"Bruch der Olympischen Charta": IOC suspendiert Russlands NOK

SID
Olympia
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Das IOC suspendiert Russlands NOK, weil es sich Sportorganisationen der vier annektierten Regionen der Ukraine einverleibt hat. Sportler aus Russland könnten 2024 in Paris dennoch an den Start gehen.

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Das IOC hat Russlands NOK aus der Olympischen Familie geschmissen, hält den russischen Sportlerinnen und Sportlern die Tür zu den Sommerspielen in Paris aber weiter auf. Die Exekutive unter dem Vorsitz von Präsident Thomas Bach suspendierte das ROC "mit sofortiger Wirkung" für den "Bruch der Olympischen Charta". Das Nationale Olympische Komitee Russlands erhält damit vorerst kein Geld mehr aus dem gewaltigen Einnahme-Topf des IOC. Darüber hinaus besitzt der Beschluss jedoch eher symbolischen Charakter.

Das ROC hatte die Sportorganisationen der annektierten ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk als Mitglieder aufgenommen und damit "die territoriale Integrität des NOK der Ukraine verletzt", teilte das IOC am Donnerstag im indischen Mumbai mit. DOSB-Präsident Thomas Weikert begrüßte die Entscheidung auf SID-Anfrage als "konsequent und folgerichtig".

Auch die Ukraine nahm die IOC-Sanktion erleichtert zur Kenntnis. "Dies ist eine wichtige Entscheidung. Wir haben mit unseren Partnern besprochen, dass Sport und Politik nicht zu trennen sind, wenn ein terroristisches Land (Russland) Völkermord begeht und Sportler als Propaganda nutzt", schrieb Andrej Jermak, Stabschef des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, in den Sozialen Netzwerken.

Auswirkungen auf eine mögliche Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten in Paris hat die Suspendierung allerdings nicht. Das betonte IOC-Sprecher Mark Adams. Die Empfehlung an die Weltverbände zur Eingliederung russischer Sportler als "neutrale Athleten" bleibe in Kraft, die finale Entscheidung über deren Olympiastart werde "zu gegebener Zeit" getroffen, allerdings noch nicht auf der 141. IOC-Vollversammlung, die am Sonntag in Mumbai beginnt.

Das ROC ist nicht zum ersten Mal aus der Olympischen Bewegung verbannt, mehr als drei Jahre nach dem Staatsdopingskandal der Winterspiele 2014 in Sotschi rang sich das Internationale Olympische Komitee zu einer Suspendierung durch. Dennoch gingen 2018 in Pyeongchang unter dem Titel "Olympische Athleten aus Russland" über 150 Russinnen und Russen unter neutraler Flagge an den Start, der Staat nutzte die Sanktion zur Propaganda.

Ein Szenario, das sich in Paris wiederholen könnte. Das ROC verurteilte die IOC-Entscheidung bei Telegram bereits als "eindeutig politisch motiviert" und "kontraproduktiv", betonte jedoch, dass "die russischen Athleten, von denen die Mehrheit grundlos von internationalen Auftritten ausgeschlossen ist, von diesem Schritt in keiner Weise betroffen sind".

Der Beschluss des 15-köpfigen IOC-Vorstands in Mumbai kommt nach den Russland-freundlichen Entscheidungen der Vergangenheit überraschend, allerdings ließ das ROC dem Gremium kaum eine Wahl. Der ukrainische NOK-Chef Wadym Hutzajt hatte das IOC in einem Brief auf den russischen Verstoß gegen die Charta hingewiesen. Bach versprach, die Vorgänge zu untersuchen und in Mumbai eine Entscheidung zu treffen.

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