Coronavirus: Absagen und Verlegungen - Olympia rückt in den Fokus

SID
Im Gastgeberland Japan spitzt sich derweil die Lage vor den olympischen Spielen zu.
© getty

Das Coronavirus hält den internationalen Sport mit neuen Absagen und Verlegungen fest im Würgegriff - nun werden erstmals deutsche Sportler in ihrer Vorbereitung auf die Olympische Spiele ernsthaft gestört. Im Gastgeberland Japan spitzt sich derweil die Lage zu. Die nächsten ein bis zwei Wochen seien eine "kritische Phase" zur Bestimmung, ob sich das Virus weiter verbreitet oder nicht. Es sei "extrem wichtig", die Zahl der Infizierten einzudämmen, um eine Epidemie in Japan zu verhindern, erklärten medizinische Experten des Landes.

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Schlechte Nachrichten gab es am Dienstag auch für Timo Boll und Co.: 150 Tage vor der olympischen Eröffnungsfeier in Tokio wurde die Team-WM vom Tischtennis-Weltverband ITTF verschoben. "Der Gesundheit wegen ist es die richtige Entscheidung, kein Risiko einzugehen", sagte Boll dem SID: "Ein bisschen Sorgen macht man sich natürlich schon, aber man muss abwarten." Die Veranstaltung war für den 22. bis 29. März in Busan/Südkorea angesetzt, sie soll nun zwischen dem 21. und 28. Juni nachgeholt werden.

Eine Verschiebung mit Folgen. "Durch eine WM Ende Juni müssten unsere Spieler zwei Höhepunkte innerhalb von sechs Wochen absolvieren. Das ist eine extreme Belastung. Uns wäre es lieber, man würde die WM in die zweite Jahreshälfte legen", sagte Richard Prause, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). "Wir müssen jetzt neue Pläne schmieden, es ist eine schwierige Situation", ergänzte Bundestrainer Jörg Roßkopf.

Die Ruderer müssen ebenfalls umplanen. Das ursprünglich am Sonntag beginnende Trainingslager des Deutschland-Achters in der Lombardei (Gavirate) wurde abgesagt, stattdessen wird das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) von 6. bis 23. März in Lago Azul (Portugal) trainieren. "Die Situation vor Ort und die Unsicherheit über die Entwicklung lassen nur einen Schluss zu: Dort können wir nicht hinfahren, das können wir nicht verantworten", sagte Bundestrainer Uwe Bender.

In Südkorea war bereits der Auftakt der Fußball-K-League verschoben worden, auch im Volleyball, Basketball und Handball wurden ähnliche Maßnahmen getroffen. Die Lage im Land mit inzwischen rund 900 Infizierten führte auch zur Absage eines geplanten Olympia-Trainingslagers der deutschen Fechter in Seoul.

Coronavirus: "... dann wird vielleicht auch Olympia abgesagt werden müssen"

"Die Situation verändert unsere Olympia-Vorbereitung", sagte der EM-Dritte Max Hartung in seinem Podcast "Demaskiert". Der Vorsitzende des unabhängigen Vereins Athleten Deutschland fügte an: "Wenn wir uns denn qualifizieren." Der Weltcup im italienischen Padua wurde abgesagt, die Wettbewerbe finden nun in Tauberbischofsheim in Baden-Württemberg statt.

An den Super-GAU, eine Verlegung oder gar eine Absage der Sommerspiele, mag noch niemand wirklich denken. Roßkopf sieht ein solches Szenario sachlich. "Man kann es nicht beeinflussen. Wenn es soweit ist, dann wird vielleicht auch Olympia abgesagt werden müssen. Da muss man auch nicht den Kommerz in den Vordergrund stellen, sondern die Gesundheit der Menschen", sagte der Olympiadritte von 1996 dem SID. Für das IOC stellt sich diese Frage derzeit nicht, man stehe mit allen Behörden und Organisationen in einem engen Kontakt.

Immer massiver betroffen vom Virus, das zur neuartigen Erkrankung COVID-19 führen kann und inzwischen rund 30 Länder erreicht hat, ist der Fußball. Das Europa-League-Spiel Inter Mailand gegen Ludogorez Rasgrad am Donnerstag findet ebenso ohne Zuschauer statt wie das Serie-A-Match am Sonntag zwischen dem AC Mailand und Genua.

Die japanische J-League sagte alle Spiele bis 15. März ab. Auch die für Mittwoch geplanten sieben Spiele des japanischen Pokalwettbewerbs fallen aus. In Nippon sind derzeit rund 850 Personen infiziert, die meisten davon auf einem britischen Kreuzfahrtschiff im Hafen von Yokohama, auf dem es am Dienstag das vierte Todesopfer gab.

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