MLB

Indien sucht den Super-Pitcher

Von Florian Regelmann
Dinesh Patel (links) und Rinku Singh bekommen ihre ersten Pirates-Trikots
© The Million Dollar Arm

Die Pittsburgh Pirates stecken seit 16 Jahren in der Krise. Zeit, um kreativ zu werden. Eine abgefahrene TV-Casting-Show soll für die Wende sorgen. Der Baseball-Inder kommt.

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Dass Pittsburgh eine der größten Sportstädte der USA ist, weiß man. Im Eishockey und im Football hat man auch in dieser Saison wieder gute Chancen auf eine Championship. Die Penguins und Steelers werden abgöttisch geliebt.

Aber da gibt es ja noch dieses dritte Team der Stadt: die Pirates, liebevoll auch Buccos genannt. Eine Baseball-Mannschaft, die seit 16 Jahren nur Schande über das erfolgsverwöhnte Pittsburgh bringt.

Mittlerweile gibt es Pirates-Fans, die fast erwachsen sind und noch nicht erlebt haben, dass ihr Team tatsächlich auch gewinnen kann. 1992 war das letzte Mal, dass Pittsburgh eine positive Bilanz aufweisen konnte.

Pirates denken global

Seitdem hagelt es Niederlagen. Wenn sie auch im nächsten Jahr wieder mindestens 82 der 162 Saisonspiele verlieren sollten, werden die Pirates den Rekord der Philadelphia Phillies für die meisten Losing-Seasons in Folge brechen. 17 Stück.

"Wir wollen ein Team aufbauen, das in jedem Jahr um die Meisterschaft mitspielen kann. Unser Ziel ist es, eine Scouting-Abteilung aufzubauen, die ein Vorbild für die ganze Liga ist. Wir streben in Pittsburgh nach Exzellenz, nicht nach Mittelmäßigkeit", erklärt Pirates-General-Manager Neal Huntington im Gespräch mit SPOX.

Exzellenz anstreben? Wie will man das tun, wenn man so am Boden ist und auch kein Geld hat, um sich einfach den Erfolg einzukaufen? Das Stichwort heißt Kreativität.

Wenn man in den USA keine großen Namen verpflichten kann und selbst die Gehaltsforderungen der Talente aus dem Draft teilweise den finanziellen Rahmen sprengen, muss man eben global denken. Und so richteten die Pirates ihren Blick nach Indien.

Casting-Show in Indien

Dort hatte eine amerikanische Sports-Management-Firma eine TV-Casting-Show für Baseball-Pitcher ins Leben gerufen. Der Name: The Million Dollar Arm. Auf deutsch: Indien sucht den Super-Pitcher.

Die Grundidee: In einem so bevölkerungsreichen Land wie Indien muss es doch möglich sein, Talente zu finden, die einen Baseball einigermaßen zügig geradeaus werfen können. Die können ja schließlich auch saugut Cricket spielen.

30.000 junge Inder meldeten sich zu den Castings in Delhi, Chennai, Kolkata oder Mombai. Es ging in die Recalls und schließlich standen die Sieger fest: Der 20-jährige Rechtshänder Dinesh Patel und der 19-jährige Linkshänder Rinku Singh.

Zwar warfen beide nicht schnell genug, um die Million einzusacken, aber beide erhielten eine Einladung in die USA.

Dort wurden sie intensiv vom renommierten Pitching-Coach Tom House trainiert. Anfang November schauten sich Scouts von allen MLB-Teams die beiden Inder in einem Tryout an. Die Pirates schlugen zu.

Profi-Verträge unterschrieben

Warum auch nicht? Sie werfen den Baseball an die 140 km/h schnell (zwischen 85-90 mp/h) und treffen mit ihren Pitches die Strikezone. Damit können sie jetzt schon mehr als viele aktuelle Pirates-Stars.

Patel und Singh, die bis zu diesem Jahr noch nie einen Baseball in der Hand gehalten hatten und selbst jetzt noch nicht wirklich alle Regeln kennen, wurden zu den ersten Indern, die einen Profi-Vertrag in Amerika unterschrieben.

Für die Pirates ist es kein Risiko. Zwischen 15.000 und 20.000 Dollar pro Mann soll es sie nur gekostet haben.

"Wir versuchen, in unseren internationalen Bemühungen kreativ zu sein. Wir haben die Tür zu einem neuen Markt geöffnet. Wir sind die Ersten in Indien. Wer weiß? Vielleicht stellt es sich in 25 Jahren als große Pionierarbeit heraus", so Huntington.

1,129,866,154 neue Fans

Vor einigen Monaten hatten sich die Pirates bereits die Dienste des südafrikanischen Shortstops Mpho Gift Ngoepe gesichert. Erst Afrika, jetzt also Indien.

Nicht nur, dass Patel und Singh in einigen Jahren eventuell sportlich die Pirates verstärken könnten, ist eine reizvolle Aussicht.

Klappt das Experiment, haben die Pirates mit einem Schlag 1,129,866,154 neue Fans. Das ist nämlich die geschätzte Bevölkerung in Indien.

Pittsburgh wäre eine ähnlich große Nummer in Indien, wie es die New York Yankees in Japan sind.

Sich bei Problemen in bestimmten Bereichen Hilfe aus Indien zu besorgen, ist ja im Übrigen auch nichts Neues. Deutschland holte Computer-Inder ins Land, Pittsburgh versucht es nun eben mit dem Baseball-Inder...

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