Schuster: "Auslaufende Springergeneration"

SID
Martin Schmitt war mit seinen Sprüngen über 115,5 und 108 Meter nicht zufrieden
© Getty

Nach dem schlechtesten Tourneestart seit 24 Jahren gab es ein paar Bier und heftige Kritik an den Routiniers um Martin Schmitt, dann wurde für das Neujahrsspringen die Devise Wiedergutmachung ausgegeben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Wir sind besser und werden das auch wieder unter Beweis stellen. In Garmisch-Partenkirchen werden wir deutlich stärker sein", sagte Bundestrainer Werner Schuster am Tag nach dem enttäuschenden Abschneiden der DSV-Adler beim Auftaktspringen der 58. Vierschanzentournee in Oberstdorf trotzig.

Zugleich hakte Chefcoach Schuster alle Ambitionen in der Gesamtwertung ab und nahm so deutlich wie nie seine Routiniers unter Beschuss, die auf der Schanze am Schattenberg versagt hatten: Vizeweltmeister Schmitt wurde nur 23., Michael Uhrmann stürzte sogar auf den letzten Rang ab. "Sie haben bei diesen Bedingungen Schwierigkeiten und können sich nicht umstellen", sagte Schuster. Er sei zwar nach wie vor "sehr froh", die Arrivierten im Team zu haben, "aber das ist eine auslaufende Springergeneration. Da gibt es Grenzen. Sie sind zu guten Leistungen fähig, aber nicht konstant".

Deshalb ist sich der Coach nicht sicher, wohin der Weg seiner Springer in den kommenden Wochen führen wird: "Vielleicht haben wir den Tiefpunkt noch nicht erreicht, vielleicht sind wir auch freier geworden. Das sind die Sünden der Vergangenheit, die wir ausbaden. Wir stecken in einer Entwicklung, in der wir solche Tage nicht ausblenden können."

"Schlechtestmöglicher Auftakt"

Am Abend vorher war der Frust bei den Deutschen mit Ausnahme des zwölftplatzierten Newcomers Pascal Bodmer noch groß gewesen.

Doch in Einzelgesprächen und beim ein oder anderen Bier war Schuster nach dem "schlechtestmöglichen Auftakt" bemüht, den Blick gleich wieder nach vorne zu richten und sein Team auf Teil zwei der Tournee mit der Qualifikation am 31. Dezember und dem Springen am 1. Januar einzuschwören. "Wir werden mit der nötigen Moral weitermachen. Die Stimmung ist absolut intakt", sagte er vor der Abreise am Donnerstag nach Garmisch.

Während es bei den Deutschen lange Gesichter gab, waren die überragenden Österreicher und vor allem Rekordgewinner Janne Ahonen mit sich und der Welt zufrieden. Der Finne, der in dieser Saison nach über einjähriger Wettkampfpause in den Skisprung-Zirkus zurückgekehrt war, konnte mit seinem überraschenden zweiten Platz bei Regen und wechselnden Winden als Einziger in die Phalanx der Österreicher einbrechen.

Andreas Kofler mit zwölf Punkten Vorsprung vor Ahonen auf Platz eins, Thomas Morgenstern als Dritter und Vorjahressieger Wolfgang Loitzl als Vierter sorgten für ein überragendes Ergebnis der ÖSV-Adler. "Die sind allen anderen meilenweit voraus", sagte Schuster zur Übermacht seiner Landsleute.

Hüttel spricht Schuster Vertrauen aus

Bodmer liegt als bester Deutscher 38,3 Punkte hinter Kofler chancenlos zurück, trotzdem ist er mit seinen 18 Jahren die große Hoffnung für die Zukunft. "Pascal ist herauszuheben. Ich bin froh, dass die jungen Springer deutlich unempfindlicher für Wind und Wetter sind", sagte Schuster.

Eine Alternative zum eingeschlagenen Weg der Verjüngung gibt es nach Ansicht des sportlichen Leiters Horst Hüttel nicht. "Das braucht Zeit, Mut und Ruhe. Wir werden nicht in Hysterie verfallen", sagte Hüttel.

Er sprach deshalb auch Schuster einmal mehr das Vertrauen aus: "Ich bin überzeugt, dass wir nach vorne kommen, wenn wir Werner die Zeit geben. Die wird er von uns bekommen." Auch Schuster selbst betonte in Oberstdorf, "dass ich diesen Aufbau gerne weiterbetreiben würde. Ich habe die Energie." Er wird allerdings noch viel Arbeit und Bier für seinen Weg benötigen.

Ergebnis des Auftaktspringens