"Den Spitznamen Bode finde ich total lustig"

Von Interview: Christian Bernhard
Viktoria Rebensburg und ihr größter sportlicher Schatz: Die olympische Goldmedaille
© Getty

Viktoria Rebensburg ist neben Maria Riesch die größte deutsche Ski-Alpin-Hoffnung. Im Interview spricht die 21-Jährige über ihren Spitznamen Bode, einen Sommer ohne Urlaub und das Bücherwälzen nach dem Training.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Trotz Rang zehn nach Ihrer Halbzeitführung in St. Moritz: Sie haben mit Rang eins in Sölden und Platz zwei in Aspen einen tollen Saisonstart hingelegt. Haben Sie damit gerechnet?

Viktoria Rebensburg: Nein, das hätte ich mir nicht erwartet. Der Sommer ist schon gut gelaufen, aber einen Auftaktsieg kann man nicht planen. Mein Ziel für diese Saison war, erstmals ein Weltcuprennen zu gewinnen und dass es gleich im ersten Rennen geklappt hat, ist unbeschreiblich.

SPOX: Hat der Sieg in Sölden Druck von Ihren Schultern genommen?

Rebensburg: Den Druck von außen spüre ich nicht wirklich. Ich habe meine eigenen Zielsetzungen und Vorstellungen, die ich verfolge. Deshalb kommt das Drumherum bei mir nicht so zum Tragen. Aber es ist trotzdem schön, dass ich das gleich im ersten Rennen erledigt habe. (lacht)

SPOX: Durch Ihren Olympiasieg sind Sie abrupt in den Fokus der Medien geraten. Davor hatte sich fast alles einzig und allein um Maria Riesch gedreht. Wie gehen Sie damit um?

Rebensburg: Das belastet mich nicht. Im Sommer gab es schon den einen oder anderen Termin mehr, aber das war nicht das Problem. Es war positiver Stress und die Bestätigung dafür, dass der Winter gut war. Ich habe das gerne gemacht, weil ich mir gesagt habe: 'Ok, die Leistung hat gestimmt, dann gehört das dazu.'

SPOX: Sie haben in der vergangenen Saison völlig überraschend Olympia-Gold geholt, hatten dadurch einen anstrengenden Sommer und jetzt sind Sie mitten im Heim-WM-Winter. Haben Sie Angst, dass das alles zu viel werden könnte? Stichwort: mentale Belastung.

Rebensburg: Nein, wir haben gute Leute um uns herum, die versuchen, uns so gut wie möglich zu schützen. Das sollte also nicht zum Problem werden.

SPOX: Aber Sie hatten im Sommer ja nicht einmal Urlaub, da Sie nebenher auch noch studieren...

Rebensburg: Ich hatte schon überlegt, nach dem Trainingslager in Neuseeland in den Urlaub zu fahren. Aber dann habe ich mich am Daumen verletzt und so hat es sich leider zerschlagen. Aber ich habe die Tage zuhause genossen und quasi daheim Urlaub gemacht. Ich bin genauso frisch und relaxt wie im letzten Jahr, und das ist das Wichtigste.

SPOX: Wie läuft es mit dem Studium?

Rebensburg: Ganz gut, auch wenn es natürlich nicht ganz einfach ist. Ich mache das über eine Lernplattform im Internet, dort hole ich mir die ganzen Informationen. Deshalb bin ich recht flexibel und kann es mir selbst einteilen. Es gibt an der Uni in Erding nur drei Präsenzphasen a fünf Tagen, an denen man anwesend sein muss. Die Dozenten sind völlig offen für mich.

SPOX: Wie kann man sich das vorstellen: Hocken Sie sich nach dem Training noch vor die Bücher?

Rebensburg: Nicht jeden Tag. Das Gute ist ja, dass ich es mir einteilen kann. Deswegen bin ich nicht gezwungen, mich jeden Tag hinzusetzen und was zu machen. Im Sommer vor der Prüfungsphase muss man klarerweise Gas geben, aber jetzt ist es schon eher entspannt. Und im Winter steht das Studium ja sowieso hinten an. Es ist schon wichtig, aber jetzt habe ich nicht so viel Zeit dafür.

SPOX: Vergangene Saison wurde Ihr Fanklub in Ihrer Heimat Kreuth gegründet. Bei der Gründung hatte er 80 Mitglieder. Wie sieht es jetzt aus?

Rebensburg: Ganz genau weiß ich es gar nicht. Aber 200 Mitglieder waren es schon mal. Ein Teil davon war in Sölden dabei, nach meinem Sieg hatten wir großen Spaß. Ich kenne ja jeden Einzelnen. (lacht) Zur WM ist bereits einiges geplant, ein Bus fährt sicher nach Garmisch. Das ist cool.

SPOX: Was ist Ihnen wichtiger: Die WM oder der Riesenslalom-Weltcup?

Rebensburg: Beides ist mir wichtig. Natürlich hat die WM im eigenen Land eine Ausnahmestellung, aber der Weltcup hat auch eine große Bedeutung. Dort vorne dabei zu sein, heißt, dass man konstant ist.

SPOX: Ihr Chefcoach Thomas Stauffer sagte im SPOX-Interview, sie seien stabiler geworden. Was meint er damit?

Rebensburg: Ich bin wohl vom Stil her ein bisschen stabiler geworden bin, auch was Ausfälle betrifft. Aber es wird sich zeigen, ob es wirklich stabiler geworden ist oder nicht.

SPOX: Aber an Ihrem Stil, der Ihnen in Anlehnung an Bode Miller den Spitznamen Bode eingebracht hat, wird nichts verändert?

Rebensburg: Nein, um Gottes willen. Ich möchte meinen Stil auf gar keinen Fall verändern. Dieser Stil hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe. Klar muss ich das verfeinern und perfektionieren, aber der Stil bleibt gleich.

SPOX: Also bleibt auch der Spitzname Bode?

Rebensburg: (lacht) Ich bin selbst immer überrascht, wenn ich das höre. Ich kann ja nicht beurteilen, ob ich einen ähnlichen Stil fahre wie er. Aber ich finde es total lustig.

SPOX: Das Verhältnis mit Stauffer scheint sehr gut zu sein.

Rebensburg: Der Tom ist organisatorisch super drauf und bringt mit seiner Art mehr Ruhe in diesen Haufen rein. Es passt gut, alle sind zufrieden und das ist extrem wichtig. Intern muss es passen.

SPOX: Das ganze Team macht nach außen einen sehr harmonischen Eindruck. Täuscht dieser Eindruck?

Rebensburg: Nein, er täuscht nicht. Wir verstehen uns schon gut. Natürlich konzentriert sich jeder auf sein eigenes Ding, wir sind ja Einzelsportler, aber prinzipiell passt es ganz gut.

SPOX: Bahnt sich da etwa eine zweite goldene Generation nach Seizinger, Ertl und Gerg an?

Rebensburg: Das weiß ich nicht. Mal schauen, was die nächsten Rennen so bringen.

Tops und Flops: Per Laster über die Grenze

Artikel und Videos zum Thema