IOC-Chef ruft Deutschland zu Bewerbung auf

SID
Amtsinhaber und Nachfolger auf einem Bild? Thomas Bach(l.) könnte IOC-Chef Jacques Rogge ablösen
© Getty

Jacques Rogge schaut von Innsbruck-Igls herüber zur sonnenüberstrahlten Alpen-Nordkette, als er Deutschland zu einer neuerlichen Olympia-Bewerbung ermuntert. Und denkt bei einem der perfekten Kandidaten für seine Nachfolge an seinen deutschen Stellvertreter. "Thomas Bach hat alle Qualitäten für dieses Amt", sagte Rogge in einem Exklusivinterview der Nachrichtenagentur "dapd": "Er ist noch nicht offiziell Kandidat, aber ich gehe davon aus, dass er ein Kandidat wird."

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Der Belgier Rogge tritt 2013 nach zwölf Jahren als höchster Olympier ab, sein Nachfolger wird auf der 125. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im September kommenden Jahres in Buenos Aires gewählt. Dann wird auch der Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2020 gewählt, für die es keinen deutschen Kandidaten gibt. Rogge ruft Deutschland nach der gescheiterten Bewerbung von München für die Winterspiele 2018 jedoch ausdrücklich zu einem neuerlichen Anlauf auf.

"Deutschland hat auf jeden Fall die Fähigkeiten, Olympische Spiele auszurichten. Ob nun im Sommer oder im Winter. Es muss halt entschieden werden, wo man sich bewerben will", sagte der Belgier am Rande der 1. Olympischen Winterjugendspiele. Rogge hatte offenbar genau wie das einflussreiche IOC-Mitglied Gianfranco Kasper ("Ich hätte erwartet, dass sie kommt") mit einem neuerlichen Anlauf von München für die Winterspiele 2022 gerechnet.

Aber der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich zumindest vorerst dagegen entschieden. "Ich weiß nicht, warum sie das so gemacht haben. München war ein guter Kandidat. Aber man muss Respekt vor der Entscheidung haben", sagte Rogge.

Rogge will Modernisierung von Olympia

Der 69-Jährige will im vorletzten Amtsjahr die Modernisierung der Olympischen Spiele vorantreiben: "Wir sind sehr froh, dass die Biathlon-Mixedstaffel 2014 in Sotschi erstmals bei Olympia dabei ist. Diesen Mixed-Wettbewerben gehört die Zukunft. Aber man braucht auch eine gute Balance im Olympiaprogramm." Deshalb müssten andere Wettbewerbe gestrichen werden, um die Zahl von 87 Olympia-Entscheidungen im Winter und 302 Sommer nicht zu überschreiten.

Auch die Tür für behinderte Sportler ist bei Olympia offen - schon bei den Sommerspielen in diesem Jahr in London. 2008 in Peking war der "Stelzenläufer" Oscar Pistorius nach langem juristischen Hickhack noch gescheitert, bei der Leichtathletik-WM 2011 war der 400-Meter-Läufer dann dabei.

"Pistorius kann teilnehmen, wenn er sich qualifiziert und ihn das NOK Südafrikas für London nominiert. Ob Sportler mit Behinderungen teilnehmen dürfen, liegt in der Verantwortung der jeweiligen internationalen Föderation", sagte Rogge der "dapd".

Rogges letzte Spiele

London werden Rogges letzte Olympische Spiele als IOC-Präsident werden. Seine Liebe gehört jedoch vor allem den Olympischen Jugendspielen, als deren Vater der Belgier gilt. Die Idee dazu war drei Wochen vor dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 entstanden. Jetzt genießt er die Tage der 1. Winterjugendspiele in Innsbruck.

"Ob die Jugendspiele besser oder schlechter als Olympia sind, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall sind sie anders", sagt er mit einem Lächeln.

Und hat schon Pläne für die Zeit nach dem Ende seiner Zeit als oberster Olympier: "Sport machen, 1.000 Bücher lesen." Vielleicht hat dann Thomas Bach den ganzen Stress...

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