Dopingvorwürfe: Verbände beteuern Unschuld

SID
Die NADA ermittelt gegen den Olympia-Stützpunkt in Saarbrücken
© Getty

Erst Erfurt, jetzt Saarbrücken: Knapp fünf Wochen vor dem Beginn der Sommerspielen in London muss sich erneut ein deutscher Olympiastützpunkt mit Dopingvorwürfen auseinandersetzen. Nach dem Bekanntwerden der Anschuldigungen gegen einen inzwischen freigestellten Professor gab es beim OSP Rheinland-Pfalz/Saarland am Montag eine Krisensitzung.

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Auch die Task-Force der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA beschäftigt sich seit knapp zwei Wochen mit dem Fall, in dem Verbände wie Athleten ihre Unschuld beteuern.

"Wir haben mit dem Professor einmal für alle eine Infoveranstaltung gemacht und ein paar Athleten haben seine Beratung in Ernährungsfragen gesucht. Aber keiner unserer Sportler hat Präparate von ihm genommen", sagte Martin Kranitz.

Der Sportdirektor des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) befürchtet einen Imageschaden für den OSP durch die noch nicht näher bekannten Vorwürfe gegen die Honorarkraft: "Das ist ärgerlich für den Stützpunkt, aber ich bin sehr entspannt, weil wir nichts zu verbergen haben."

Badmintonspieler Michael Fuchs, EM-Dritter von 2010, bestätigte dem "Saarländischen Rundfunk" den Kontakt zu dem beschuldigten Professor im Zuge einer Ernährungsumstellung, beteuerte aber, keine illegalen Substanzen eingenommen zu haben. Am Dienstag will sich der Profi vom Bundesligisten 1. BC Bischmisheim auf einer Pressekonferenz am OSP Saarbrücken auch den Fragen der Journalisten stellen.

Die Deutsche Tritahlon-Union (DTU), für die unter anderem Olympiasieger Jan Frodeno am betroffenen OSP trainiert, bestritt jeden Kontakt mit dem Beschuldigten. "Diese Honorarkraft hat mit der DTU nicht zusammengearbeitet, dementsprechend auch keiner unserer Athleten", sagte Pressesprecher Oliver Kubanek.

Stellungnahme soll am Dienstag folgen

Auf dapd-Anfrage teilte eine OSP-Sprecherin mit, dass eine öffentliche Stellungnahme zu den Vorwürfen und den Ergebnissen der Krisensitzung auch auf der Pressekonferenz am Dienstag folgen soll. Bisher ist nur bekannt, dass die Zusammenarbeit mit dem beschuldigten Professor bereits nach internem Bekanntwerden der Vorwürfe Anfang Juni beendet wurde.

In Saarbrücken, einem der 19 deutschen Olympiastützpunkte, trainieren unter anderem Top-Athleten in den Sportarten Badminton, Leichtathletik, Rudern, Triathlon und Trampolinturnen. Ob potenzielle Olympiastarter von den Anschuldigungen betroffen sind, ist noch nicht bekannt.

Seit Monaten sorgt die Affäre um die umstrittene UV Bestrahlung von Blut in Erfurt für Unruhe. Am Wochenende war nach Recherchen des Radiosenders "B5 aktuell" nun bekannt geworden, dass die Doping-Schwerpunktstaatsanwaltschaft in München gegen einen Professor des OSP Saarbrücken ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz eingeleitet hat.

Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte der Nachrichtenagentur dapd Ermittlungen über Abnehmer eines bereits zu vier Jahren Haft verurteilten Doping-Dealers. Ob der Fall aus dem Saarland allerdings überhaupt in München weiter behandelt wird, ist noch nicht klar.

NADA, DOSB und OSP arbeiten Hand in Hand

Die Task-Force der NADA beschäftigt sich seit rund zwei Wochen mit dem Fall. "Wir stehen im Kontakt zur Staatsanwaltschaft München, dem DOSB und dem Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Der Informationsfluss ist da", sagte Pressesprecher Berthold Mertes. Vor einer weiteren öffentlichen Stellungnahme soll allerdings schnellstmöglich Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft München erfolgen.

Unterdessen hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das rigorose Vorgehen des OSP gegen den beschuldigten Mediziner begrüßt. "Wir begrüßen den konsequenten Schritt des OSP, die Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiter umgehend zu beenden und die NADA einzuschalten", sagte Pressesprecher Christian Klaue.

Sollte sich herausstellen, dass Athleten in den Fall verwickelt sind, erwartet der DOSB "entsprechende Sanktionen der NADA". Der Fall sei "ein weiterer Beleg dafür, dass es eine enge Kooperation zwischen staatlichen Ermittlungsbehörden und dem Sport braucht, um Doping wirksam zu bekämpfen".

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