Bach verteidigt System der Zielvereinbarung

SID
Chef de mission Michael Vesper erklärte die Ansprüche des DOSB
© Getty

Die Spitzenfunktionäre des deutschen Sports haben das System der Zielvereinbarungen vehement verteidigt. Die Planungen für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio sollen zügig bis zum Januar 2013 fertiggestellt werden. DOSB-Präsident Thomas Bach, Generaldirektor Michael Vesper und Leistungssportdirektor Bernhard Schwank waren einen Tag nach der gerichtlich erzwungenen Veröffentlichung des Medaillenziels von 86 Plaketten für London bemüht, die aus ihrer Sicht entstandenen Irritationen zu beseitigen.

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Zweifel an einer gerechten Vergabe der Millionen aufgrund solcher "Planspiele" konnten sie nicht beseitigen, auch der Vorwurf schwammiger Kriterien bleibt. Gerade beim Einsatz von Steuergeldern ist aber oberste Transparenz und Sorgfalt notwendig.

"Wir müssen uns allerdings eingestehen, dass wir uns vielleicht im Namen vergriffen haben", sagte Bach am Samstag bei einer Pressekonferenz im Deutschen Haus in London. "Wir müssen sie vielmehr Fördervereinbarung nennen", fügte Bach hinzu, um zu verdeutlichen, dass es darum gehe, "abstrakte Potenziale zu identifizieren und allen Athleten die Möglichkeit zu geben, eine Medaille gewinnen zu können."

"Wird nicht bestraft oder belohnt"

Die Zielvereinbarung, die das Bundesinnenministerium (BMI) am Freitag veröffentlichen musste, beinhaltet beispielsweise für London 28 Olympiasiege. "Es geht hierbei nicht um Vorgaben, sondern darum, gemeinsam Potenziale zu entwickeln, um die Leistung überprüfbar und transparent zu machen", sekundierte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper seinem Präsidenten. Die Zustimmung der Verbände zeige ihm, dass diese Fördervereinbarung das richtige Instrument sei, um den Prozess zu steuern: "Und das werden wir auch in Zukunft weiter tun."

Und nach Auffassung von Schwank wird "nicht bestraft oder belohnt". Man schaue sich vielmehr gemeinsam mit den Verbänden an, was für Maßnahmen notwendig für das Erreichen der Vorstellungen seien. Er betonte zudem, dass es jedes Jahr "Meilenstein-Gespräche" zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Verbänden geben würde, bei denen kontrolliert wird, ob der eingeschlagene Weg richtig ist: "Oder ob nachgesteuert werden muss."

Eine Nachsteuerung habe man laut Schwank auch auf dem Weg nach London vorgenommen. Beispielsweise seien Projekte nach der verfehlten Qualifikation von Mannschaften beendet worden. "Dieses Geld ist dann wieder in den großen Topf gewandert." Zumindest das ist eine logische Folge für den Misserfolg. Ansonsten gibt es offenbar keine direkte Konsequenz, wenn eine vereinbartes Ziel nicht erreicht wird - es gibt angeblich nur Gespräche. Das wirft die Frage auf: Warum trifft man Vereinbarungen, wenn deren Nichteinhaltung keine Folgen hat?

Konzerne sollen Sportfördergruppen gründen

Ganz so kritiklos, wie vom Spitzen-Trio dargestellt, sehen die Verbände die Vorgehensweise aber nicht. Der Chef des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ging als erster Präsident in die Offensive.

Thomas Weikert forderte in einer Pressemitteilung "eine grundlegende Diskussion über die Förderung des deutschen Sports". Er halte eine solche Debatte für "notwendig".

Die Umstellung des Fördersystems vor vier Jahren auf das jetzige Modell, so betonte Vesper, sei von der Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen worden. Der Funktionär appellierte zudem auch an die Privatwirtschaft. Staatliche Fördergelder würden nicht mehr ausreichen, sagte Vesper in einem Interview des Nachrichtenmagazins Focus (Montagausgabe). Vesper: "Ein Dax-Unternehmen kann doch leicht eine eigene Sportfördergruppe unterhalten und die Sportler parallel ausbilden."

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