"Gold oder nichts, so einfach ist das"

Von Für SPOX in London: Alexander Mey
Sorgt für frischen Wind von der Bank des Dream Teams: James Harden von OKC
© Getty

Sein Bart hat ihn berühmt gemacht, sein Talent zum Teil des Dream Teams. NBA-Star James Harden über Lehrstunden bei den Größten, ein unvergessliches Jahr, Beachvolleyball und eine Rasur.

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SPOX: James, Sie trainieren etwas außerhalb im Osten von London und es ist nicht ganz einfach, Sie hier zu finden, weil Sie so abgeschottet sind. Können Sie sich überhaupt in London frei bewegen?

James Harden: Im Gegensatz zu Jungs wie LeBron, Kobe oder Kevin Durant geht es bei mir noch. Ich habe zwar auch einige Fans hier, aber ich kann trotzdem noch ein bisschen herum laufen. Ich freue mich sehr, zum ersten Mal in London zu sein. Das ist eine sehr schöne Stadt.

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SPOX: Sie waren zum Beispiel beim Beachvolleyball und haben beim Aufwärmen gemeinsam mit Kevin Durant und Carmelo Anthony gegen das US-Weltklasse-Duo May-Treanor/Walsh gespielt.

Harden: (lacht) Das war echt ein großer Spaß. Die beiden haben es richtig drauf. Sie sind eines der besten Duos aller Zeiten. Kevin, Melo und ich haben die Zeit sehr genossen.

SPOX: Konnten Sie den Frauen denn Paroli bieten?

Harden: Ach, ich spiele nur ab und zu Beachvolleyball und natürlich nicht annährend so gut wie die beiden.

SPOX: Aber springen sollten Sie doch können?

Harden: (lacht) Vorsicht! Das ist ganz etwas anderes. Auf Sand abzuspringen oder hier auf dem Hallenboden, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Die Springerei durch den Sand war ganz schön anstrengend.

SPOX: Fühlen Sie sich hier wie an einem überdimensionalen All-Star-Wochenende?

Harden: Das Talent des Teams hat natürlich All-Star-Format, immerhin haben wir hier die besten Spieler der Welt. Aber das kann man trotzdem nicht vergleichen. Wir sind nicht zum Spaß hier, wir kämpfen für etwas. Und zwar für die Goldmedaille. Alles andere wäre eine Katastrophe. Gold oder nichts, so einfach ist das.

SPOX: Merkt man das auch an der Stimmung im Team?

Harden: Wir stehen alle unter Strom und sind hoch motiviert, alles zu tun, um diese Goldmedaille zu holen. Und wir haben sehr viel Spaß miteinander. Ich kannte die Jungs zwar schon vorher aus der NBA, aber hier lerne ich sie richtig kennen, hänge mit ihnen ab und verstehe, wie sie ticken. Ich erkenne, wie sie wirklich sind. Diese letzten Monate werde ich auf jeden Fall mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen.

SPOX: Was schauen Sie sich als junger Spieler von den Routiniers ab?

Harden: Ich bin hier die ganze Zeit über am lernen. Ich beobachte jeden einzelnen Spieler und versuche für mein Spiel einige Dinge zu übernehmen. Ich bin nicht nur hier, um Olympiasieger zu werden, sondern auch, um mich persönlich weiterzuentwickeln.

SPOX: Wer sind die größten Konkurrenten im Kampf um die Goldmedaille?

Harden: Argentinien ist stark mit Ginobili, Scola und Delfino. Deren Gesichter kennen wir ja aus der NBA bestens. Aber sie sind nicht die einzigen, die uns einen harten Kampf liefern können. Da ist auch noch Spanien.

SPOX: Wie schwierig ist es, sich an die FIBA-Regeln anzupassen, wenn man sonst nur in der NBA spielt?

Harden: Es gibt da schon einige Unterschiede, was Schrittfehler oder andere Kleinigkeiten angeht. Aber ich denke, wir haben uns ganz gut darauf eingestellt. Das ist kein Problem.

SPOX: Sie waren in der vergangenen NBA-Saison bester sechster Mann. Was müssen Sie verbessern, um in Zukunft Starter zu sein?

Harden: Alles, mein komplettes Spiel. Das fängt bei den Würfen an, geht über die Defense bis hin zur Psyche. Ich denke, dieses olympische Turnier stärkt vor allem mein Selbstvertrauen. Und das ist das Wichtigste, was du in der NBA haben musst.

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SPOX: Hätten Sie Anfang des Jahres geahnt, jetzt ein Teil dieses Dream Teams zu sein?

Harden: Nein. Das Jahr war unglaublich. Erst die Finals mit Oklahoma City in der NBA, dann habe ich es ins Olympia-Team geschafft und kann hier um Gold kämpfen. Da ist ein Traum wahr geworden. Hätten wir auch noch den NBA-Titel gewonnen, wäre es perfekt gewesen.

SPOX: Warum haben Sie die Finals gegen die Miami Heat verloren?

Harden: Wir waren zu unerfahren. Das war unserer größter Nachteil, denke ich. Die Heat wussten schon aus dem Jahr zuvor, was sie in den Finals erwartet. Wir haben Lehrgeld gezahlt, werden diese Erfahrung aber sicher in Zukunft nutzen können. Hoffentlich sind wir in der kommenden Saison reif für den Titel.

SPOX: Kevin Durant ist der große Star in OKC. Was ist er für ein Typ, menschlich und als Spieler?

Harden: Er ist ein toller Kerl. Wir spielen nun schon seit vier Jahren zusammen und haben ein sehr enges Verhältnis. Er ist extrem talentiert und ein harter Arbeiter. Diese Kombination macht ihn so stark. Ich bin froh, dass wir mit ihm, mir und Russell Westbrook hier einen kleinen Kern an Spielern aus OKC haben.

SPOX: Zum Schluss darf natürlich die Frage nach Ihrem Bart nicht fehlen. Der ist mittlerweile auf Twitter und Facebook so berühmt, dass sich die Frage stellt: Werden Sie ihn jemals wieder abrasieren?

Harden: Meine Mutter hätte das gerne, aber ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, wie ich ohne aussehe. Außerdem ist er mittlerweile DER Bart, jeder kennt mich so.

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