"Mission Gold steht nichts im Wege"

Robin Szolkowy und Aljona Savchenko gelten in Sotschi als große deutsche Medaillenhoffnungen
© getty

Die Eiskunstlauf-EM in Budapest sollte als Olympia-Test dienen, doch zur Halbzeit mussten die vierfachen Paarlauf-Weltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy den Wettkampf abbrechen. Trotzdem gibt sich Szolkowy im Interview für Sotschi optimistisch - und kündigt das Karriereende an.

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SPOX: Nach dem vorzeitigen EM-Aus in Budapest muss die erste Frage natürlich lauten: Wie geht es Aljona nach der Grippe und Ihnen gesundheitlich? Läuft das Training wieder?

Robin Szolkowy: Ja, alles läuft nach Plan. Aljona geht es wieder besser, es war die richtige Entscheidung, einen Gang zurückzuschalten und eine kurze Pause einzulegen. Und mir geht es auch gut.

SPOX: Sie haben durch die Zwangspause nicht nur den Olympiatest auslassen müssen, sondern auch wertvolle Trainingstage verloren. Kann das ein Problem für Sotschi werden?

Szolkowy: Nein, das ist kein Problem. Wir sind immer noch voll im Fahrplan, auch wenn wir bei der EM nun keine Kür gelaufen sind.

SPOX: Im EM-Kurzprogramm ging ausgerechnet der Wurfflip daneben, dabei sollte er doch das Risikoelement Wurfaxel ersetzen. Was war passiert?

Szolkowy: Da gab es eine kleine technische Unstimmigkeit. Wir waren beide selbst sehr verwundert über diesen Fehler, den wir da gemacht haben. Normalerweise beherrschen wir dieses Element im Schlaf. Deshalb bereitet uns das kein Kopfzerbrechen.

SPOX: Ihre großen Rivalen um Olympia-Gold, die Russen Tatiana Volosozhar und Maxim Trankov, hatten nach ihrem fehlerfreiem Kurzprogramm zur Halbzeit der EM schon gut sieben Punkte Vorsprung. Das wäre in Sotschi doch fatal.

Szolkowy: Das würde ich nicht so drastisch sehen. Wie man ja gesehen hat, haben die Russen in der Kür Probleme gehabt und haben alles andere als souverän ihr Ding durchgezogen. Es ist immer alles möglich. Und aufgeben sollte man sowieso nie. Darüber oder über eine ähnliche "Was wäre wenn?"-Situation machen wir uns jetzt keine Gedanken.

SPOX: Sie traten zur Kür nicht mehr an, die Russen waren eigentlich durch - und zeigten mit drei schweren Patzern dennoch erstaunlich Nerven, vor allem Trankov wackelte bei seinen zwei Einzelsprüngen. Macht Ihnen das Mut für Olympia? Schließlich dürfte der Druck auf die Lokalmatadoren in Sotschi noch viel größer sein...

Szolkowy: Jeder kann jederzeit Fehler machen. Dass Trankov nun Nerven gezeigt hat, macht uns aber nicht mehr Mut oder Hoffnung. Wir wissen, was wir können. Wir dürfen und wollen uns nicht auf andere und deren Fehler verlassen. Die Goldmedaille ist möglich, Druck hin oder her. Wobei wir sicherlich befreiter laufen können.

SPOX: Die Russen erwischten im Herbst einen überragenden Saisonstart, stellten gleich zwei Punkte-Weltrekorde auf. Mit welchen Erwartungen gingen Sie in das nunmehr einzige direkte Duell beim Grand-Prix-Finale in Fukuoka?

Szolkowy: Wir sind mit dem Ziel nach Fukuoka geflogen, uns nach den Grand Prix in Peking und Moskau noch einmal zu verbessern. Es ging um eine Steigerung und auf keinen Fall darum, die Russen auf Biegen und Brechen zu schlagen. Für uns zählt nur Gold in Sotschi. In Fukuoka wollten wir der Konkurrenz zeigen, dass wir noch da sind, und so Druck auf Volosozhar/Trankov aufbauen.

SPOX: Sie schlugen die Weltrekordler schließlich dank der besseren Kür - sogar ohne den Wurfaxel zu riskieren. Der perfekte Druckaufbau Richtung Olympia?

Szolkowy: Im Hinblick auf Sotschi ist das super gelaufen. Wir haben gesehen, dass wir auf den Punkt unsere Leistung abrufen können. Die Russen haben gesehen, dass wir noch da sind. Und alle anderen haben gesehen, dass auch die Russen mal Fehler machen.

SPOX: Direkt nach dem Rückflug aus Fukuoka liefen Sie in Berlin zu Ihrem achten DM-Titel und stellten damit einen neuen Rekord auf. Liefen Sie in Berlin sehr auf Reserve?

Szolkowy: Reserve wäre ein bisschen übertrieben, aber die Grand-Prix-Serie steckte natürlich noch in den Knochen. Nach dem Wettkampf in Moskau waren wir zwar mal eine Woche zuhause, aber dann kam der Trip nach Japan. Wir sind erst fünf Tage vor der Deutschen Meisterschaft aus Fukuoka zurückgekommen, hatten nur den Dienstag zum Verschnaufen und standen ab Mittwoch wieder in Chemnitz auf dem Eis. Da spürt man den Jetlag. Der Kopf sagt zwar schnell wieder: Okay, weiter geht's. Aber der Körper meldet sich schon zwischendurch, weil er noch Zeit braucht. Aber dafür ist es in Berlin wirklich hervorragend gelaufen.

SPOX: Das klingt ganz zufrieden. Obwohl Aljona nicht ganz zu Unrecht anmerkte, perfekt war es nicht...

Szolkowy: Stimmt!

SPOX: Aber das war für den Titel ja auch nicht notwendig. Springt man in dieser Situation vielleicht nur so hoch, wie man muss?

Szolkowy: Der Plan ist das natürlich nie, aber es kann schon sein, dass man unbewusst mit den Kräften haushaltet.

Seite 2: Szolkowy über Schuldzuweisungen und das Karriereende

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