Die für Samstag geplante zweite Weltcup-Abfahrt der Männer in Kitzbühel ist am frühen Morgen abgesagt worden. Der Internationale Skiverband FIS teilte am Vormittag zudem das Ausweichprogramm mit.
Die klassische Hahnenkamm-Abfahrt auf der Streif, die am Samstagmorgen wegen Regen, Schneefall, Nebel und der Pistenbedingungen abgesagt wurde, soll nun am Sonntag (10.20 Uhr) nachgeholt werden. Der Super-G verschiebt sich dadurch auf Montag (10.45 Uhr).
"Aufgrund der aktuellen Wettersituation und dem Zustand der Piste" habe die Jury zusammen mit dem Organisationskomitee diese Entscheidung getroffen. Durch die hohen Temperaturen am Freitag war die Streif bereits in Mitleidenschaft gezogen worden, der Regen verschlechterte die Bedingungen zusätzlich.
"Es hat in der Nacht bis zum Hausberg rauf geregnet und angefangen zu schneien", berichtete der deutsche Männer-Cheftrainer Christian Schwaiger. Für die Organisatoren sei es deshalb "nach dem gestrigen warmen Tag" schwierig gewesen, die Piste rennfertig zu präparieren. Schwaiger nannte es eine "relativ vernünftige Entscheidung", das Rennen abzusagen.
Die deutschen Läufer waren nicht überrascht von der Absage am Samstag. "Das habe ich schon fast erwartet, als ich heute Morgen aufgestanden bin, da habe ich kurz rausgeschaut und es sah nicht gut aus", sagte Andreas Sander, der am Freitag bei der ersten Abfahrt auf der Streif Rang fünf belegt hatte.
Abfahrt in Kitzbühel: Die schlimmsten Stürze auf der Streif seit den 80er Jahren
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Die Streif in Kitzbühel gilt als die härteste Abfahrt der Herren im alpinen Ski-Weltcup - nahezu jedes Jahr gibt es einen schweren Sturz. Eine Chronologie der schwersten und spektakulärsten Streif-Unfälle seit 1987 und ihre Folgen.
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23.1.1987: Der Kanadier Todd Brooker kommt bei der Einfahrt zum Zielhang zu Sturz. Er erleidet eine Gehirnerschütterung, einen Nasenbeinbruch, Gesichtsverletzungen und eine Knieverletzung und beendet am Saisonende seine Karriere.
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14.1.1989: Brian Stemmle zieht sich bei der Steilhang-Ausfahrt lebensgefährliche Verletzungen zu und liegt tagelang auf der Intensivstation. Stemmle kehrt Jahre später sogar wieder zurück, muss nach einem weiteren Kitz-Sturz aber seine Karriere beenden.
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9.1.1991: Bill Hudson wird die Mausefalle zum Verhängnis. Bei einem schweren Sturz erleidet er einen Schulterblattbruch, eine Fraktur des vierten Brustwirbelkörpers, einen Speichenbruch links sowie Lungenverletzungen.
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14.1.1995: Der Italiener Pietro Vitalini verschneidet an der Hausbergkante, wird über das Sicherheitsnetz geschleudert und stürzt weit den Hang hinunter. Dank tagelangem Schneefall bleibt Vitalini wie durch ein Wunder unverletzt.
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10.1.1996: Im Training stürzen mehrere Läufer wie Andreas Schifferer, Pepi Strobl oder Lasse Kjus schwer. Schifferer erleidet beim Sturz am Zielsprung ein Schädel-Hirn-Trauma und liegt drei Tage im Koma.
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23.1.1998: Der heutige ÖSV-Speedchef der Damen Roland Assinger prallt in der zweiten Sprintabfahrt gegen eine Streckenbegrenzung und muss verletzt ins Krankenhaus geflogen werden. Die Karriere ist zu Ende.
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21.1.1999: Patrick Ortlieb erleidet bei einem Sturz an der Hausbergkante u.a. einen Trümmerbruch im rechten Oberschenkel. Die Karriere des Olympiasiegers ist vorzeitig zu Ende.
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20.1.2005: Der Österreicher Thomas Graggaber erleidet bei einem Trainingssturz Serienrippenbrüche sowie schwere Verletzungen an Schulter und Lunge. Seine Karriere ist zu Ende.
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16.1.2008: Andreas Buder zieht sich beim Trainings-Sturz auf der Streif u.a. einen Bruch des rechten Schienbeinkopfes zu und muss sechs Monate pausieren. Der Niederösterreicher erholt sich nie mehr richtig davon.
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19.1.2008: Der US-Amerikaner Scott Macartney stürzt beim umstrittenen Zielsprung schwer. Macartney wird wegen eines Schädel-Hirn-Traumas in künstliches Koma versetzt. Erst im Dezember 2008 gibt er in der Abfahrt in Lake Louise sein Comeback.
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22.1.2009: Daniel Albrecht stürzt im Training beim Zielsprung schwer, erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenquetschung und liegt drei Wochen im künstlichen Koma. Erst 22 Monate später kehrt er in den Weltcup zurück.
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21.1.2011: Hans Grugger verliert beim Mausefalle-Sprung die Kontrolle, schlägt bei der Landung mit dem Kopf. Er erleidet schwere Kopf- und Brustkorbverletzungen, befindet sich in Lebensgefahr und wird fünfeinhalb Stunden notoperiert.
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22.1.2011: Nur einen Tag nach Gruggers Horror-Crash kommt Siegmar Klotz in der Traverse in Rücklage und kracht in die Fangnetze. Er wird mit dem Hubschrauber abtransportiert, kommt mit einem Handgelenksbruch davon. War später Skicrosser, heute Freeskier.
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22.1.2013: Andrej Jerman kommt zu Sturz, will weiterfahren, bricht aber auf der Rennpiste zusammen und wird mit dem Helikopter abtransportiert. Mit einer Gehirnerschütterung kommt er glimpflich davon, gibt aber paar Tage später seinen Rücktritt bekannt.
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26.1.2013: Peter Fill rutschte in der Steilhang-Ausfahrt zu weit nach außen und überschlägt sich auf jener Begrenzung, wo Bode Miller einst spektakulär entlang fuhr, vogelwild. Fill bleibt allerdings unverletzt.
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20.1.2015: Der Südtiroler Christof Innerhofer kracht im Training bei der Steilhangausfahrt mit 100 km/h in die Fangnetze und erleidet ein Schleudertrauma. Er bestreitet die Rennen und wird im Super-G Neunter und in der Abfahrt Sechster.
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19.1.2016: Max Franz kommt nach der Hausbergkante zu Sturz, fliegt ins Netz und zieht sich einen Kapseleinriss im linken Kniegelenk, einen Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk und eine Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk zu.
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21.1.2016: Im zweiten Training wird an fast der gleichen Stelle der Tiroler Florian Scheiber abgeworfen. Die Diagnose lautet Riss des vorderen Kreuzbandes und Riss des inneren und äußeren Meniskus im rechten Knie.
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23.1.2016: Die Abfahrt wird zur Sturz-Orgie. Genau am Übergang von Kompression zur Schrägfahrt erwischt es der Reihe nacheinander die Österreicher Georg Streitberger und Hannes Reichelt.
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23.1.2016: Wenig später fliegt auch Aksel Lund Svindal an genau derselben Stelle spektakulär ab. Er überschlägt sich und kracht in die Fangnetze. Er konnte aufstehen und selbst weitergehen, später wurde ein Meniskus- sowie Kreuzbandriss diagnistiziert.
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25.1.2018: Alexander Köll, ein für Schweden startender Osttiroler, kommt in der Traversenausfahrt zu Sturz. Er wird mächtig ausgehoben und kracht auf die Körperseite. Außer Luftknappheit zeigte die Diagnose aber keine heftigen Verletzungen.
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22.01.2021: Urs Kryenbühl verliert am Zielsprung die Balance, schlägt danach mit voller Wucht mit dem Kopf im Schnee auf und bleibt zunächst nach einigen Überschlägen liegen. Er verlor kurz das Bewusstsein, war dann jedoch ansprechbar.
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Der Hubschrauber transportierte ihn in ein Krankenhaus. Bei Untersuchungen wurden eine Gehirnerschütterung, ein Bruch des rechten Schlüsselbeines sowie ein Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie festgestellt.
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Nur wenige Läufer nach Kryenbühl ereignete sich der nächste schwere Sturz. Ryan Cochran-Siegle, Trainingsbester unter der Woche, verschneidet in der Traverse und rast nach unten in die Fangzäune.
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Der US-Amerikaner hing nach seinem Aufprall für kurze Zeit im Netz, wurde dann aber befreit. Er wurde ebenfalls mit dem Heli ins Krankenhaus geflogen, wo eine Wirbelfraktur diagnostiziert wurde.
Abfahrt in Kitzbühel: Schwerer Sturz am Freitag auf der Streif "Die Jungs werden sich jetzt regenerieren", sagte Cheftrainer Schwaiger zu den Plänen für den restlichen Samstag. Tags zuvor war die erste Abfahrt nach 30 Läufern abgebrochen worden. Sowohl der böige Wind als auch der Zielsprung, der in diesem Jahr sehr weit ging, machte den Läufern zu schaffen.
Zudem wurde die Streif von zwei Stürzen überschattet. Ryan Cochran-Siegle und Urs Kryenbühl mussten mit dem Hubschrauber abtransportiert werden.
Der Liveticker zur ersten Abfahrt in Kitzbühel zum Nachlesen.
Ski alpin: 1. Abfahrt auf der Streif in Kitzbühel - Ergebnis Platz Name Zeit 1 Beat Feuz 1:53.77 2 Matthias Mayer +0:16 3 Dominik Paris +0:56 4 Johan Clarey +0:89 5 Andreas Sander +0:95 6 Carlo Janka +1:37 7 Matthieu Bailet +1:50 8 Romed Baumann +1:51 9 Vincent Kriechmayr +1:62 10 Nils Allegre +1:64