MLB

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Von Florian Regelmann
Yankees-Star Alex Rodriguez wird auch häufiger mal "abgeworfen"
© Getty

Wieder ist in der MLB ein Monat vergangen. Zeit für SPOX, um in der August-Ausgabe der Schlaglichter eine nächste Zwischenbilanz zu ziehen. Die Themen: Der Superstar, den keiner kennt. Idioten-Alarm in Chicago. Cinco Ocho. Kinder. Und der Teufel, der in Josh Hamilton lebt.

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Der Ausraster des Monats: Für alle, die sich im Baseball nicht so gut auskennen, erklären wir hier mal kurz, wie das in der MLB so abläuft. Also: Wenn Pitcher A von Team X Schlagmann B von Team Y absichtlich abwirft, hat folgendes zwingend zu passieren: Pitcher C von Team Y muss Schlagmann D von Team X auch abwerfen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Manchmal wird die Absicht zugegeben, manchmal nicht, manchmal geschieht das alles weniger offensichtlich, manchmal aber auch sehr offensichtlich. So wie am 11. August im Fenway Park zu Boston. Miguel Cabrera, Detroits bester Hitter, war im ersten Spiel der Serie schon von einem Pitch getroffen worden. Im zweiten Spiel wurde er wieder getroffen. Geht nicht. Also reagierte Tigers-Pitcher Rick Porcello und warf Kevin Youkilis, der auch im ersten Spiel schon getroffen worden war, aber mal so etwas von klar absichtlich ab, dass die Situation eskalierte. Youkilis machte nicht lange rum, sondern stürmte auf Porcello zu und slammte ihn zu Boden. Die Massenschlägerei war eröffnet. Es gibt im Übrigen aber auch Situationen, in denen Pitcher einfach nur einen katastrophalen Pitch machen und jemanden treffen. So wurde Mets-Superstar David Wright vor kurzem von einem Fastball von Giants-Ass Matt Cain am Kopf getroffen. Niemand war darüber bestürzter als Cain.

Der Spieler des Monats: An dieser Stelle sollen auch immer Spieler gewürdigt werden, die noch nicht so in den Schlagzeilen stehen. Nicht weil sie keine Superstars sind, sondern weil sie in der falschen Stadt spielen. Würde Mark Reynolds das Yankees- oder Red Sox-Trikot tragen, würde ihm die Welt zu Füßen liegen. Tut er aber nicht. Reynolds spielt für die Diamondbacks in Arizona und diese haben eine schlechte Saison. Nationale Aufmerksamkeit gleich null. Deshalb sei es hier gesagt: Mark Reynolds ist einer der ganz großen Stars der MLB. Aktuell steht der Third Baseman bei 40 Homeruns und 90 RBIs. Nuff said.

Das Team des Monats: Einen Tusch bitte: Die New York Yankees haben den Titel für das Team des Monats im August erfolgreich verteidigt. Die Yankees sind ohne Wenn und Aber das beste Team der Liga. Derek Jeter und Co. haben einen sehr erfolgreichen August hinter sich und grüßen souverän von der Spitze der AL East. Im Grunde ist es ja unfassbar, dass die Yankees seit 2000 nichts mehr gerissen haben, sprich keinen Titel mehr gewonnen haben. Aber das wird sich in diesem Jahr ändern. Bei so viel Talent muss es in dieser Saison auch in den Playoffs endlich klappen. Was soll's, wir sagen es jetzt einfach mal: Die Yankees werden in der World Series auf die Phillies treffen und die Meisterschaft gewinnen.

Die Gurken des Monats: Das wird auch in diesem Jahr alles nichts bei den Cubs. Stand heute kommen sie nicht mal in die Playoffs. Der Closer (Kevin Gregg) machte über Wochen die Fans komplett wahnsinnig, zwar hat man diesen nun degradiert und durch einen anderen ersetzt (Carlos Marmol), aber viel besser läuft es deshalb auch nicht. Die Stimmung im Wrigley Field könnte nicht viel schlechter sein. Outfielder Milton Bradley beklagte sich nun über den ganzen Hass, der ihm entgegen schlägt. Nicht nur im Stadion, sondern auch im alltäglichen Leben. Selbst die Bedienungen in Restaurants würden ihn beschimpfen. Gefragt, ob Bradley es bereuen würde, nach Chicago gewechselt zu sein, sagte er folgendes: "Ich bedauere gar nichts. Das Einzige, was ich bedauere, ist, dass es so viele Idioten auf dieser Welt gibt."

Die Comebacks des Monats: John Smoltz spielte gefühlte 300 Jahre bei den Braves, wurde zu einem Hall-of-Fame-Pitcher, doch dann brach der 42-Jährige vor dieser Saison seine Zelte in Atlanta ab und ging nach Boston. Es wurde ein totaler Reinfall. Ein ERA über 8 führte dazu, dass Boston Smoltz nicht mehr haben wollte. Eine große Karriere schien leider unschön zu Ende zu gehen. Doch Smoltz wollte so auf keinen Fall aufhören und machte nun in St. Louis einen neuen Anlauf. Und siehe da, bislang pitcht Smoltz wieder wie zu seinen besten Zeiten. Der Sport ist manchmal echt verrückt.

Die Red Sox lassen derweil im Kampf um die World Series nichts unversucht und verstärkten sich mit Billy Wagner, einem der besten Closer aller Zeiten. Wagner war wegen einer schweren Ellenbogenverletzung ein Jahr lang außer Gefecht gesetzt, ist nun aber bereit für sein Comeback. Bei den Mets braucht man ihn nicht mehr, die haben inzwischen schließlich Francisco "K-Rod" Rodriguez als Closer, also war Wagner frei für Boston. Die Red Sox werden ihn zwar nicht in seiner eigentlichen Rolle einsetzen, aber ein gesunder Wagner könnte die ideale Ergänzung zu Closer Jonathan Papelbon sein. Dieser war über den Wagner-Deal zunächst nicht besonders erfreut, aber die Aussagen Papelbons sollte man nicht zu ernst nehmen. Der Papelbon ist nämlich ein ganz schöner Psycho - und das ist positiv gemeint. Ein Beispiel: Wenn Papelbon (No. 58) auf dem Mound steht, dann steht gar nicht Papelbon auf dem Mound. Sondern Cinco Ocho - sein alter Ego. Sagen nicht wir, sagt Papelbon. Ocho Cinco oder Cinco Ocho - die sind doch alle bekloppt in den USA...

Die treue Seele des Monats: Bis vor wenigen Wochen hatte Pittsburgh drei große Lieblinge. Dass Ben Roethlisberger von den Super-Bowl-Champion-Steelers und Sidney Crosby von den Stanley-Cup-Champion-Penguins dazugehören, dürfte keinen überraschen. Aber es gehörte noch jemand dazu: Jack Wilson. Der 30-Jährige hatte neun Jahre alles für die Pirates gegeben, neun Jahre hatte er die unzähligen Niederlagen mitgemacht, aber Wilson liebte Pittsburgh. Und Pittsburgh liebte Wilson. Als der Shortstop zu den Seattle Mariners getradet wurde, war die Trauer groß. Viele mögen Wilson gratulieren wollen, dass er endlich aus Pittsburgh weg ist, aber Wilson ist anders als viele Sportler. Er ist eine treue Seele und deshalb schrieb er nun einen offenen Brief an alle Fans in Pittsburgh, um sich zu bedanken. "Egal wo mich Gott auch als nächstes hinführt, ich werde immer ein Pittsburgher sein. Go Bucs!"

Der Neuling des Monats: Manchmal muss man die Welt nicht verstehen. Nehmen wir Stephen Strasburg. Der ist ein recht passables Pitching-Talent. Okay, er soll sogar eines der größten Pitching-Talente seit langer Zeit sein. Aber er hat noch nicht einen einzigen Ball in der MLB geworfen. Wenn man noch bedenkt, dass es auf der Welt nichts viel Unsicheres gibt als die Entwicklung von Pitching-Talenten, dann muss man sich schon wundern, wenn die Washington Nationals Strasburg nun mit Geld (15,1 Millionen Dollar) zuschütten. Für das tief gesunkene Washington soll Strasburg zum Messias werden. Wir sind gespannt...

Little League: Wir machen einen kurzen Ausflug von den großen Stars der MLB zu den großen Stars von morgen. In den USA interessierten sich die Fans in den letzten Wochen mindestens genauso sehr für die Little League World Series wie für die MLB. Kinder aus der ganzen Welt spielen gegeneinander und das Fernsehen ist dabei, als wäre es eine Fußball-WM. Das Finale gewann übrigens Kalifornien mit 6:3 gegen Taiwan. Gibt nicht viele Dinge, die mehr Spaß machen, als zu sehen wie Zwölfjährige Homeruns schlagen. Großes Kino.

Der Teufel lebt in Josh Hamilton: 32 Homeruns, 130 RBIs, eine unglaubliche Show im Homerun-Derby beim All-Star-Game: 2008 war das Jahr des Josh Hamilton. Jeder Baseball-Fan kennt die Lebensgeschichte des Josh H. und deshalb freute sich jeder, dass die Karriere so eine gute Wendung genommen hatte. Leider wurde nun klar, dass Hamilton den Kampf gegen seine Alkoholabhängigkeit noch nicht gewonnen hat. Das Resultat eines schwachen Moments in der Offseason waren Bilder. Diese Bilder hier. Hamilton entschuldigte sich und versprach, dass so etwas nie mehr vorkommen würde. Hoffentlich packt er es diesmal.

Statistik: Zunächst der Blick auf die Pitcher. Top in der AL sind aktuell CC Sabathia (Yankees, 15 Siege), Justin Verlander (Tigers, 15 Siege) und Zach Greinke (Royals, 2.32 ERA). In der NL halten Chris Carpenter (Cardinals, 2.20 ERA) und Adam Wainwright (Cardinals, 16 Siege) die Bestwerte. Strikeout-King ist Giants-Star Tim Lincecum, der bei 222 Ks steht. Den Titel des Homerun-Kings werden Albert Pujols (Cardinals, 41), Mark Reynolds (Diamondbacks, 40), Carlos Pena (Rays, 38) und Ryan Howard (Phillies, 37) unter sich ausmachen. Joe Mauer (Twins, .368), Ichiro Suzuki (Mariners, .359) und Hanley Ramirez (Marlins, .356) haben zwar nicht ganz die Power, aber dafür den besten Schlagdurchschnitt. In Sachen RBIs stellt man fest, dass bereits drei Mann aus der NL die 100er-Marke durchbrochen haben. Prince Fielder (Brewers, 119), Howard (111) und Pujols (110). In der AL reichen Mark Teixeira (Yankees) momentan 101 RBIs zur Spitzenposition.

Verletzungen: Die New York Mets erleben ein Horror-Jahr. Der Grund? Eine unbeschreibliche Seuche. Superstar 1: David Wright. Verletzt. Den Ball an den Kopf bekommen. Superstar 2: Johan Santana. Verletzt. Ellenbogen kaputt. Superstar 3: Carlos Beltran. Verletzt. Knie nicht zu gebrauchen. Superstar 4: Carlos Delgado. Verletzt. Aua in der Hüfte. Superstar 5: Jose Reyes. Verletzt. Sehne gerissen. Noch Fragen?

Ergebnisse und Tabellen der MLB