Hamburg im Olympia-Check

SID
Am 16. März wurde entschieden, dass Hamburg sich für Olympia 2024 bewerben wird
© getty

Kurze Wege, zentrale Wettkampfstätten - aber keine "weißen Elefanten": Hamburg setzt bei seiner Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 auf einen Mix aus hanseatischer Bodenständigkeit und maritimem Flair.

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Der Rückhalt in der Stadt für das nachhaltige Konzept scheint groß, die Euphorie wächst von Tag zu Tag.

"Alles spricht für Hamburg", sagte Uwe Seeler, Fußball-Idol und Ehrenbürger der Stadt, dem SID: "Die Olympischen Spiele in der schönsten Stadt der Welt, das würde auch den Athleten gefallen."

Auch die SPD-Regierung ist überzeugt, dass das Konzept für die Spiele 2024 im Norden Deutschlands gegen internationale Konkurrenz bestehen kann. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz verspricht ein Fest "frei von jedem Gigantismus".

"Olympia mitten in der Stadt"

In Fragen der Nachhaltigkeit soll Hamburg gar beispielgebend sein für den neuen Weg des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sämtliche Sportstätten sollen auch nach den Spielen sinnvoll genutzt werden. "Wir wollen Olympia mitten in die Stadt holen", sagt Scholz: "Das ist etwas ganz Besonderes, weil es woanders eben nicht möglich ist."

Die Hansestadt will die größte Sportveranstaltung der Welt als Motor für die Stadtentwicklung einsetzen. Auf dem Kleinen Grasbrook, gegenwärtig eine Industriefläche des Hafens, soll das Herz des Olympiageländes mit dem Olympiastadion für 70.000 Zuschauer entstehen, anliegend das Athletendorf.

Fünf neue Arenen

Hamburg wirbt damit, dass daraus nach dem Ende der Wettkämpfe ein neuer Stadtteil entstehen würde, die OlympicCity. Nahezu alle weiteren Sportstätten seien von dort aus für Zuschauer und Athleten innerhalb von 30 Minuten "zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar", sagte Hamburgs für den Sport zuständiger Innensenator Michael Neumann.

Neu gebaut werden müssen fünf Arenen: Neben der Schwimmhalle (15.000 Zuschauer) unter anderem auch eine Kanu-Strecke sowie ein Rugby-Stadion. Gesegelt werden soll vor Kiel, Lübeck oder Rostock-Warnemünde, Kreuzfahrtschiffe sollen im Hafen als Hotels genutzt werden.

Die 1,7-Millionen-Metropole geht zum zweiten Mal ins Rennen um Olympia. Bei der Bewerbung um die Sommerspiele 2012 war Hamburg bereits in der nationalen Ausscheidung im April 2003 an Leipzig gescheitert.

Trotz der Empfehlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist ein Erfolg Hamburgs im langen Rennen um die Spiele 2024 längst nicht sicher. In der Welt des Sports gehört die Stadt nicht zu den Schwergewichten, und auch in Sachen Hottelbetten müsste man noch ordentlich aufrüsten.

Zustimmung bei 64 Prozent

Hamburg verfügt zurzeit über knapp 16.000 Betten (Berlin: 58.441), das IOC verlangt aber eine Mindestkapazität von 42.000 - eine Hürde, an der Leipzig mit seiner Bewerbung um die Spiele 2012 gescheitert war.

Einem Bürgervotum, das für eine endgültige Bewerbung positiv ausfallen muss, können die Hamburger Macher optimistisch entgegenblicken. Die Zustimmung in der Hansestadt lag zuletzt bei 64 Prozent.

Man müsse sich der "Einzigartigkeit" der Chance bewusst sein, sagte Michael Stich, Wimbledonsieger von 1991 und zusammen mit Boris Becker Olympiasieger von Barcelona 1992: Eine Fußball-WM sei im Vergleich zu Olympischen Spielen ein "Fliegenschiss".

Eine aussagekräftige Kalkulation über die Kosten der Spiele wird erst dann in Auftrag gegeben, wenn Hamburg am kommenden Samstag in Frankfurt endgültig zum deutschen Kandidaten gekürt wird.

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