Senkrechtstarter Rath als Olympia-Joker

SID
Pferdesport, Rath, Olympia
© DPA

Aachen - In nur 9 1/2 Wochen in die Weltspitze: So schnell wie Matthias Alexander Rath hat noch nie ein Reiter die Dressur-Szene durcheinandergewirbelt. Vor kurzem noch ein Nobody, gilt der 23-Jährige nach einem märchenhaften Aufstieg nun als deutscher Olympia-Joker.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Unterlaufen Rath in dieser Woche beim CHIO in Aachen keine groben Fehler, reist der Senkrechtstarter aus Kronberg im Taunus mit nach Hongkong.

"Dass er mit dem Druck umgehen kann, das hat er vor allem bei der deutschen Meisterschaft bewiesen", sagte Dressur-Bundestrainer Holger Schmezer vor dem Beginn des Mannschaftswettbewerbes, in dem Rath sein Debüt im Nationalteam gibt.

Lob von der Konkurrenz

Die Konkurrenz ist verblüfft. "Wenn er schlechte Nerven haben sollte, kann er das sehr gut verbergen", lobte Isabell Werth augenzwinkernd. Die Dressur-Königin, die als einzige ihr Olympia-Ticket bereits sicher hat, kann den unaufhaltsamen Aufstieg des Youngsters gelassen verfolgen.

Sie ist froh, wenn sie im Gold-Zweikampf mit den Niederländern möglichst starke Unterstützung hat.

Für andere der etablierten Reitkünstler ist Rath hingegen eine vor kurzem noch nicht eingeplante Konkurrenz im Kampf um die knappen Plätze im Olympia-Team, das nach einer Regeländerung in Hongkong nur noch aus drei statt aus vier Startern besteht.

Die Begeisterung hält sich bei einigen in Grenzen, über Unerfahrenheit wird gemunkelt. Bundestrainer Schmezer sagte hingegen unmissverständlich: "Er ist total gleichberechtigt, er wird nicht extra behandelt." Das Alter spiele bei der Auswahl keine Rolle, allein die Leistung im Viereck entscheide.

Durchbruch mit Sterntaler

So ungewöhnlich der unerwartet schnelle Aufstieg ist, gibt es dennoch Erklärungen. Rath ist mit Pferden groß geworden, sein Vater Klaus-Martin Rath ist ein Dressur-Ausbilder. Bereits im Nachwuchsbereich sammelte der blonde Jüngling Medaillen, gehörte zum siegreichen Team bei der U-21-EM 2005.

Und dann kam der entscheidende Kick der Karriere, als seine Stiefmutter Ann-Kathrin Linsenhoff ihm 9 1/2 Wochen vor der deutschen Meisterschaft ihr Weltklassepferd Sterntaler zur Verfügung stellte.

Die Team-Olympiasiegerin von 1988 hatte ihre eigene Karriere wegen einer Erkrankung beenden müssen und den 13-jährigen Wallach nur noch in der Freizeit geritten.

Eingespieltes Team

"Das ist völlig verrückt, einfach Wahnsinn", jubelte der 23 Jahre alte Student nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft vor einem Monat im sauerländischen Balve, wo er das erste Mal überhaupt mit Sterntaler eine Kür ritt.

"Vorher war keine Zeit dazu, weil ja erstmal die Grand-Prix-Lektionen sitzen müssen." Der CHIO in Aachen ist erst das fünfte Turnier, das Rath mit Sterntaler bestreitet.

"Es erweckt den Eindruck, als wenn sie schon Jahre zusammenarbeiten", lobte Bundestrainer Schmezer die bisherigen Auftritte des Youngsters, der in der oft verstaubt wirkenden Dressur- Szene für frischen Wind sorgt. Und Linsenhoff, die inzwischen Chefin der Sporthilfe ist, schwärmte: "Ich finde es sensationell."