Fahnenträger: Henkel oder Höfl-Riesch?

SID
Gut gelaunt vor dem Abflug: Andrea Henkel könnte die deutsche Fahne tragen
© getty

Während die Vorfreude im Team steigt, steht die erste Entscheidung an. Am Donnerstag wird der deutsche Fahnenträger gekürt. Andrea Henkel und Maria Höfl-Riesch gelten als Favoriten.

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Claudia Pechstein ist wohl aus dem Rennen, Favoritin Andrea Henkel zaudert überraschend: Zwei Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Sotschi sind die Spekulationen um den deutschen Fahnenträger so richtig in Schwung gekommen. Während Chef de Mission Michael Vesper bei seiner ersten Pressekonferenz im deutschen Haus in Sachen Pechstein einen deutlichen Wink gab, bleibt Henkel zurückhaltend: Sie sieht den ehrenvollen Job auch als Belastung.

"Ich bin hier oben natürlich weit weg. Von daher muss ich mir überlegen, ob das förderlich ist, wenn ich mir die ganze Nacht um die Ohren schlage", sagte die Doppel-Olympiasiegerin am Mittwoch nach dem ersten Training der Skijägerinnen in der Bergregion Krasnaja Poljana, gut 40 Kilometer Luftlinie von Sotschi entfernt. Die Eröffnungsfeier beginnt am Freitag erst um 20.14 Uhr Ortszeit, Henkel müsste zunächst aus den Bergen nach Sotschi und nach der Eröffnungsfeier mitten in der Nacht wieder zurück.

"eine besondere Ehre"

Die 36-Jährige, die in Russland ihre vierten und letzten Olympischen Spiele bestreitet, freute sich bei Traumwetter nach der ersten Einheit auf den Olympiastrecken allerdings auch darüber, "dass ich im engeren Kreis der Kandidaten bin".

Das sei für die achtmalige Weltmeisterin aus Großbreitenbach "eine besondere Ehre". Dies wäre es auch für Pechstein, doch die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin scheint endgültig aus dem Rennen.

Geplant war die Entscheidungsfindung allerdings erst ab Mittwochabend, wie DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei seiner Ankunft in Sotschi am Mittwochnachmittag betonte. "Ich gehe unvoreingenommen in die Diskussion", sagte er dem "SID" nach der Landung am Flughafen.

Fahnenträger hat Vorbildfunktion

Vesper ließ allerdings vor der Bekanntgabe der Entscheidung am Donnerstag um 15.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) tief blicken. Ob gewollt oder nicht. "Ein Fahnenträger muss nicht nur erfolgreich sein, sondern er soll auch ein Vorbild für junge Menschen sein und den olympischen Geist in sich tragen. Die Mannschaft muss sich gerne hinter ihm versammeln", sagte der DOSB-Generaldirektor.

Zwar trägt Pechstein, die in Sotschi ihre sechsten Spiele bestreitet, wohl wie keine zweite den "olympischen Geist" in sich, aber ob sich das komplette Team "gerne" hinter ihr versammelt, ist fraglich. Und Vesper betonte: Der Fahnenträger repräsentiere die ganze Mannschaft und "damit auch Deutschland insgesamt".

Pechsteins Vergangenheit

Pechstein, die 2009 nur aufgrund eines indirekten Dopingnachweises für zwei Jahre gesperrt worden war, polarisiert noch immer. Daran hat auch ihr bemerkenswerter und unter dem Strich schon ziemlich erfolgreicher Kampf um die Wiederherstellung ihres guten Rufes nichts geändert.

Die Entscheidung, wer das deutsche Team am Freitag ins Olympiastadion Fischt führen darf, obliegt allein dem DOSB-Präsidium um Verbandschef Alfons Hörmann. Als heißeste Kandidatin galt bis zu ihren Aussagen am Mittwoch Henkel, nun scheint Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch (beide zwei Olympiasiege) die besten Karten zu haben.

Zum offiziellen Startschuss der 22. Winterspiele werden 40 Staats- und Regierungschefs in Sotschi und weltweit rund drei Milliarden Fernsehzuschauer erwartet.

Vorgänger - Nowitzik, Lange und Keller

Vesper erinnerte in der kuscheligen Berghütte in Krasnaja Poljana an die vergangenen drei deutschen Fahnenträger Natascha Keller (2012 in London), André Lange (2010 in Vancouver) und Dirk Nowitzki (2008 in Peking). "In der Vergangenheit ist es uns immer gelungen, uns für Fahnenträger zu entscheiden, die diesem Anspruch voll und ganz gerecht geworden sind", sagte Vesper: "Alle drei sind auch immer von der gesamten Mannschaft akzeptiert worden."

Genau dieses Kriterium darf bei Pechstein bezweifelt werden. Die 41-jährige Eisschnelläuferin und erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin hat im 153-köpfigen Olympia-Team nicht bloß wegen ihrer zweijährigen Dopingsperre einige Kritiker. Mit Eisschnelllauf-Kollegin Stephanie Beckert liegt sie im Dauerclinch. Mit Hörmanns Amtsvorgänger Thomas Bach, mittlerweile erster deutscher Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), war Pechstein mehrfach aneinandergeraten.

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