Kombinierer feiern ihr Silber

SID
So war die Reihenfolge auch beim Zieleinlauf: Norwegen vor Deutschland vor Österreich
© getty

Zum ersten Gold im Team-Wettbewerb seit 26 Jahren fehlten den deutschen Kombinierern 0,3 Sekunden. Die Freude über Silber war bei Eric Frenzel und Co. dennoch groß.

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Als nach der Ewigkeit von 26 Jahren nur die Winzigkeit von 0,3 Sekunden zum erlösenden Gold fehlte, reagierten die deutschen Kombinierer ganz anders als erwartet. Statt Trübsal über den so knapp verpassten Olympiasieg zu blasen, feierten sie Silber ausgelassen. "Es war verdammt eng. Aber ich freue mich tierisch", sagte Schlussläufer Fabian Rießle, Topstar Eric Frenzel verkündete: "Wir können stolz auf uns sein. Diese Medaille ist sehr viel wert."

Einzig Bundestrainer Hermann Weinbuch stand die Enttäuschung nach der verlorenen Sprint-Entscheidung gegen den großen Rivalen Norwegen kurz ins Gesicht geschrieben. "Eigentlich wollten wir Gold", sagte Weinbuch, ließ sich dann aber vor der Party-Stimmung seiner Jungs anstecken: "Wir waren hier in Sotschi ganz dick im Geschäft und fahren erhobenen Hauptes nach Hause."

Eine Sache von 70 Zentimetern

Seit dem Olympiasieg von Calgary 1988 warten die deutschen Kombinierer auf Team-Gold bei einem Großereignis, nun fehlten vier Sprüngen von der Großschanze und 4x5 km in der Loipe umgerechnet läppische 70 Zentimeter. "Und wenn schon", sagte sogar der "ewige Zweite" Björn Kircheisen: "Für mich ist mein neuntes Silber das mit Abstand schönste meiner Karriere." Und so setzte das durch Johannes Rydzek komplettierte Quartett zum Freudensprung aufs Podium an.

Als sich Weinbuch eine gute Stunde nach dem Rennen gesammelt hatte, zeigte er ein zufriedenes Lächeln und zog eine positive Bilanz der drei Wettbewerbe im Kaukasus. "Wir wollten zwei Medaillen, eine davon in Gold. Das haben wir geschafft. Alles ist gut", sagte Weinbuch. Nach Gold und Bronze durch Frenzel und Rießle sowie dem Team-Silber waren die Deutschen knapp hinter Norwegen (2-1-1) die Nummer zwei in Sotschi. "Es wäre vielleicht noch etwas mehr drin gewesen", sagte Weinbuch, "das ist der einzige Wermutstropfen."

Weinbuch kündigt Abschied an

Mehr als ein Wermutstropfen für das deutsche Kombi-Team ist indes, dass der überaus beliebte und erfolgreiche Bundestrainer nach dem Rennen seinen mittelfristigen Abschied ankündigte: "Ich glaube nicht, dass ich bei Olympia 2018 noch dabei bin", sagte der 53-Jährige, der 1996 das Amt des Bundestrainers übernommen hatte und am Donnerstag die 33. Medaille seiner Schützlinge bei großen Meisterschaften feierte.

Als Athlet hatte Weinbuch das deutsche Team 1987 zum bislang letzten WM-Mannschafts-Gold geführt. Ein Jahr später wurden Hans-Peter Pohl, Thomas Müller und Hubert Schwarz Olympiasieger im Team-Wettbewerb, danach begann die nun schon mehr als ein Vierteljahrhundert und 21 Wettbewerbe dauernde Durststrecke.

Rießle im Zielsprint gegen Graabak

Rießle hätte diese beenden können. Als Schlussläufer erreichte er die Ziellinie an der Seite des Norwegers Jörgen Graabak, der sich zwei Tage zuvor Gold von der Großschanze gesichert hatte. Graabak machte sich breit, Rießles letzte Attacke ging ins Leere. Bronze ging an Österreich, das 2006 und 2010 Gold geholt hatte. "Fabi hätte vielleicht mehr Ellbogen einsetzen müssen, letztlich hat sich die Cleverness der Norweger durchgesetzt", sagte Weinbuch.

Frenzel verpasste nach seinem krankheitsbedingten zehnten Platz von der Großschanze die Chance, als erster deutscher Kombinierer zwei Olympiasiege in einem Jahr zu feiern. Kircheisen, holte nach 2002 und 2006 (Silber) sowie sowie 2010 (Bronze) seine vierte olympische Team-Medaille - vor ihm war dies keinem Kombinierer gelungen. Der erste große Sieg blieb dem achtmaligen Vizeweltmeister aber erneut verwehrt.

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