Fußball-Frauen verpassen wieder Finale

SID
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© Getty

Shanghai - Birgit Prinz vergoss bittere Tränen. Ihre Teamkolleginnen saßen noch Minuten nach der durch die höchste Niederlage bei Olympia schmerzvoll zu Ende gegangene Gold-Mission mit hängenden Köpfen auf dem Rasen des Olympia-Stadions in Shanghai.

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Tief enttäuscht erhielten die deutschen Weltmeisterinnen nach dem 1:4 (1:1) im Halbfinale gegen Brasilien Trost von DFB-Präsident Theo Zwanziger, der jede Spielerin einzeln in den Arm nahm.

"Er hat gesagt, wir sollen heute Nacht traurig sein, ab morgen aber wieder den Kopf hoch nehmen und Bronze holen", berichtete Torfrau Nadine Angerer.

Den Zuspruch des Präsidenten konnte das Team von Bundestrainerin Silvia Neid gut gebrauchen, war es doch der dritte olympische Halbfinal-K.o. hintereinander. Im kleinen Finale trifft die DFB-Auswahl im Pekinger Arbeiterstadion auf Japan, das im zweiten Halbfinale beim 2:4 (1:2) gegen den zweimaligen Olympiasieger USA (1996, 2004) ebenfalls ohne Chance war.

Im Kampf um Gold kommt es zwischen den USA und den Brasilianerinnen zur Neuauflage des Endspiels von Athen, das die Amerikanerinnen mit 2:1 gewonnen hatten.

Prinz: "Bronze macht auch Spaß"

2000 in Sydney sowie vor vier Jahren in Athen klappte es für die deutschen Frauen jeweils mit dem bronzenen Trostpreis. "Das Entscheidende für mich ist, dass wir keine Chance mehr auf den Olympiasieg haben. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass Bronze auch Spaß macht. Jetzt wollen wir die Medaille mitnehmen", erklärte Prinz.

Die Rekord-Nationalspielerin hatte Deutschland vor 26.976 Zuschauern in Shanghai in der 10. Spielminute in Führung gebracht. Formiga (43.) sowie die überragenden Cristiane (49./76.) und Marta (53.) drehten die Partie jedoch zugunsten des Vize-Weltmeisters, der mit dem hohen Sieg erfolgreich Revanche für die vor einem Jahr an selber Stätte erlittene 0:2-Niederlage im WM-Finale nahm.

"Wir hätten es besser machen müssen. Wir waren nahe dran. Jetzt müssen wir uns damit begnügen, dass wir um Bronze spielen. Mit einer Medaille nach Hause zu kommen, wäre toll, aber wir haben sie noch nicht", kommentierte Neid und fügte ehrlich hinzu: "Die Mannschaft hat alles aus sich herausgeholt. Es hat einfach nicht gereicht."

Auch Prinz fand klare Worte: "Ich denke, die bessere Mannschaft hat gewonnen. Wir haben irgendwann das Fußballspielen aufgegeben."

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Dabei hatte die DFB-Elf bei tropischen Bedingungen mit Temperaturen von etwa 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent den besseren Start erwischt. Nach einem weiten Schlag schüttelte Prinz mit dem Ball am Fuß ihre Gegenspielerin Erika ab, umkurvte Torfrau Barbara und schob zum frühen 1:0 ein.

Anja Mittag hatte das 2:0 auf dem Fuß und vergab (18.). "Wir hatten es in der ersten Halbzeit selbst in der Hand", meinte Neid.

Angerer nach 433 Turnier-Minuten bezwungen

Erst Mitte der ersten Hälfte waren die technisch versierten Ballkünstlerinnen vom Zuckerhut besser ins Spiel gekommen. Der Ausgleich fiel fast mit Ansage. Formiga traf aus 14 Metern - Torfrau Nadine Angerer war nach 433 Turnier-Minuten bei den Spielen in China erstmals bezwungen.

"Das 1:1 so kurz vor der Pause war nicht gut für die Psyche", analysierte Neid. 60 Sekunden später verhinderte Angerer mit einer Glanzparade gegen Marta einen Rückstand.

Den kassierte der Weltmeister kurz nach Wiederbeginn, als er im Anschluss an einen eigenen Eckball ausgekontert wurde. Marta bediente im Strafraum Cristiane, die eiskalt verwandelte.

Das 1:3 nur vier Minuten später durch die nie zu bremsende Marta war fast eine Kopie. Von dem Doppelschlag erholte sich das DFB-Team nicht mehr, zumal mit zunehmender Spielzeit die Kräfte schwanden.

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