Olympia - Kritik an IOC-Plänen mit Russland: Thomas Bach kontert

SID
bach-thomas-1200
© getty

Thomas Bach reagiert pikiert auf die Kritik einiger westlicher Regierungen am IOC-Kurs.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Kritik? Unerwünscht! Thomas Bach und das Internationale Olympische Komitee verbitten sich auf ihrer "Friedensmission" jegliche Einmischung von außen. "Es steht den Regierungen nicht zu, zu entscheiden, wer an welchen Sportwettbewerben teilnehmen darf", sagte der 69-Jährige in scharfen Worten, während ihm die Alpensonne ins Gesicht schien.

Dem Vorsitzenden der Ringe-Organisation ist die Trennung von Sport und Politik heilig, das wird er nicht müde zu betonen. Und am Sonntag am Rande des Männer-Abfahrtsrennens bei der alpinen Ski-WM in Courchevel erklärte Bach noch einmal, warum. In solch einer Frage auf die Politik zu hören, "wäre das Ende der internationalen Sportwettbewerbe, der Weltmeisterschaften und der Olympischen Spiele, wie wir sie kennen."

Gut 17 Monate vor den Sommerspielen von Paris befindet sich die (Sport)-Welt allerdings in einer Dauer-Zerreißprobe. Der Angriff Russlands mithilfe des Nachbarn Belarus auf die Ukraine hat bald Jahrestag, der Westen hält eisern an seinen Sanktionen gegen die Kriegstreiber fest.

Bach ist aber ebenso standhaft und verweist auf die "Friedensmission", die das IOC zu "erfüllen" habe. Und die Zeit werde "zeigen, wer mehr für den Frieden tut", setzte er nicht ohne Polemik hinzu: "Diejenigen, die versuchen Grenzen offen zu halten und zu kommunizieren. Oder diejenigen, die isolieren und spalten wollen."

Also diejenigen, die einer Rückkehr von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus, auch ausdrücklich als "Neutrale", nicht offen gegenüberstehen. Darunter fallen neben kritischen Sportlern - nicht nur aus der überfallenen Ukraine - oder Athletenvertretungen beispielsweise auch die Regierungsvertreter aus 36 Nationen, die sich am Freitag in einer Videokonferenz zusammenschlossen.

Bundesministerium des Innern bekräftigt seine Haltung

Das Bundesministerium des Innern (BMI) bekräftigte im Anschluss auf SID-Anfrage seine Haltung der vergangenen Monate. "Die Bestrebung des IOC zur Wiederaufnahme der russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten ist der falsche Weg", teilte ein Sprecher mit. Den ukrainischen Athletinnen und Athleten müsse "weiterhin die uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung der internationalen Sportgemeinschaft gelten." Auch Vertreter aus England oder dem Baltikum positionierten sich ähnlich.

Die Reaktion aus Russland fiel erwartet deutlich aus. "Der Versuch, die Bedingungen für die Teilnahme von Sportlern an internationalen Wettkämpfen zu diktieren, ist absolut inakzeptabel. Wir sehen derzeit einen unverhohlenen Wunsch, die Einheit des Weltsports zu zerstören", wurde Sportminister Oleg Matysin von russischen Nachrichtenagenturen zitiert.

Bemerkenswert allerdings: Immer mehr Entscheidungsträger aus der Politik nahmen in den vergangenen Tagen eine zurückhaltendere Position ein. Dazu zählt Frank-Walter Steinmeier. "Es ist noch nicht an der Zeit, dass die Politik hineingrätschen sollte", sagte der Bundespräsident am Rande der Biathlon-WM in Oberhof dem ZDF. Er sei "ganz zuversichtlich", dass es "am Ende verantwortbare Entscheidungen werden".

Das IOC hatte Ende Januar die Möglichkeit ins Spiel gebracht, Aktiven aus Russland und Belarus einen breiten Weg zurück in internationale Wettkämpfe zu ebnen. Als Voraussetzungen nannte die Organisation unter anderem eine strikte repräsentative Abkopplung der Aktiven aus beiden Ländern von ihren Nationen. Ein Start komme also unter anderem nur ohne Hymnen, Flaggen und Landesfarben infrage.

bach-thomas-1200
© getty

Bach verurteilt Drohung der Ukraine

Die Ukraine drohte mit Boykott - Bachs Trauma. Der IOC-Präsident verurteilte diesen Vorstoß in einem Brief an das ukrainische Olympische Komitee, der am Donnerstag in voller Länge an die Öffentlichkeit gelangte.

Am Sonntag beteuerte er, das IOC stehe weiter "in voller Solidarität" zu den Ukrainern. "Jeder Kommentar" von ihrer Seite werde "sehr ernst genommen." Ob dies auch für die Bedenken zu Kontrahenten mit russischer Staatsangehörigkeit gilt? Bach hat die Antwort indirekt schon gegeben.

Artikel und Videos zum Thema