsjahr Jose Bautista holen - 54 Homeruns für den Mann der Toronto Blue Jays, Respekt! Auf Rang zwei folgt mit zwölf HRs weniger Albert Pujols (42).

Der beste Schlagdurchschnitt gehört weiterhin dem noch verletzten Rangers-Star Josh Hamilton (.361). In Sachen RBIs führt Miguel Cabrera (Tigers/126) vor Bautista (124) und Alex Rodriguez (Yankees/123). Beste RBI-Männer der NL sind Pujols (118) und Carlos Gonzalez (Rockies/117). Insgesamt 22 Spieler haben die 100er-Marke geknackt.

Playoff-Outlook: Nur noch wenige Tage, dann geht es in die Playoffs. In der American League stehen die vier Teams bereits fest. Es geht zwischen den New York Yankees und den Tampa Bay Rays "nur" noch darum, wer die AL East gewinnt und auf die Texas Rangers trifft, und wer es als Wildcard-Team mit den Minnesota Twins zu tun bekommt.

Auch wenn die Yankees einen völlig uninspirierten September (12-15) hinter sich haben und alle Fans der Bronx Bomber sich vor allem um das Pitching Sorgen machen müssen, bleibt NY gemeinsam mit Tampa Favorit auf den World-Series-Einzug. Die Twins spielen zwar seit dem All-Star-Break Baseball vom anderen Stern (47-24), und das, obwohl ihnen Superstar Justin Morneau fehlt, aber ob sie in den Playoffs was reißen? Fraglich.

Texas fehlt abgesehen von Cliff Lee eigentlich auch das Pitching - zudem ist unklar, ob Hamilton rechtzeitig fit wird. In der National League stehen die Philadelphia Phillies und Cincinnati Reds als Division-Sieger und Playoff-Teilnehmer fest.

Um die zwei restlichen Tickets streiten sich die San Francisco Giants, Atlanta Braves und San Diego Padres. Vorteil: San Francisco und Atlanta. Was den SPOX-World-Series-Tipp anbelangt, gibt es überhaupt keinen Grund für Veränderungen. Es bleibt seit Monaten beim Alten: Yankees vs. Giants.

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