Die Regierung des 2022 überfallenen Landes hatte ihre Sportler am 31. März angewiesen, Wettbewerbe zu boykottieren, an denen Aktive aus Russland und Belarus unter neutralem Status teilnehmen. Diesen Athleten hatte das IOC drei Tage zuvor durch eine Empfehlung an die Fachverbände die Tür für die Rückkehr auf die Weltsportbühne geöffnet.
Bach warf in seiner mehr als 20-minütigen Rede zu dem "Thema, das leider in den letzten 16 Monaten ganz oben auf unserer Tagesordnung stand", mehreren Regierungen vor, durch ihre Positionierungen die Werte des Sports zu untergraben. "Die russische Seite will, dass wir den Krieg ignorieren. Die Ukraine will, dass wir jeden mit russischem oder belarussischem Pass isolieren", klagte der 69-Jährige: "Beide Positionen stehen in diametralem Gegensatz zu unserem Auftrag und zur Olympischen Charta."
Auch attackierte Bach die polnische Regierung dafür, sich in die "Autonomie des Sports" eingemischt zu haben, was letztlich zur Verlegung der Einzel-Fecht-Europameisterschaften nach Bulgarien geführt habe. Dort gibt es keine Einreisebeschränkungen, anders als bei den am Donnerstag begonnenen Europaspielen in Krakau, wo nun die Mannschafts-EM im Fechten stattfindet.
Am besten aus seiner Sicht hätten die Wettkämpfe funktioniert, in denen es keine Beschränkungen gebe. "Keiner dieser Wettbewerbe ist im Chaos versunken", so Bach.
Für den Fecht-Olympiasieger von 1976 gibt es nur eine Stoßrichtung in einer Zeit, in der es keine einfachen Antworten gebe: "Zum Frieden beitragen durch die vereinende Funktion des Sports. Unsere Werte sind unser Kompass."
Eine Entscheidung zur Zulassung von Russen und Belarussen zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 habe das IOC indes weiterhin nicht getroffen. Dies werde "zur angemessenen Zeit" geschehen, bekräftigte Bach.