Die neue Leichtigkeit des Felix Neureuther

SID
Felix Neureuther ist scharf auf seinen ersten Saisonsieg
© Getty

Im Flug von Zagreb nach Bern fand Felix Neureuther am Freitag endlich ein wenig Ruhe, um über seinen Saisonstart nachzudenken. Der ist bestens gelungen: Mit den Rängen zehn, drei, vier und zuletzt dem zweiten Platz im Flutlichtrennen von Zagreb ist der 27 Jahre alte Ski-Rennläufer seit seinem Einstieg in den Weltcup-Zirkus nie erfolgreicher in einen Winter gestartet. "Jetzt beginnt der zweite Abschnitt meiner Karriere", sagt Neureuther. Und er hofft natürlich, dass er erfolgreicher wird als der erste.

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Die Vorzeichen dafür sind günstig. Neureuther hat endlich ein Material gefunden, das konstante Spitzenleistungen möglich macht. Der Sohn der Skilegenden Rosi Mittermaier und Christian Neureuther hat auch mit den alten Skiern Rennen gewonnen - in Kitzbühel und in Garmisch-Partenkirchen vor zwei Jahren. Aber oft war dafür ein wilder Ritt durch die Stangen erforderlich.

Neureuther bewegte sich immer am Rande des Ausscheidens. "Die Zeit des Hasardierens ist jetzt aber vorbei", sagt er. Möglich mache das die neue Marke für Skier und Schuhe. "Der Unterschied ist gewaltig", sagt Neureuther selbst. Er muss mit den neuen Skiern nicht mehr so spitz auf die Stangen zufahren, sie erlauben ihm ein runderes, rhythmisches Fahren und verzeihen auch mal einen Fehler. "Ich fahre jetzt viel stabiler und sicherer", sagt Neureuther.

Bundestrainer Waibel glaubt an den ersten Saisonsieg

Seine neu gewonnene Kompaktheit hat auch viel mit einem Stilwechsel zu tun, den der von vielen als längst überfällig gesehene Skiwechsel begünstigt hat. Chef-Bundestrainer Charly Waibel und Techniktrainer Albert Doppelhofer haben ihm noch mal eine ganz neue Fahrposition beigebracht.

Sein Körperschwerpunkt liegt nicht mehr so weit hinten, er steht jetzt besser über dem Ski. "Felix kann sich dadurch stabiler am Limit bewegen", sagt Waibel der Nachrichtenagentur dapd. Für den Sportwissenschaftler ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Neureuther wieder ganz oben auf dem Treppchen steht. "Er ist in jedem Fall reif, ein Rennen zu gewinnen."

Die nächste Gelegenheit bekommt Neureuther am Sonntag im Schweizer Adelboden. Im Berner Oberland steht der nächste Slalom auf dem Weltcup-Programm. Nach dem Anreisetag am Freitag sieht die Planung am Samstag ein Training im oberen Teil der Riesenslalomstrecke vor. Das Rennen im Riesentorlauf lässt Neureuther aus. Nachdem ihn zu Saisonbeginn ein Knorpelschaden samt Ödem im rechten Knie zu einer mehrwöchigen Trainingspause gezwungen hat, wollen die Trainer kein Risiko eingehen.

Nuancen entscheiden über den Erfolg

Waibel spricht in diesem Zusammenhang von einem "klugen Belastungsmanagement". Erst nach dem Slalomblock im Januar mit fünf Rennen in drei Wochen soll Neureuther wieder an den Riesentorlauf herangeführt werden. Hier wirken viel größere Kräfte auf das Knie als im Slalom.

Neureuther selbst kann sehr gut damit leben, sich im Moment auf seine Spezialdisziplin zu konzentrieren. "Ich fühle mich gerade sehr wohl und kann in jedem Rennen voll angreifen." Im Slalom-Klassement liegt er augenblicklich auf Rang vier. "Es sind nur kleine Nuancen, kleine Fehler, die im Rennen über den Sieg entscheiden", sagte Waibel nach dem Erfolg von Marcel Hirscher in Zagreb. Im Ziel hatte der Österreicher am Donnerstag 29 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Neureuther.

Der grämte sich nur kurz über die vergebene Siegchance nach einem Fehler im Mittelteil. "Bei mir überwiegt ganz klar die Freude über den zweiten Platz." Denn er selbst hat das Selbstvertrauen und die innere Überzeugung, dass sein dritter Weltcup-Sieg nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Die Ski-alpin-Termine 2011/12

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