Felix Neureuther vermisst Olympia: "Es tut weh, wenn man zuschauen muss"

SID
Felix Neureuther kann aufgrund einer Knieverletzung nicht bei Olympia starten.
© getty

Der Olympia-Slalom am Donnerstag hätte die Krönung der Karriere von Felix Neureuther werden können. Stattdessen muss er zuschauen - ein Rolle, die schmerzt.

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An die Momente, in denen er ein bisschen übermütig wurde, in denen all seine Hoffnungen auf die Krönung einer großartigen Karriere zerstoben, kann sich Felix Neureuther noch gut erinnern. Sie hatten ihm gesagt, er solle diesen Trainingslauf nicht mehr machen, gut sein lassen für heute. Doch Neureuther, bester Dinge, weil gut in Form, fuhr trotzdem, wollte zu viel und mit Gewalt einen Schwung durchziehen, und dann: "Ist mein Knie explodiert."

Und nun? Sitzt er daheim, in Garmisch-Partenkirchen, in München, während sie am Mittwoch die Startnummern vergaben für den Slalom in Pyeongchang.

Einen, jenen Slalom, in dem er Marcel Hirscher das Gold hätte streitig machen wollen - und es gibt viele, die sagen: auch können. Neureuther war vor diesem Winter, zu Beginn dieses Winters mit dem Sieg im Slalom von Levi und zum Zeitpunkt des Kreuzbandrisses an jenem 25. November in der Form seines Lebens.

"Ich habe mich damit abgefunden, nicht dabei zu sein", hat er Ende Januar gesagt, als er im Postpalast in München saß, um ihn herum lauter deutsche Athleten, die ihre Ausrüstung für Pyeongchang einsammelten.

Neureuther: "Ich schau mir alles an, auch Curling"

Kurzzeitig hatte Neureuther überlegt, trotz des kaputten Knies nach Südkorea zu fliegen, er ließ es bleiben, betonte allerdings: Wäre München der Gastgeber gewesen, "hätten sie mir schon beide Hax'n abschneiden müssen, damit ich nicht mitfahre".

So aber saß Neureuther in der vergangenen Woche auch mal in einem Fernsehstudio in Unterföhring bei München, als Gast der Show "zwanzig18" bei Eurosport, aber auch dort konnte er nur erzählen, wie es denn ist, Olympische Spiele, seine ersten als Zuschauer seit 2002, von zuhause miterleben zu müssen. "Ich bin totaler Olympia-Fan und schau mir alles an, egal was, auch Curling. Ich bin komplett dabei", sagte er. Da war hörbar, dass er leidet.

Neureuther hat sich in den vergangenen Wochen mehrfach äußerst dezidiert und kritisch über die Olympischen Spiele geäußert, über das Internationale Olympische Komitee, über den Verlust der olympischen Werte.

Neureuther: "Olympia wird an die Wand gefahren"

"Olympia wird an die Wand gefahren", schimpfte er im Postpalast. Er wirkt persönlich beleidigt, wenn er so etwas sagt, denn für ihn, für Mutter "Gold-Rosi", Vater Christian und Ehefrau Miriam ist Olympia ja in Wahrheit das Allergrößte.

Und deswegen: Ja, sagt Neureuther, "es tut weh, wenn man zuschauen muss". So gesehen kommt es Masochismus gleich, was er sich in der Nacht zum Donnerstag deutscher Zeit (ab 2.00 Uhr) antun wollte: Aus München zugeschaltet werden nach Pyeongchang, um den Slalom mitzukommentieren mit den Eurosport-Reportern vor Ort. Goldfavorit Hirscher hat ihm per Videobotschaft vorher ausgerichtet: "Erzähl' nicht zu viel Blödsinn." Kleiner Scherz am Rande.

Die Wahrheit ist ja: Hirscher vermisst Neureuther, alle vermissen Neureuther, die Deutschen vermissen ihn eh, und Neureuther, klar, vermisst Olympia, auch wenn es nun in Pyeongchang stattfindet - und es nicht in seinen Kopf will, dass danach Peking dran ist. Olympia ist Olympia. Deshalb ist es nur schwer vorstellbar, dass Neureuther in vier Jahren wieder nur daheim sitzt und zuschaut. Auch wenn er dann schon 37 Jahre alt ist.

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