Tischtennis-Herren holen Silber

SID
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© Getty

Peking - Als Chinas Tischtennis-Helden ihren Trainer Liu Guoliang in den Arm nahmen und ihm ihre Goldmedaillen als besonderes Geschenk zum 2. Hochzeitstag um den Hals hängten, konnte Timo Boll nur freundlich lächeln.

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"Das ist eine Super-Mannschaft. Wir hatten gehofft, dass sie Nerven zeigen. Aber sie waren mental sehr stark", kommentierte der Weltranglisten-Sechste die klare 0:3-Niederlage in einem einseitigen Traumfinale, das für die Europameister fast zu einem Alptraum wurde.

"Egal, was wir machten, die Chinesen hatten immer eine bessere Antwort", erkannte Christian Süß die totale Überlegenheit der frenetisch gefeierten Zelluloidball-Artisten aus dem Reich der Mitte an.

Im Hexenkessel des University Gymnasium gewann die als krasser Außenseiter gestartete Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) nur zwei Sätze durch Boll im Einzel und durch das Doppel Boll/Süß. Die magere Ausbeute reichte nicht, um die bereits sichere Silbermedaille noch zu veredeln.

Boll: "Ich kann mich noch einen Tick steigern"

"Dieses Silber ist der größte Erfolg meiner Karriere", erklärte Boll. In der besten Partie erlitt der Europameister mit 1:3 gegen den Weltranglisten-Zweiten Ma Lin seine erste Turnierniederlage. Sie war auch ein Fingerzeig für das Einzelturnier, wo sich beide Profis im Viertelfinale erneut gegebüber stehen können.

Trotz der eindrucksvollen Demonstration chinesischer Tischtenniskunst sieht auch der 27-jährige Linkshänder für sich gute Chancen: "Die Chinesen haben gezeigt, dass sie in sehr guter Form sind. Ich bin auch in guter Form, traue mir einiges zu und kann mich noch einen Tick steigern."

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"Die Chinesen waren im Finale noch eine Klasse besser als in den Partien zuvor. Silber ist für uns das Maximum", sagte Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. Vor allem der Weltranglisten-Erste Wang Hao zeigte gleich im ersten Einzel, wer in der Höhle des Drachen das Sagen hat.

Er fegte den 19-jährigen Youngster Dimitri Ovtcharov mit 11:4, 11:8, 11:7 förmlich vom Tisch. "Das war für mich sehr aufregend", sagte Olympia-Debütant Ovtcharov.

Mit ohrenbetäubendem Lärm, rhythmischem Klatschen und unermüdlichen Rufen "jia you" (Gib Gas) peitschten die Chinesen ihr Trio immer wieder nach vorn. Die deutschen Schlachtenbummler waren kaum zu hören.

"Wir haben keine Chance erhalten"

"Wir haben nur neun Karten erhalten", berichtete DTTB-Präsident Thomas Weickert. Auch das Daumendrücken des in den deutschen Farben geschminkten Ex-Sporthilfe-Chefs Hans Wilhelm Gäb half nichts. "Wir haben keine Chancen ausgelassen, sondern keine erhalten", resümierte Schimmelpfennig.

Die Freude der Chinesen war riesengroß und verständlich. "Wir müssen alle Goldmedaillen holen", sagte Liu Guolinag. Der Olympiasieger von 1996 hatte seine Mannschaft intensiv vorbereitet.

Beim Trainingslager in der Küstenstadt Xiamen hatte er das Endspiel gegen Deutschland mit einheimischen Akteuren schon vor Wochen simuliert. Den Part von Boll übernahm dabei der Weltranglisten-18. Hao Shuai. Das Testspiel endete 3:0 für China.

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