"Niemand kann Maria ersetzen"

Lindsey Vonn (r.) und Maria Höfl-Riesch waren Konkurrentinnen und Freundinnen
© getty

Lindsey Vonn kämpft sich nach ihrer schweren Knieverletzung allmählich zurück. SPOX traf die US-Amerikanerin in New York und sprach mit ihr über das Karriereende von Maria Höfl-Riesch, ein außergewöhnliches Tennis-Match mit Roger Federer und einen Tauchgang samt Haien.

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SPOX: Lindsey, mit Maria Höfl-Riesch hat eine große Skifahrerin ihre Karriere beendet. Werden Sie Ihre Freundin vermissen und können Sie den Entschluss verstehen?

Lindsey Vonn: Ich kann das total nachvollziehen, auch wenn ich selbst noch nicht dazu bereit bin. Ich werde sie immer unterstützen, sie hat eine unglaublich erfolgreiche Karriere hingelegt. Ich bin natürlich sehr traurig, weil Maria im Weltcup-Zirkus meine beste Freundin war. Aber sie muss auf ihr Herz hören und machen, was sie für richtig hält. Ich hoffe, sie kann im Weltcup manchmal dabei sein und mich unterstützen.

SPOX: Höfl-Riesch hinterlässt eine Lücke. Welche Fahrerinnen schätzen Sie in den Speed-Disziplinen am stärksten ein, wer kann diese Lücke schließen?

Vonn: Maria war sehr speziell, deshalb denke ich, dass niemand diese Lücke schließen kann. Niemand kann Maria ersetzen. Trotzdem sind im Weltcup nach wie vor viele gute Athletinnen dabei. Es ist zwar nicht wie vorher, aber es ist ja auch ganz gut, dass es viele junge Fahrerinnen gibt. Anna Fenninger hatte zum Beispiel eine super Saison, zudem gibt es einige gute Amerikanerinnen. Es gibt also genügend, die für Spannung und Drama sorgen werden - das ist gut so.

SPOX: Für Spannung sorgten Sie im Juli, als Sie auf dem Jungfraujoch in 3450 Metern Höhe mit Roger Federer Tennis spielten. Wie kam es dazu?

Vonn: Das war super. Ich kenne Rogers Manager sehr gut, darüber kam der Kontakt zustande. Der Vorschlag hat mich unglaublich glücklich gemacht. Es war ein großer Traum von mir, einmal mit ihm Tennis zu spielen. Aber in dieser Höhe war das ganz schön schwierig, auch weil es ein bisschen kalt war. Trotzdem war es ein großer Spaß.

SPOX: Haben Sie FedEx eigentlich geschlagen?

Vonn (lacht): Wir haben ja nur zum Spaß gespielt und nicht um Punkte. Ich schlug ein paar Bälle zu lang, dennoch sagte Roger, dass ich gewonnen hätte. Das war wirklich süß von ihm.

SPOX: Neben dem Tennis-Match mit Federer haben Sie vor einiger Zeit ein weiteres Abenteuer mitgemacht - Sie tauchten mit Haien. Wird da ähnlich viel Adrenalin freigesetzt wie im Starthaus?

Vonn: Einen Weltcup kann ich derzeit nun mal nicht fahren. Also sind solche Dinge die einzigen Sachen, die ich machen kann, um das Adrenalin zu spüren. Jetzt weiß ich: Mit Haien zu schwimmen ist tatsächlich nah dran an einem Skirennen.

SPOX: Sie haben es bereits angedeutet. Aufgrund Ihrer Knieverletzung können Sie noch nicht wieder auf Skiern stehen. Wie geht es Ihnen?

Vonn: Mir und dem Knie geht es sehr gut. Ich habe in der Reha sehr viel gearbeitet, jetzt bin ich fit. Ich werde Anfang Oktober erstmals wieder auf Skiern stehen und dann hoffentlich Anfang Dezember in Lake Louise mit den Rennen beginnen.

SPOX: So viel Geduld aufzubringen, dürfte Ihnen schwer fallen. Brennen Sie schon darauf, sich endlich wieder den Berg herunterzustürzen?

Vonn: Ich habe wirklich kaum noch Geduld. Wieder verletzt zu sein, war sehr hart. Jetzt bin ich motiviert und bereit, ich brauche den Wettbewerb. Die ganze Zeit nur jeden Tag im Fitnessstudio zu sein, ist nicht so schön.

SPOX: Welche Rolle spielt es, dass die Weltmeisterschaft im Februar 2015 in Ihrer Heimat USA stattfindet? Das dürfte ein ganz wichtiges Ziel für Sie sein, oder?

Vonn: Ja, sicher. Es ist eine Heim-WM, das erlebst du in einer Karriere normalerweise nicht oder nur einmal. Gut ist: Mir bleibt noch genügend Zeit. Wenn ich im Dezember mit den Rennen beginne, wird es reichen. Ich hoffe natürlich, dass ich eine Medaille für die ganze Stadt Vail und meine Familie holen kann.

SPOX: Sie sind Weltmeisterin, Olympiasiegerin und haben vier Mal den Gesamtweltcup gewonnen. Was treibt Sie - gerade nach einer so schweren Verletzung - noch an, zurückzukommen?

Vonn: Ich liebe Skifahren, ich brauche es wie die Luft zum Atmen. Die Frage, ob ich vielleicht nicht mehr zurückkomme, hat sich mir nicht ein einziges Mal gestellt. Skifahren ist mein Leben und ich bin nicht bereit, aufzuhören. Ich möchte bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang fahren.

SPOX: Drei Weltcupsiege fehlen Ihnen noch zum Rekord von Annemarie Moser-Pröll, die 62 Rennen gewonnen hat. Bedeuten Ihnen diese Rekorde etwas?

Vonn: Ja. Rekorde sind für mich eine große Geschichte und es motiviert mich zusätzlich. Diese Bestmarke besteht schon so lange. Ich bin jetzt nah dran und hoffe, sie in den nächsten Jahren brechen zu können.

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